Jessen Jessen: Inselleben im Paradies
JESSEN/MZ. - Mehr als fünf Jahre diente Oberstleutnant Josef "Sepp" Wimmer als Kommandeur der Lufttransportgruppe 62 in Holzdorf. Eine Zeit, in der er mit seinen Taten die positive Außenwirkung des Fliegerhorstes maßgebend prägte. Dementsprechend gut ist der inzwischen 57-Jährige bis heute vielen Menschen der Region in Erinnerung geblieben.
Führungskräfte der Bundeswehr führen zuweilen ein unstetes Leben. In den letzten 13 Dienstjahren vor der Kommandoübernahme in Holzdorf, sagt Sepp Wimmer, habe er neun Mal den Dienstort gewechselt. Als Offizier in leitender Funktion wusste der gebürtige Bayer sehr wohl, was diesbezüglich auf ihn zukommt. Zumal sein Dienstherr ihn auch an Orte schickte, um die andere den einstigen Hubschrauberpiloten beneiden würden. So lebte und arbeitete Wimmer unter anderem von 1985 bis 1988 als Seenot- und Gebirgsretter auf der britischen Luftwaffenbasis Anglesey im Norden von Wales. Jenem Ort, an dem heute William, Prinz von Großbritannien und Nordirland, in gleicher Funktion seinen Dienst versieht. "Wer weiß, vielleicht schläft er im selben Bett wie ich, wenn er auf der Rettungsstation Nachtdienst hat", kommentiert Sepp Wimmer verschmitzt die prominente Nachfolge.
Wirkliche Spuren hat Sepp Wimmer aber in Holzdorf hinterlassen. Gemeinsam mit Oberst Eckhard Wiegand öffnete er den Fliegerhorst nach außen, organisierte Oktoberfeste und Boßelturniere, brachte letzte Barrieren zwischen Militär und zivilem Umfeld zum Einsturz. Zudem oblag es ihm in seiner Funktion als Kommandeur, die wohl intensivste Phase der Baumaßnahmen auf dem Fliegerhorst mit einzuläuten. Unvergessen bleibt aber auch der Pilot Sepp Wimmer, der während des Elbe-Hochwassers 2002 wie Hunderte seiner ihm unterstellten Soldaten dabei half, der Wassermassen Herr zu werden. Seit dem 31. Dezember 2006 ist Wimmer Oberstleutnant a.D. "Ich hatte viele schöne Momente als Soldat. Deshalb fiel es mir auch nicht schwer, den Abschied einzureichen", blickt er auf sein Dienstende zurück. Zumal ihm das lieb gewordene Umfeld diesmal nicht verloren ging. Mit Lebensgefährtin Heidi Mehnert hat er sich in Jessen heimisch eingerichtet. Bis heute ist der Ort an der Schwarzen Elster sein Hauptwohnsitz.
Wimmer genießt es, die Geschehnisse um und auf dem Bundeswehrstandort nunmehr aus der Perspektive des stillen Beobachters zu verfolgen. Nicht selten traf man ihn bis 2009 auch am Brandiser Badesee, wo Heidi Mehnert sieben Jahre lang einen Kiosk gepachtet hatte. Ab 2007 blieben jedoch in den Wintermonaten sein deutsches Handy und Telefon für Anrufer stumm. Unmittelbar nach Wimmers Dienstantritt in Holzdorf 2001 schuf sich das Paar auf der spanischen Ferieninsel La Palma ein kleines Domizil, das es mit viel Liebe nach und nach ausbaute. Für Wimmer der perfekte Ort, um zu entspannen. Die 708 Quadtratkilometer große Insel bietet alles, was beide suchten. Die offiziell besten klimatischen Verhältnisse in Europa, saubere Luft und ein grünes Umfeld, wie man es sich in Deutschland nur erträumt. Ein Sprichwort sagt: Wen Gott liebt, dem schenkt er Wasser und ein Leben auf La Palma. So gesehen haben Sepp Wimmer und Heidi Mehnert gute Karten. Denn von ihrer in 400 Meter Höhe liegenden kleinen Finca blicken sie direkt aufs Meer und in die Berge. "Die Insel ist genial. Ein gelungener Mix aus Bayern und der Nordsee", freut sich Wimmer. Streifzüge durch die Natur, bei denen er auch seinem Hobby, der Fotografie, nachgeht, ein grüner Garten und das Kochen halten beide nach eigenem Bekunden auf Trab. Langeweile bleibt ihnen trotz Ruhestand ein Fremdwort.
Im Sommer zieht es die Wahl-Spanier in ihre deutsche Heimat zurück. Dann gilt es Freunde zu treffen, Freundschaften wach zu halten. Bei den Stammtischfreunden im Schützenhaus Jessen ebenso wie beim Rotaryclub Herzberg, dessen Präsident Sepp Wimmer von 2005 bis 2006 war. Schnee, Kälte und deutsche Weihnacht vermisst Sepp Wimmer bei aktuell 20 Grad Celsius aber nicht. "Am Heiligabend gehen wir erst am Meer frischen Fisch essen und gegen Mitternacht in die Messe. Um die Weihnacht zu fühlen, bedarf es keines Winters", sagt er mit dem ihm eigenen Humor. Zudem, ergänzt er, sei man doch gerade mal vier Flugstunden von Deutschland entfernt. Für Piloten wahrlich ein Klacks.