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Hospizverein Hospizverein: Ehrenamtliche begleiten Sterbende

Von Detlef Mayer 09.01.2013, 19:03

Jessen/MZ. - "Ich habe gewusst, ich muss mich nicht alleine kümmern. Es gibt Leute, die mich unterstützen", denkt Frank Blanke an das knappe Dreivierteljahr zurück, in dem ihm der Hospizverein "Endlich Leben" bei der Begleitung seiner Frau Brunhilde beistand. Sie war schwer krebskrank und ist im November 2011 51-jährig verstorben. "Es war sehr hilfreich für meine Frau und mich, als Frau Schnee zu uns gekommen ist", sagt der Jessener dankbar.

Beim Kochen angetroffen

Er erinnert sich an den ersten Kontakt. Brunhilde Bernhardt - damals hatten er und seine Partnerin noch nicht geheiratet - war in Leipzig von der Uni-Klinik ins Hospiz verlegt worden, durfte aber nach Hause. Im Vorfeld stellte die Klinik den Kontakt zu "Endlich Leben" her.

Dieses Vorgehen sei, die Zustimmung der Betroffenen vorausgesetzt, die Regel, erklärt Dorothea Schnee, Vorsitzende des Hospizvereins. Sie hat bis heute das Bild vor Augen, wie sie beim "Antrittsbesuch", die Familie in Jessen beim Kochen antraf. "Ihre Frau schnippelte gerade Gemüse", meint sie an Frank Blanke gerichtet. Er entgegnet: "Sie wollte immer aktiv sein, trotz ihrer Krankheit."

Um möglichst mobil zu bleiben, standen ihr die erforderlichen technischen Hilfsmittel zur Verfügung. Sie hatte einen Rollstuhl und einen Treppensteiger, ohne den es im Neubaublock nicht ging. So konnte sie in Begleitung auch Spaziergänge unternehmen.

An der Seite von Brunhilde Bernhardt war dabei, wenn der Mann oder die Tochter nicht konnten, vor allem Monika Naumann, gelegentlich auch Sabine Aho, beide ehrenamtlich für "Endlich Leben" aktiv. Sie sei ein lebenslustiger Typ gewesen, meint Sabine Aho rückblickend. "Sie hat eine große Nähe zugelassen, bis zum Schluss." Monika Naumann war zur Stelle, wenn Frank Blanke mal selbst zum Arzt oder einen anderen Termin wahrnehmen musste oder Hilfestellungen bei Ämtergängen gefragt waren. Darüber hinaus konnte Frank Blanke natürlich im Wittenberger Vereinsbüro anrufen, falls er dringend einen Rat brauchte.

Monika Naumann sieht das Hauptziel ihres Bemühens darin, für den Sterbenden die Normalität herzustellen - kleine Handreichungen, Hilfestellungen, Gespräche oder Vorlesen gehören beispielsweise dazu - und "nicht, wie vielleicht andere, die Flucht vor dem Tod zu ergreifen". Letzten Endes, so Dorothea Schnee, "entscheiden die Angehörigen oder der Sterbende selbst, wie oft er jemanden vom Hospizverein sehen möchte". Es gelte der Grundsatz, soviel wie möglich in der Familie zu regeln.

Heirat wie versprochen

Der schrecklichste Augenblick, so Frank Blanke, sei für ihn gewesen, als ihm die Palliativmediziner eröffneten, dass seine Partnerin Weihnachten 2011 nicht mehr erleben werde. Da sei es an der Zeit gewesen, ein früheres Versprechen einzulösen: Es wurde geheiratet. 14 Tage später schloss Brunhilde Blanke für immer die Augen.

Eine erfüllende Arbeit

Für viele Menschen sei es schwierig, sich unter ambulanter Hospizarbeit etwas vorzustellen, weiß Dorothea Schnee. Was machen die Ehrenamtlichen da eigentlich? - eine Frage, mit der sie immer wieder konfrontiert werde. Selbst Leute, die in die Sprechstunden kommen, wissen das oft nicht. Sie versichert: "Vor solch einem Ehrenamt muss keiner Angst haben."

Und Sabine Aho ergänzt: "Die kurze Zeit, die man mit den Sterbenden verbringt, ist mir wichtig. Es ist nicht nur eine sinnvolle Arbeit, sondern eine sehr erfüllende. Mit Kleinigkeiten kann man viel Freude bereiten, und von dem Betreuten bekommt man viel zurück. Das kann sich jeder zutrauen." Monika Naumann gibt zu, nah am Wasser gebaut zu haben. "Aber bei der Hospizarbeit kann ich springen. Ich habe einen neuen Blick aufs Leben bekommen und einen anderen Umgang mit dem Sterben gelernt."