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Asphaltband im Privatwald

Von Detlef Mayer 23.08.2005, 14:36

Holzdorf/MZ. - Eigentlich fehlen Inge Wendorff die Worte für das, was da passiert ist. Und wenn sie dann doch welche findet, sind es keine freundlichen. Schließlich wurde ihr Waldgrundstück am Waldweg / Feldstraße in Holzdorf klammheimlich um fast einen Meter schmaler gemacht und das auf einer Länge von knapp 25 Metern. Auf dem abgezweigten Streifen befindet sich jetzt ein Teil der 2003 dort entstandenen (zu breiten) kommunalen Asphaltpiste.

Seit dem 5. August kann diesen Umstand niemand mehr bestreiten. Das Katasteramt Wittenberg hat nachgemessen und die Grenze festgestellt. Die in den Asphalt eingelassenen Messpunkte belegen das ganz eindeutig. Die Grenzfeststellung hatte Inge Wendorff, zu Hause in München, auf eigene Rechnung in Auftrag gegeben, nachdem mit der Stadt Jessen (seit Frühjahr 2004 ist Holzdorf Stadtteil) eine gütliche Einigung nicht zu erreichen war. Natürlich wird sie versuchen, sich das Geld von der Kommune zurückzuholen, ist sie doch die Geschädigte, weil es bei der Bauvorbereitung oder -ausführung jemand nicht so genau genommen hat. Ihre und die Forderungen des auf einer Länge von über 70 Metern ebenfalls betroffenen Nachbar-Waldbesitzers, Erbengemeinschaft Florian Gründler und Schwester, sind jedenfalls eindeutig: die Straße ist zurückzubauen und die in Anspruch genommene Waldfläche wieder aufzuforsten. Das wollen die beiden durchsetzen, wenn es sein muss gerichtlich.

Auf die "Landnahme" war Inge Wendorff eher zufällig in Gesprächen mit Revierförstern aufmerksam geworden. Die daraufhin einsetzende Suche nach den Grenzsteinen bleib erfolglos, die waren verschwunden. Aber ein Auszug einer vom Katasteramt angeforderten Liegenschaftskarte bestätigte, dass sich an der Wegbreite von 4,50 Metern seit 1948 nichts verändert hat. Und beim Nachmessen landete Inge Wendorff annähernd dort, wo die amtlichen Vermesser nun auch die Grenze feststellten.

Im Vorfeld des Straßenbaus im Waldweg, den sie im Übrigen für überflüssig hält, weil es keine Anlieger gibt, habe niemand von der damals noch selbstständigen Gemeinde Holzdorf mit ihr über das Vorhaben gesprochen, sagt Inge Wendorff, aber mit einem nicht unerheblichen Straßenausbaubeitrag sei sie anschließend belegt worden. Den hatte sie in Raten bereits abzuzahlen begonnen, diese nach Bekanntwerden der Land-Abzwackerei jedoch wieder ausgesetzt. Daraufhin ließ die Kommune ihre Mieten (von den Wohnungen in der alten Bäckerei) pfänden. Das sei zusätzlich zu dem übrigen Ärger rufschädigend gewesen, so Inge Wendorff gegenüber der MZ. Jessens Bauamtsleiterin Annemarie Schällig meinte zu dem Vorgang: Die Straße im Holzdorfer Waldweg sei richtig projektiert, aber durch die örtlichen Gegebenheiten wohl leicht überbaut worden. Nach der ihr vorliegenden Karte könne sie den Überhang von einem knappen Meter jedoch nicht nachvollziehen. Die Stadt habe kein Interesse, das Land zu kaufen, eher werde man den Überhang zurückbauen.