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Schulbeginn in Hettstedt Schulbeginn in Hettstedt: In alle Himmelsrichtungen

Von Jörg Reiber 04.09.2014, 12:44
Früh am Morgen warten die Busse auf dem Betriebshof der VGS in Hettstedt auf die Abfahrt. Mit Schulbeginn rollen wieder über 40 Fahrzeuge .
Früh am Morgen warten die Busse auf dem Betriebshof der VGS in Hettstedt auf die Abfahrt. Mit Schulbeginn rollen wieder über 40 Fahrzeuge . Reiber Lizenz

Hettstedt - Morgens um halb vier beginnt der Arbeitstag von Siegmund Porzucek. Wenn der Disponent der Verkehrsgesellschaft Südharz (VGS) auf dem Betriebshof in Hettstedt seine Frühschicht in der Einsatzzentrale der VGS antritt, muss er den Tourenplan prüfen, nach neuen Straßensperrungen schauen und die Fahrer einweisen. Am Donnerstag ging es bis gegen 5.30 Uhr noch recht gemächlich zu auf dem Gelände der kommunalen Busgesellschaft, doch danach wurde es innerhalb von zehn Minuten plötzlich hektisch vor der Fahrzeughalle. Mehr als 40 Busse starteten dann in den wenigen Minuten zu ihren Touren in alle Richtungen. Das sind zum Schuljahresbeginn doppelt so viele Fahrzeuge wie in der Ferienzeit. „Jetzt wird es wieder richtig stressig am Morgen“, räumt der Disponent ein.

Stressig wird der Tag auch für die Fahrer. „Zuerst fahren sie als ganz normale Linienbusse raus auf die Dörfer“, erklärt Porzucek. Auf dem Rückweg in die Kupferstadt fungieren die modernen Fahrzeuge dann als Schulbusse und sammeln die Kinder und Jugendlichen unterwegs ein, um sie zu ihren Schulen zu bringen. Manche Schüler müssen dann auch auf dem Busbahnhof der Kupferstadt noch einmal umsteigen.

In den Sommerferien haben viele Busfahrer betriebsbedingt auch Urlaub. Ansonsten sind die Arbeitszeiten der Fahrer nicht einfach. Einige Fahrer müssen ihren Dienst am Vormittag für vier Stunden unterbrechen und am Nachmittag wieder ihre Fahrten antreten. Wer aus in der Nähe kommt, fährt nach Hause. Andere bleiben im Aufenthaltsraum oder erledigen in der freien Zeit ihre Wege. Erst um 23.30 Uhr gehen die Lichter auf dem Betriebshof wieder aus.

Dann geht es an den Haltestellen in Hettstedt zu, wie in einem Ameisenhaufen, was am Donnerstag gut zu beobachten war. Die Busse kommen im Minutentakt auf dem Busbahnhof an. Hunderte Schüler laufen kreuz und quer über den Platz zu ihrem nächsten Bus oder sie gehen zu den Schulen am Markt. Mittendrin stehen einige Eltern und passen auf, dass ihre Kinder auch in den richtigen Bus steigen. „Hier sollten eigentlich auch Begleitpersonen stehen, die aufpassen und die Kinder einweisen, wo sie hin müssen“, sagte ein Vater zur MZ. Ein oft gehörter Wunsch.

Sind die Schüler erst einmal in den Bussen, beginnt der Stress dann für die Fahrer gerade an den ersten Tagen erst richtig. „Dann sind die Kinder noch ein wenig übermütig und müssen sich erst wieder an die Verhaltensregeln in den Bussen gewöhnen“, sagte Porzucek. Meist sei es zwar nur kurz laut und unruhig, aber manchmal übertreiben es die Schüler auch. Es wird dann erst versucht, auf die Schüler einzuwirken.

„Wir haben auch schon einmal Schüler auf den Fahrersitz gesetzt, damit sie merken, wie man sich da vorn fühlt und was man überhaupt vom Fahrgastraum des Busses mitbekommen kann“, so Porzucek. Das bringe die Schüler oft schon zur Vernunft. Wenn das aber auch nichts hilft, wird dann mit den Schulen geredet. Ab und an gibt es auch mal Aussprachen mit den Eltern der Schülern. Ganz selten muss die Polizei geholt werden.

Porzucek, der bereits seit 35 Jahren in dem Unternehmen arbeitet, kann sich noch gut an einen Fall aus dem vergangenem Schuljahr erinnern. Da übertrieben es Schüler einer bestimmten Grundschule. Alles Reden half nichts. Als dann aber die Polizei mit der VGS zusammen in dieser Grundschule auftauchte und mit den Schülern gesprochen hat, änderte sich deren Benehmen schlagartig. „Seitdem gab es keine Vorkommnisse mehr.“

Doch auch an den Schulen lief am ersten Schultag nicht alles so, wie es sollte. Vor allem an der evangelische Grundschule in der Beethovenstraße mussten die Schüler erst einmal eingewiesen werden.

Denn dort sind seit Donnerstag auch einige Klassen der „Anne Frank“- Schule untergebracht, so lange die saniert wird. „Wir mussten eine Lehrkraft abstellen, die hier draußen die Schüler in Empfang nimmt und sortiert“, sagte Carmen Reinke, eine der Lehrerinnen der Grundschule. Die Frank-Schüler wussten einfach nicht, wo sie hin müssen. Reinke blieb dann gleich draußen am Straßenrand stehen und nahm dann später auch die Grundschüler in Empfang, die ihren ersten Schultag dort hatten. (mz)

Die ersten Schüler auf Platzsuche im Bus.
Die ersten Schüler auf Platzsuche im Bus.
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Disponent Siegfried Porzucek hat in der Einsatzzentrale alles im Blick.
Disponent Siegfried Porzucek hat in der Einsatzzentrale alles im Blick.
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