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Stadtgeschichte Halle Stadtgeschichte Halle: Kleiderbügel als Erinnerung an Karstadt-Kaufhaus

Von Silvia Zöller 26.02.2016, 15:51
Das Karstadt-Haus in der Großen Ulrichstraße wurde 1935 nach den Plänen des Hausarchitekten Schaefer umgebaut. Auf über 3.000 Quadratmetern wurden hier Waren verkauft. In den 90er Jahren musste das dann marode Haus dem Neubau der „Rolltreppe“ weichen.
Das Karstadt-Haus in der Großen Ulrichstraße wurde 1935 nach den Plänen des Hausarchitekten Schaefer umgebaut. Auf über 3.000 Quadratmetern wurden hier Waren verkauft. In den 90er Jahren musste das dann marode Haus dem Neubau der „Rolltreppe“ weichen. Archiv Holger Bergt

Halle (Saale) - Ein Karstadt-Warenhaus gab es nicht nur bis 2007 in der Mansfelder Straße. Sondern auch von 1927 bis 1945 an der Stelle der heutigen Rolltreppe am Kleinschmieden. Das wissen nicht nur alte Hallenser - sondern auch ein Bremer. Holger-Philipp Bergt beschäftigt sich seit 25 Jahren mit der Geschichte der Karstadt-Häuser in Deutschland und wird deshalb auch gerne als „Warenhaus-Experte“ bezeichnet. Allerdings, so der Hobby-Historiker: „Bisher habe ich durch Zufall eine Werbebeilage von Karstadt in Halle erstanden, das ist leider alles.“

Zur Vorbereitung einer Ausstellung zum 135-jährigen Bestehen von Karstadt in diesem Jahr sucht Bergt nun noch nach Werbung, alten Holzkleiderbügeln, Fotos, Zeugnissen oder anderen Erinnerungen an das Karstadt-Haus in Halle. Aber auch an Erlebnisberichten früherer Mitarbeiter des Kaufhauses ist der 50-Jährige interessiert.

Beste Geschäftslage

Wieso sich der Schifffahrt-Kaufmann für Karstadt interessiert, kann er ganz einfach erklären: Schon immer hat ihn die besondere Architektur der Karstadt-Häuser - und nicht nur in seiner Heimatstadt Bremen - in den Bann gezogen. „Philipp Schaefer war ab 1920 bis zu seinem Tod 1952 Chefarchitekt und Leiter der Bauabteilung bei Karstadt. Er entwickelte den sogenannten Karstadt-Stil“, erklärt Bergt.

Und seine Spuren hat Schaefer auch in Halle hinterlassen: Die Fassade des Warenhauses wurde 1935/36 nach seinen Plänen gestaltete. Wie es dazu kam, hat Bergt recherchiert. „Im Geschäftsbericht für das Jahr 1925 der damaligen Rudolph Karstadt AG wird erwähnt, dass Grundstücke mit 5.000 Quadratmetern in bester Geschäftslage von Halle, im Bereich der Großen Ulrichstraße und dem Universitätsring gekauft worden sind.“ Doch der dort geplante Neubau ist nie entstanden, da das Warenhaus Leopold Nussbaum am Kleinschmieden 1927 von Karstadt übernommen wurde. Schon vorher sei das Haus eine Niederlassung der Hamburger Firma M.J. Emden Söhne gewesen, deren Filialen so wie in Halle unter eigenem Namen firmierten. Durch die Übernahme von Emden wurde Nussbaum so zu Karstadt.

„Das Haus wurde auf Karstadt umgestellt, und der rechte Gebäudetrakt, der Jugendstil-Altbau Nußbaum, erhielt um 1935/36 eine neue, dem Geschmack der damaligen Zeit angepasste Fassade nach Plänen Philipp Schaefers“, weiß der Hobbyhistoriker. Die Verkaufsfläche betrug 3.060 Quadratmeter, es seien 273 Angestellte beschäftigt gewesen.

Zum 31. März 1946 wurde das Haus enteignet und „Volkseigentum“. Nach dem Krieg wurde das „Rolltreppe“ genannte Warenhaus zu „Konsument“, nach 1990 zu „Horten Konsument“, und letztlich auch aufgrund des miserablen Bauzustandes durch Kriegszerstörungen und schlechte Unterhaltung der Gebäudesubstanz während der DDR-Zeit nach dem Auszug von Horten 1997/98 für die „Stadtgalerie Rolltreppe“ abgebrochen.

Bergt, der ein umfangreiches Privatarchiv hat und bereits mehrere Ausstellungen zur Karstadt-Geschichte gemacht hat, würde sich sehr über mehr Informationen zum Haus in Halle freuen: „Da Halle nur verhältnismäßig wenig kriegszerstört wurde, bin ich mir sicher, dass irgendwo noch alte Holzkleiderbügel mit Aufschrift ’Karstadt Halle/Saale’ oder anderes vorhanden sind. Bestimmt haben ältere Hallenser noch das eine oder andere Karstadt-Relikt aus dieser Zeit im Kleiderschrank oder auf dem Dachboden.“ (mz)

MZ-Leser, die noch Erinnerungsstücke an das alte Karstadt-Kaufhaus haben, können sich an die Lokalredaktion wenden: Tel 0345/5654500 oder per Mail unter [email protected]

Kleiderbügel von Karstadt-Häusern
Kleiderbügel von Karstadt-Häusern
Archiv Holger Bergt