Polizei sucht Hinweise nach Rollstuhl-Klau Polizei sucht Hinweise nach Rollstuhl-Klau: Straftaten gegen Behinderte kein Tabu mehr?

Halle (Saale) - Uwe Willamowski, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes Halle, ist sprachlos: Dreiste Diebe haben am Freitag seinen Elektrorollstuhl gestohlen. Wie erst jetzt bekannt wurde, sind die Unbekannten vor einer Woche in der Nacht vom 30. zum 31. Januar in einen abgeschlossenen Schuppen in der Azaleenstraße vor Willamowskis Wohnung in Neustadt eingedrungen, in dem der Rollstuhl abgestellt war. Dafür hatten die Diebe die Eingangstür aufgebogen. Der Schaden beläuft sich auf rund 8.000 Euro.
Seit Donnerstag sucht die Polizei nun öffentlich nach Zeugen und Hinweisen. Demnach verwendeten der oder die Täter zum Abtransport des Elektrorollstuhls vermutlich ein Fahrzeug. Zeugen, die im angegebenen Zeitraum in der Straße verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben sollen sich bei der Polizei unter (0345) 2242000 melden.
Auch hofft man auf Hinweise, ob der Elektrorollstuhl der Marke Meyra (Typ Optimus 2, Farbe: blau) oder Teile davon nach der Tat zum Kauf angeboten worden.
Zusammenhang mit Brandanschlag auf Transporter
Der Rollstuhl war jedoch elektronisch gesichert und dadurch nicht fahrbereit, so dass die Täter das Gefährt heraustragen mussten. Der Verbandschef erstattete Anzeige bei der Polizei. „Wir verlieren alle unsere Werte“, sagt Willamowski. Straftaten gegen Behinderte und Kinder seien bislang immer tabu gewesen - nun offenbar nicht mehr.
Er geht davon aus, dass die Diebe den Rollstuhl in Geld umsetzen wollen. Einen Zusammenhang zu dem Brandanschlag auf den Transporter des Allgemeinen Behindertenverbandes, der im September 2019 in Flammen aufging und völlig zerstört wurde, sieht er nicht. Mit Hilfe von Spenden konnte ein neuer Transporter angeschafft werden, der in der kommenden Woche übergeben wird.
Eigentümer des Elektrorollstuhls liefert innerhalb von Stunden Ersatz
Dank der Unterstützung eines Sanitätshauses muss Willamowski jedoch auch nach dem Diebstahl nicht auf einen Rollstuhl verzichten. „Das Sanitätshaus ist der Eigentümer des gestohlenen Rollstuhls“, erläutert er. Über eine Verordnung habe er den Rollstuhl erhalten, die Krankenkassen tragen die Kosten dafür.
Nachdem er das Sanitätshaus über den Diebstahl informiert hatte, hatte er innerhalb einer Stunde einen gebrauchten Ersatz-Rollstuhl vor der Tür stehen. „Und das, obwohl noch Umbauarbeiten notwendig waren“, sagt er.
Nach einer Reparatur des Schuppens und der Installation einer Alarmanlage kann Willamowski jetzt dennoch nicht gut schlafen. „Schließlich ist der Ersatz-Rollstuhl im selben Schuppen abgestellt“, sagt er. Er hofft darauf, dass er nicht erneut Opfer eines Einbruchs wird. (mz)

