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Musicalproduktion "Fame" in Halle Musicalproduktion "Fame" in Halle: Rockstar Dirk Zöllner erprobt sich als Musical-Darsteller

Von Anika Garz 27.01.2015, 12:39
Dirk Zöllner in einer Probenpause im Casino des Neuen Theaters
Dirk Zöllner in einer Probenpause im Casino des Neuen Theaters Lutz Winkler Lizenz

Halle (Saale) - Eine Zigarette brauche er schnell noch, und einen großen Milchkaffee, sagt Dirk Zöllner, bevor er sich zum Gespräch setzen kann. Kurze Momente der Ruhe, so scheint es. Er kommt gerade von der Probe zum Musical „Fame“. Obwohl - eigentlich kommt er direkt von einer Tournee zurück und ist eigentlich schon auf dem Sprung zur nächsten Konzerttour. Quasi ein ständiger Bühnenwechsel.

Eine Woche ist er jetzt erst mal in Halle und probt für die Musicalproduktion „Fame“, die am 20. Februar im Opernhaus Premiere feiert. Danach eine Woche Konzerttour in Österreich, bevor er sich voll auf die Proben konzentrieren kann.

Zuletzt ist er mit dem „Ensemble Melancholia“ unterwegs gewesen. neben seinen drei Musikerkollegen an Bratsche, Geige und Cello bringt er die Stimme in die schwermütigen Klassikkompositionen - unter anderem auch von Händel.

Schlaflos in Halle

Erst spät in der Nacht ist Zöllner nach seinem letzten Tourtermin in der Händelstadt angekommen und nach vergeblichen Schlafversuchen zu den Musicalproben weitergezogen.

Um zehn Uhr fangen die Proben an und enden mit Unterbrechung auch wieder um zehn Uhr am Abend. Die Pause von drei bis sieben nutze jeder dazu, sich mit dem neu Einstudierten zu beschäftigen. „Das funktioniert nur mit Eigeninitiative“, sagt Zöllner. „Man muss sich einfach noch mal setzen und alles wieder und wieder durchgehen.“ Durchaus verständlich, dass er sich „von dem Tempo fast erschlagen“ fühlt.

Doch wenigstens könne er sich aus den Tanzstunden, die parallel laufen, ein wenig raushalten und nur beobachten. Denn der Nick Piazza, den Zöllner verkörpert, gleicht nicht der amerikanischen Musicalvorlage.

In der Rolle des gescheiterten Studienabbrechers

Der Originalfilm „Fame“ von 1980, sowie das danach entwickelte Musical von 1988 zeigen den Weg einer Gruppe von Studenten an der High School of Performing Arts in New York und ihren Traum vom Erfolg. Es gibt viele Gesangs- und Tanzszenen mit komplizierten Choreografien. Doch statt einem ambitionierten Schauspielstudenten verkörpert Zöllner den gescheiterten Studienabbrecher, der nun als Kneipenwirt Nacht für Nacht hinter seinem Tresen steht.

Anlässlich eines Jubiläums kommt der ehemalige Student jedoch an seine Ausbildungsstätte zurück und durchlebt in Retrospektiven die Höhepunkte der Studienzeit. Matthias Brenner, NT-Intendant und Regisseur dieses Stücks, bringt so eine neue Ebene in die Geschichte der jungen Schauspieler, die sich, so Zöllner, oft „als Mittelpunkt des Universums sehen“. Für Dirk Zöllner, der sich selbst als spätpubertär bezeichnet, ein spannendes Thema und nicht ganz fremd.

Doch wie kam er von der Konzert- auf die Schauspielbühne? Lesen Sie auf der nächsten Seite weiter.

Seit den frühen 80er Jahren ist der 53 jährige mal mit, aber auch oft ohne Band in der Musikszene unterwegs und geht auch mal mit einem anderen Genre fremd. So stand er mit seiner Ostrock-Band „Die Zöllner“ 1988 als Vorband von James Brown mit Bigband auf der Bühne, mimte 2006 an der Staatsoperette Dresden den Jesus in der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ oder interpretiert klassische Stücke, wie kürzlich mit dem „Ensemble Melancholia“.

Zöllner entschied sich früh für die Musikerlaufbahn und gründete 1982 die erste Band: „Saumäßig“. Es folgte „Chicorée“ 1984 und „Die Zöllner“ 1987. Elf Jahre ist er mit „Die Zöllner“ erfolgreich unterwegs und startet 1998 seine Solokarriere. Diese führt ihn unter anderem auf Israeltour, macht mit dem „Café Größenwahn“ einen Abstecher ins Fernsehen, und führt ihn mit „Jesus Christ Superstar“ und „Fame“ auf die Schauspielbühne.

Natürlich wollte es der Zufall so. Der musikalische Leiter von „Jesus Christ“ habe ihn in einem Konzert gesehen und daraufhin für die Rolle des Jesus vorgeschlagen, erzählt Zöllner. Zu „Fame“ sei er ebenfalls eher zufällig gekommen. Einen Anruf habe er bekommen, ob er nicht einspringen könne, der ursprünglich vorgesehene Schauspieler habe sich das Bein gebrochen. Doch vergleichbar sind „Jesus Christ“ und „Fame“ eigentlich nicht. Die Proben zu „Fame“ wären etwas ganz anderes, sagt er. „Es gibt viele strenge Arrangements, viel mehr szenische und schauspielerische Sachen zu lernen.“ Die Arbeit sei toll, sagt Zöllner, aber ein unglaubliches Pensum.

Der Hotel-Schreck

Da wird auch noch im Hotelzimmer weiter geprobt. In einem Hotel hätten auch schon die Nachbarn durch wildes Klopfen ihren Unmut geäußert, erzählt Zöllner. Jetzt sei er in einem schönen Hotel am Dom untergekommen, da würde er niemanden mehr mit seinem späten Gesang stören.

Mit diesem Plakatmotiv wirbt das Theater für seine Produktion.
Mit diesem Plakatmotiv wirbt das Theater für seine Produktion.
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