Pläne der Stadt Laternenfest Halle 2017: Halles Volksfest endlich barrierefrei - nur wie?

Halle (Saale) - Am letzten August-Wochenende ist es wieder so weit: Tausende Besucher werden zum Laternenfest erwartet. Für dieses Jahr hat sich die Stadt auf die Fahne geschrieben, das Volksfest barrierefrei auszurichten. Die Frage, wie das Konzept hierfür ist, beantwortet die Stadtverwaltung zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht und verweist auf eine Pressekonferenz Ende des Monats. „Die Vorbereitungen zum Laternenfest sind noch nicht abgeschlossen“, so Pressesprecher Drago Bock.
Behindertenverband Halle zu Planungen für barrieresfreies Laternenfest in Halle (Saale): „Wir sind nicht von der Stadt angesprochen worden.“
Indes ist es auch für Uwe Willamowski, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes Halle, unklar, in welcher Form die Stadt ein barrierefreies Laternenfest ausrichten will. „Wir sind nicht von der Stadt angesprochen worden“, bedauert er. Seit Jahren rede der Verband davon, dass man sich im Vorfeld absprechen sollte - vergeblich. „Wir wünschen uns eine engere Zusammenarbeit“, betont der Rollstuhlfahrer.
Ab dem 14. Juli soll eine weitere, neue behindertengerechte Toilette auf der Peißnitz in Betrieb gehen. Sie ist in einem Container zu finden, der neben dem Pumpenhaus an der Fontäne aufgestellt worden ist. Geöffnet ist dort täglich von 9 bis 20 Uhr.
Seit April ist auch das Behinderten-WC an der Peißnitz-Bühne wieder nutzbar. Die Anlage war wegen der Sanierung der Flutschäden an der Bühne lange Zeit nicht nutzbar. Ein sogenannter „Euro-Schlüssel“ ist erforderlich.
Außerdem gibt es auch an der Fährstraße, gegenüber der Burg Giebichenstein, eine barrierefreie Toilette, die in den Sommermonaten von 9 bis 20 Uhr geöffnet ist (im Winter nur bis 16 Uhr). Auch das Peißnitzhaus verfügt über eine Behindertentoilette, die im Erdgeschoss zu finden sind.
Dass dies in Halle auch funktionieren kann, hätten Gespräche mit den Händlern des Weihnachtsmarktes gezeigt. Denn 2016 habe es dort Stände gegeben, die Preistafeln auch in Blindenschrift vorzeigen konnten; ebenso Auffahr-Rampen an den Ständen. „Man kann nicht alle Wünsche erfüllen, aber miteinender reden“, schätzt Willamowski die Lage realistisch ein.
Barrierefreies Dresdener Stadtfest als Vorbild für das Laternenfest in Halle (Saale)?
Der Hallenser André Neutag ist zwar als Landes-Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke zu Vorberatungen zum Laternenfest eingeladen worden. Er räumt jedoch ein, dass er bisher zu den Terminen verhindert war - Neutag studiert in Görlitz Heilpädagogik.
In seiner zweiten Heimat auf Zeit hat er jedoch kennengelernt, wie es auch gehen kann: Das Dresdener Stadtfest wird seit 2011 barrierefrei veranstaltet. „Das bedeutet unter anderem, dass Behindertentoiletten auf einer Karte eingetragen sind, ebenso barrierefreie Haltestellen“, berichtet Neutag begeistert.
Für das 2017-er Stadtfest wirbt Dresden überraschend nicht mit diesem Plus: „Das ist für uns mittlerweile eine Selbstverständlichkeit“, sagt Pressesprecherin Karoline Marschallek. Vielmehr sei das Thema Barrierefreiheit seit 2011 ein fester Bestandteil der Planungen und Umsetzung des Dresdner Stadtfestes. „Hierbei achten wir unter anderem darauf, dass abgesenkte Bordsteine nicht von Ständen oder ähnlichem zugestellt werden“, sagt sie.
Beim Stadfest in Dresden gibt es Behindertentoiletten und Kabelbrücken
Außerdem gewährleisten Kabelbrücken, dass auch alle Gäste gut durch das Stadtfest-Geschehen kommen. Weiter gehören zum Konzept auch Behindertentoiletten an zentralen Stellen des Festgeländes und eine Rampe für Rollstuhlfahrer an der Hauptbühne - an der zudem während des gesamten Veranstaltungszeitraums Mitarbeiter vor Ort sind, um gegebenenfalls behilflich zu sein.
Dass die Situation für Behinderte immer noch verbessert werden kann, weiß man in Dresden: „ In der Nachbereitung eines jeden Dresdner Stadtfestes sind wir bestrebt, dieses Konzept sowie die Maßnahmen fortlaufend zu verbessern und anzupassen. Anregungen und Anmerkungen von Gästen sind uns willkommen“, so Karoline Marschallek.
Barrierefreies Laternenfest in Halle (Saale): Worauf die Stadt achten sollte
Worauf sollte in Halle geachtet werden? Uwe Willamowski nennt mehrere Punkte: Die Behelfsbrücken über die Saale sollten eine maximale Neigung von sechs Prozent haben, sonst wird es für Rollstuhlfahrer gefährlich. Neben erreichbaren Behindertentoiletten und einer Ausschilderung der Stände auch in Blindenschrift sei auch wichtig, dass genug Sicherheitspersonal vor Ort ist - immer wieder gebe es Übergriffe und Beleidigungen gegenüber Behinderten.
André Neutag weist auf das Transportproblem hin: Busse sollten als zusätzliches Angebot für Rollstuhlfahrer angeboten werden, da diese absenkbare Spaltbrücken haben - für einen leichteren Einstieg. (mz)