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Harzschicht stärkt Kanal

Von Lena Brochhagen 26.09.2006, 17:17

Halle/MZ. - In einem komplizierten Verfahren lässt die Hallesche Wasser und Abwasser GmbH (HWA) einen 290 Meter langen Kanal unter der Delitzscher Straße sanieren. Am Dienstagbegannen nahe dem Bahnhof die Arbeiten am 80 Meter langen ersten Bauabschnitt. Wie die HWA mitteilte, wird ab 3. Oktober das zweite Stück repariert. Dafür werden 30 Tonnen Material mit einem Schwerlasttransporter aus Detmold gebracht. Die Arbeiten dauern etwa fünf Wochen.

Der eiförmige Kanal wird im "Schlauchlining"-Verfahren instand gesetzt (Lining ist Englisch für Auskleiden). Dafür muss die Straße nicht aufgerissen werden: In den 1,50 Meter hohen und 1 Meter breiten Kanal wird durch eine Grube ein Schlauch eingeführt, der in Kunstharz getränkt wurde. Dieser so genannte Uniliner wird mit Wasser gefüllt, bis er eng an der Kanalwand anliegt. Dann fließt 90 Grad heißes Wasser von einer Heizanlage in den Schlauch, so dass die Kunstharze aushärten und sich wie eine zweite Haut an die Kanalwände legen.

Nach 48 Stunden ist das Harz hart. Roboter öffnen danach die Abschlüsse. Das so entstandene Kunststoffrohr ist laut HWA dicht, glatt und verwitterungsfest. "Der Kanal hält dann mindestens 50 Jahre länger", sagt Torsten Kuhnt, Geschäftsführer der Leipziger Firma Tubus, die den Kanal saniert.

"Das ist hier die wirtschaftlichste Sanierungsmöglichkeit und günstiger als ein Neubau", sagte Hartmut Töpfer, Leiter des HWA-Bereichs Abwasser. Er beziffert die Kosten der Sanierung auf 576 000 Euro. Das undichte, 80 Jahre alte Klinkerbauwerk per Hand zu reparieren, hätte laut HWA-Sprecherin Ursula Dykstra 800 000 Euro gekostet und viel länger gedauert.

Zur Besichtigung des Baubeginns waren etwa fünfzig Fachbesucher gekommen. Die wohl weiteste Anfahrt hatte Franz Hoppe hinter sich, der bei der Hamburger Stadtentwässerung für Kanalsanierung verantwortlich ist. "Das Schlauchlining-Verfahren ist nicht ungewöhnlich. In dieser Dimension, auf 290 Meter Länge, ist es aber relativ selten", sagt der Ingenieur. Seit 1983 würden so Hamburger Kanäle saniert - mit Erfolg: "Es gab bis heute keine richtigen Versager." Dabei sei die Methode hochkompliziert. Werde der Schlauch ungenau eingeführt, könnten sich Falten bilden. "Wenn man eine Sache falsch macht, ist alles im Eimer", sagt Hoppe, "man braucht Erfahrung".

Die HWA hat schon mehrmals Kanäle per "Schlauchlining" saniert, sagt Bereichsleiter Töpfer: "Nur die Dimension ist neu."