Halle Halle: Grüne fordern Umbenennung der Abderhalden-Straße
HALLE/MZ/MIT. - Auch Einstein ausgeschlossen
Außerdem verweisen die Grünen unter anderem auch auf Abderhaldens Nähe zu den Rassenhygiene-Vorstellungen der Nazis. In der Abderhalden-Straße hat die Leopoldina (sie ist seit 2008 Nationale Akademie der Wissenschaften) ihren Sitz. Bei den Debatten in der Vergangenheit hatte die Leopoldina stets für eine differenzierende Einschätzung ihres Ex-Präsidenten plädiert. So hatte Abderhalden vor 1932 noch 37 jüdische Wissenschaftler als Leopoldina-Mitglieder vorgeschlagen. Zudem galt der gebürtige Schweizer - er lehrte ab 1911 in Halle - als guter Hochschullehrer und als sozial sehr engagiert. Leopoldina-Präsident Prof. Jörg Hacker teilte am Freitag auf MZ-Anfrage mit: "Die Vergabe des Straßennamens war 1953 und ist auch heute eine Entscheidung der Stadt Halle, die von der Leopoldina respektiert wird." Das Verhalten Abderhaldens in der Nazizeit sei umstritten. Auch deshalb habe man ein unabhängiges Gutachten zur Geschichte der Leopoldina in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Wege geleitet, so Hacker.
Rathaus reagiert zurückhaltend
Einen Namensvorschlag für die Straße unterbreiten die Grünen nicht. Zurückhaltend reagierte am Freitag das Rathaus. "Das Thema Abderhalden ist eine sehr komplizierte Angelegenheit", sagte Stadtsprecher Steffen Drenkelfuß. Die Intention von Oberbürgermeisterin Szabados (SPD) sei es, die Leopoldina als Aushängeschild für Halle ins Blickfeld zu rücken. "Dabei könnte ich mir auch vorstellen, dass man einen anderen Straßennamen findet", sagte er.