Flugtage Flugtage: Wolferöder heben ab

Wolferode - Fliegen mit Stewardess? Was im Passagierflugzeug keine Besonderheit ist, erregt in Wolferode zu den zweiten Flugtagen Aufsehen. Denn außer des Piloten Olaf Linke mit seinem Co-Piloten Ulrich Reinicke gibt es kein Flugpersonal.
Umso mehr Aufsehen erregen Gudrun Jasky-Fisbeck und ihre Freundin Kathrin Amrhein. Mit einem marineblau-gelben Stewardessenkostüm kommen sie daher. Allein der Name der Fluglinie fehlt an ihrem Kostüm. „Ein Überbleibsel vom Fasching“, gesteht Jasky-Fisbeck, die aus Wolferode, der Partnergemeinde in Hessen, stammt. Beide übrigens „Flug-Jungfrauen“, wie Amrhein kurz vor ihrem Flug mit dem Doppeldecker bekundet. Freundin Gudrun wird es auch bleiben. „So hoch muss ich nicht hinaus“, lächelt sie und schaut sich das beeindruckende Schauspiel des Startens und Landens vom Boden aus an.
„Stewardess“ Kathrin hat derweil Platz genommen. Sie sitzt am Fenster nahe des Cockpits, winkt der Freundin noch einmal kurz zu, bevor es holprig wird und sich die 1 000 PS starke Maschine in Bewegung setzt.
Eigentlich stehen in der An-2 aus dem Baujahr 1958 zehn bis elf Passagierplätze zur Verfügung, erzählt die Tochter des Co-Piloten, Babette Reinicke. Aus Sicherheitsgründen werde die An-2 zu den Flugtagen mit lediglich sieben bis acht Personen bestückt. „Da die Startbedingungen hier etwas komplizierter sind: Wir haben eine Delle in der Startbahn“, begründet Babette. Für die Fluggäste bedeutet das „Bodenturbulenzen“. Diese sind allerdings angesichts des fantastischen Ausblicks 200 bis 300 Meter über dem Boden erträglich.
„Durch das holprige Ackerfeld knallt es mehr“, findet der begeisterte Tommy Tänzer aus Eisleben. Die Männer der Familie – neben ihm noch Söhnchen Tim (2) und dessen Großvater Volker aus Amsdorf – haben sich das Erlebnis gegönnt. In der An-2 bereits zum zweiten und ganz sicher nicht zum letzten Mal. Ein Erlebnis, das „Flugzeuge im Bauch“ bei den drei Generationen verursacht. „Es kribbelt, weil man weiß, dass alles noch mechanisch funktioniert“, sagt er.
Alles? Dem muss Flugzeugkenner Sebastian Reinicke widersprechen. Natürlich finden sich im Cockpit nach gewissen Aufrüstungen auch moderne Instrumentarien wie der digitale Bildschirm zur Navigation. „Das war ganz schön laut“, meint der zweijährige Tänzer-Spross, obwohl Ohrenschützer den größten Lärm abgehalten haben. Fragt man die Tänzer-Männer, was sie am meisten beeindruckt habe, verweisen sie auf den hohen Treibstoffverbrauch. Der soll laut Flugkenner Reinicke bei rund 160 bis 180 Litern pro Stunde liegen. Ein normaler Verbrauch, wenn die auf dem Allstedter Flugplatz stationierte An-2, die eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 240 Stundenkilometern erreichen könne, durch die Lüfte saust. Dafür habe sich auch die einstündige Wartezeit gelohnt, betont Tommy.
Bei den Rundflügen fliege man mit bis zu 180 Stundenkilometer. Auch so leert sich der Tank, so dass ein Rundflugtag mit der 20. Passagier-Truppe und mehr als 150 Personen ein Ende nimmt. Die Tankstation ruft. Und die An-2-Piloten hinterlassen glückliche Mitflieger. (mz)