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Energie aus Biomüll Müllentsorgung in Dessau-Roßlau: Neue Biovergärungsanlage auf dem Scherbelberg geplant

Von Annette Gens 03.01.2017, 14:29
In Vockerode entsteht Kompost auch aus grünem Abfall aus Dessau.
In Vockerode entsteht Kompost auch aus grünem Abfall aus Dessau. Archiv/Klitzsch

Dessau-Roßlau - Was noch fehlt, sind Stempel und Unterschrift unter dem Genehmigungsverfahren vom Landesverwaltungsamt. „Doch ich gehe davon aus, dass das demnächst erfolgt und wir bauen können“, sagt Sabine Moritz, Geschäftsführerin des Stadtpflegebetriebes und ist optimistisch, in diesem Jahr eine wichtige Investition auf den Weg zu bringen.

In diesem Jahr steht der Stadtpflegebetrieb vor der größten Einzelinvestition seiner Geschichte. Das kommunale Unternehmen will sieben Millionen Euro in den Bau einer Biovergärungsanlage investieren. Gebaut wird auf eigenem Grund und Boden am Fuße des Scherbelbergs.

Finanziert werden soll das Projekt aus Eigenmitteln, die aus Rücklagen zur Nachsorge der Deponie Scherbelberg stammen. Über 30 Jahre muss der Stadtpflegebetrieb die Nachsorge der 1995 außer Betrieb genommenen Deponie sicherstellen. Die Rücklagen, so sagt Moritz, bringen derzeit keine Zinserträge. Die neue Anlage aber ist in 20 Jahren abgeschrieben. Die Mittel stehen dann wieder zur Verfügung.

Neue Analge soll Bioabfälle in Energie umwandeln

In der neuen Anlage will das kommunale Unternehmen ab 2018 den gesamten Bioabfall der Stadt Dessau-Roßlau und natürlich auch den Grünschnitt aus den städtischen Friedhofs- und Parkanlagen, die vom Unternehmen gepflegt werden, in Energie umwandeln. Voraussetzung für das Bauprojekt war die endgültige Stilllegung des Scherbelbergs als Deponie.

Dazu erfolgte im Oktober 2016 eine Begehung mit dem Landesverwaltungsamt, nachdem eine letzte kleine Fläche, in der früher immer mal wieder höhere Temperaturen gemessen worden waren, hergerichtet worden ist. Das war Voraussetzung, um im Oktober den Antrag auf Feststellung der endgültigen Stilllegung des Scherbelbergs als Deponie zu stellen, erklärt Moritz.

Die Vergärung ist ein Behandlungsverfahren für biologische Abfälle unter Sauerstoffabschluss durch Mikroorganismen. Für die Vergärung eignen sich besonders feuchte Bioabfälle (Biotonne), weil sie leichter abbaubar sind, mehr Nährstoffe enthalten und eine weichere Struktur als Pflanzenabfälle besitzen. Beim Vergärungsprozess entsteht Methan, das energetisch genutzt wird.

Erster Spatenstich für Biovergärungsanlage soll im Spätsommer oder Herbst erfolgen

Wenn die Genehmigung vorliegt, dann können die Planungen für das Bauprojekt beginnen. Voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst soll der erste Spatenstich gesetzt werden. Gebaut werden soll just dort, wo das Unternehmen derzeit noch Deponiegas gewinnt und Energie in Fernwärmeleitungen einspeist.

Schon lange wird im Unternehmen sowie in der Stadt Dessau-Roßlau über kommunale Projekte zur Gewinnung alternativer Energien nachgedacht. 2010 ließ der Stadtrat eine erste Machbarkeitsstudie erstellen. Mit negativem Ergebnis. Die Einspeisevergütung aus dem Erneuerbaren Energiengesetz machte das Projekt damals unwirtschaftlich.

2012 stellte der Stadtrat nach Änderung der Rahmenbedingungen schließlich die Weichen für das Projekt mit einem Beschluss. Inzwischen, so sagt Moritz, sind alle erforderlichen Voraussetzungen für das Bauprojekt geschaffen worden.

Verwertung der Bioabfälle hat gleich mehrere Vorteile

Die Verwertung der Bioabfälle in Eigenregie hat für das kommunale Unternehmen mehrere Vorteile. Zum einen spart man sich die rechtlich und finanziell aufwendigen und immer wiederkehrenden Vergabeverfahren. Auch die Entsorgung der Grünen Tonnen wurde an Anbieter vergeben. Bis 2018 übernimmt die Alba-Group die grünen Abfälle der Stadt und gewinnt daraus in Vockerode Humus.

Es könnte für den Pflanzenschnitt und grünen Abfall der Stadt die letzte Ausschreibung gewesen sein. Denn dann werden die in der Stadt pro Jahr anfallenden 12.000 Tonnen Wertstoffe nur noch bis zum Scherbelberg gebracht. Was laut Moritz einen weiteren Effekt hat. Der Weg nach Vockerode ist bei Hochwasser und Baumaßnahmen wie in der Wasserstadt oder an der Friedensbrücke mit Zeit und mehr Kraftstoff verbunden. Diesel und Zeit können besser genutzt werden. (mz)