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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Weckrufe für das Genscher-Land

Von STEFFEN BRACHERT 10.03.2011, 20:10

DESSAU/MZ. - Der Parteichef drängt, so sehr, dass Veit Volpert, der Spitzenkandidat der FDP in Sachsen-Anhalt, kurz stockt. Ob überhaupt noch Zeit bleibt für seine Rede? Es ist ein Spaß, dem deftige Worte folgen. Bildung, Wirtschaft, Heimat: Das sind die Themen, auf die die FDP in Sachsen-Anhalt setzt. Heimat? Volpert weiß um die Probleme mit diesem Wort. "Heimat ist der Ort, wo Menschen ihren Lebenstraum verwirklichen können und wo niemand deshalb weggehen muss", sagt der Liberale im gut gefüllten Hugo-Junkers-Saal. "Sachsen-Anhalt muss wieder das Land werden, wo man Heimat finden kann." Mit Hilfe der FDP. "Dieses Land gehört nicht Honeckers Erben. Es ist Genscher-Land."

Hans-Dietrich Genscher hat der FDP in Sachsen-Anhalt einst ins Sphären verholfen, die fast undenkbar waren. Dessau ist dafür nur ein Beispiel. Dass der Liberale Jürgen Neubert nach der Wende Dessaus erster Oberbürgermeister wurde, hatte viel mit dem damaligen FDP-Außenminister zu tun. 2011 aber kämpfen die Liberalen um den Wiedereinzug in Sachsen-Anhalts Landtag. An historischer Stelle. Im Oktober 1990 hat sich im Dessauer Hugo-Junkers-Saal Sachsen-Anhalts erster frei gewählter Landtag konstituiert. Frisch renoviert, hat die FDP gestern Abend versucht, dort die eigenen Anhänger noch einmal auf den 20. März einzuschwören.

Genschers Nachfolger als Außenminister ist Ehrengast in Dessau. Guido Westerwelle verteidigt in einer routinierten Rede vor allem den liberalen Einsatz für den Mittelstand. Dort würden 80 Prozent aller Ausbildungsplätze und 70 Prozent aller Arbeitsplätze geschaffen. "Die beste Arbeitnehmerpolitik ist Mittelstandspolitik." Die FDP sei damit sozialer als diejenigen Parteien, "die am 1. Mai ihre roten Fahnen über die Straßen tragen". Westerwelle verteidigt aber auch den Ruf nach Leistungsgerechtigkeit. "Viele halten Leistung schon für eine Form der Körperverletzung", stichelt der Außenminister. "Doch es muss einen Unterschied geben, ob man morgens aufsteht oder liegen bleibt."

Volpert und Westerwelle werben in Dessau aber auch für mehr Bildung - und weniger Experimente. "In Sachsen-Anhalt wurde vier Mal das Schulsystem geändert. Wir sind inzwischen beim elften Schuländerungsgesetz. Und da fragt noch jemand, warum Sachsen und Thüringen beim Pisa-Test besser abschneiden?" Westerwelle mahnte Investitionen in die Bildung an. "Öl haben wir nicht. Gas haben wir nicht. Grips haben wir. Das ist der Rohstoff, den wir fördern müssen."