Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Von der Seitenlinie auf den Kandidatenplatz
DESSAU/MZ. - Die Bitte ist schnell formuliert. Das Foto? "Ich würde mich ganz gern vor das Paul-Greifzu-Stadion stellen." Karl-Heinz Bock steht vor der Post am Stadtpark und sieht auf einen irritierten Fotografen, der kurz darauf die Kamera hebt. "Na gut", schmunzelt der 61-Jährige. "Dann eben hier."
Bock ist Dessau-Roßlauer mit Leib und Seele - und ein Sportfan. In jungen Jahren war der Liegenschaftsmanager bei der Limsa, dem Liegenschafts- und Immobilienmanagement Sachsen-Anhalt, viele Jahre als Schiedsrichter und Linienrichter auf den Sportplätzen in Niedersachsen unterwegs. Bis hoch zur Oberliga. Ein Freundschaftsspiel zwischen Werder Bremen und St. Pauli war das Dankeschön, als Bock Anfang der 90er Jahre von der Bezirksregierung Lüneburg zur Bezirksregierung Dessau abgeordnet wurde - und im Osten neu anfing. "Ich habe diesen Schritt nie bereut." 2004 wechselte Bock vom Regierungspräsidium zur Limsa - und kümmert sich dort heute um fast 300 landeseigene Immobilien im Salzlandkreis und im Kreis Altmark-Salzwedel.
Vom Sport hat Bock auch hier in der Region nicht gelassen. Er war Gründungsmitglied bei Germania Roßlau, war Team-Manager bei Grün-Weiß Wolfen und beim FC Anhalt und war beim ESV Lok Dessau aktiv. "Wo ich helfen konnte, habe ich immer versucht zu helfen." 2009 kehrte Bock zur Germania nach Roßlau zurück und ist dort noch heute Vize-Präsident. "Ich weiß, wie schwer es die Vereine hatten und haben", sagt Bock, den es genau deshalb in die Politik gezogen hat. "Es muss mehr getan werden für die vielen Ehrenamtlichen im Land."
Die Konstellation in Sachsen-Anhalt ist schwierig. Die FDP kämpft um den Wiedereinzug in den Landtag. "Der Fraktion um Veit Volpert wird von vielen gute Arbeit bescheinigt", sagt Bock - und weiß, dass das am Wahltag nichts heißen muss. Was ihm Hoffnung macht: "Uns wurde schon öfter nachgesagt, dass es nicht reicht." In Bock weckt so etwas den Ehrgeiz.
Bock ist bislang politisch nicht nicht groß aktiv gewesen. Fast 20 Jahre lang war der ehemalige Bundeswehr-Offizier Mitglied der CDU - und ist 2005 doch ausgetreten. "Ich war mit der Politik vor Ort, vor allem mit dem Führungsstil nicht einverstanden", sagt Bock. "Das hat nicht meinem Selbstverständnis entsprochen. Da ging es zu viel um Personen und zu wenig um Inhalte. Dabei muss es genau andersherum sein." 2006 trat Bock in die FDP ein. "Es gab da persönliche Kontakte." Bald darauf saß er im Vorstand der Liberalen. "In dieser Partei fühle ich mich wohler."
Bock steht im Land auf dem chancenlosen Listenplatz 15. "Eigentlich sollte ein Dessauer auf Platz 9", erinnert sich der Liberale an den Parteitag. Die Kampf-Kandidatur ging verloren. "Halle und Magdeburg waren sich einig und zu stark." Bock hat das Ungleichgewicht im Land selbst zu spüren bekommen. Es hat ihn bestätigt, dass Dessau-Roßlau, das dritte kreisfreie Oberzentrum, bislang zu schlecht weggekommen ist. "Die Landtagsabgeordneten, die unsere Stadt in Magdeburg vertreten, haben zu wenig getan und erreicht", sagt Bock. "Unterm Strich steht da eindeutig zu wenig."
Bock könnte viel darüber reden, was er anders machen würde in Magdeburg. Kultur und Sport, das sind seine Themen. Und die Finanzen, ein liberales Dauerthema. "Es muss eine Regelung geben, die das Anhaltische Theater in seiner jetzigen Form zukunftsfähig macht", sagt Bock. Auch den Vereinen gelte es zu helfen. Doch der Liberale ist auch Realist. Der Einzug in den Landtag steht in weiter Ferne. "Für mich geht es vor allem darum, meiner Partei Stimmen zu sichern." Die FDP werde im Landtag als bürgerliches Korrektiv gebraucht.