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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Sommerfest bringt Pause vom Alltag

Von DANNY GITTER 17.06.2012, 16:05

deSSAU/MZ. - Jürgen Naumann schaut sich um und hadert etwas. "Früher war unser Gartenfest ein Highlight der Region", erinnert der Vereinsvorsitzende der Kleingartensparte "Heinrich Förster". Heute ist das Angebot ungleich größer und das Fest in Ziebigk eine Veranstaltung unter vielen. Trotzdem lässt es sich der Verein nicht nehmen, auch weiter ein Garten- und Sommerfest zu organisieren.

Großer Andrang

Am Sonnabend verwandelte sich deshalb das Gelände rund um das Spartenheim "Försterklause" von nachmittags bis Mitternacht in eine große Kirmes. Mit so ziemlich allem was dazugehört. Stände mit Essen und Trinken, ein Kinderkarussell, ein Schießstand fürs Preisschießen, eine Tombola, ein Trödelmarkt, Musik, und, und und... . Selbst das durchwachsene Wetter konnte viele Besucher nicht schrecken. So füllten sich die Bänke und Tische auf dem Festplatz schon in der ersten Stunde beachtlich. Ein erster Erfolg für Naumann und seine Mitorganisatoren. Eine Motivation für die 70 Helfer, die in einer Art Zwei-Schicht-System das Fest am Laufen hielten.

Ein bisschen Geld in die Vereinskasse sollte das Fest spülen. Weil in einer Gartensparte immer etwas zu tun ist. Im vorigen Jahr wurde das Büro des Vorstands komplett saniert und neu ausgestattet. In diesem Jahr soll die Grundstücksgrenze am Eingang an der Fichtenbreite erneuert werden. Die Gartensparte will attraktiv bleiben für die, die hier ihren eigenen Garten haben, und sich herausgeputzen für die, die Interesse an einer eigenen Parzelle haben.

Für Naumann ist das Garten- und Sommerfest seiner Sparte auch eine Werbe-Aktion für potenzielle Neugärtner. 24 der insgesamt 250 Parzellen stehen leer. Für den Vereinsvorsitzenden ein schmerzlicher Zustand. Auch wenn Naumann weiß, "dass ich damit nicht allein dastehe". Viele Kleingartenvereine in der Stadt beklagen Leerstände.

"Der demografische Wandel ist spürbar bei uns angekommen", sagt Naumann. Die Alten brechen weg. Die Jungen rücken nicht im gewünschten Maß nach. Deshalb ist er umtriebig und versucht, wo es nur geht, Interesse zu wecken. Naumann annonciert regelmäßig. Beim Pflanzen- und Gartenmarkt im Stadtpark Ende April zeigte die Sparte Präsenz. Der Vorsitzende und seine freiwilligen Helfer kamen mit vielen Besuchern ins Gespräch. Ein ernsthafter Interessent entschied sich dann allerdings für eine Parzelle bei einem anderen Dessauer Kleingartenverein. Das Angebot übersteigt derzeit deutlich die Nachfrage.

Doch Naumann ist optimistisch, dass die Nachfrage wieder ansteigt und macht eine ganz einfache Rechnung auf. 80 Euro Pacht koste ein Garten pro Jahr. "Was man in seiner Parzelle an Obst und Gemüse anbauen kann, rechnet sich sehr schnell gegenüber Einkäufen im Supermarkt", so Naumann. "Billiger kommt man nicht an echte Bio-Erzeugnisse, bei denen man ganz genau die Herkunft kennt."

Mit solchen Argumenten stößt Naumann auf offene Ohren. Wie bei Michel Rosenberg. Der 26-Jährige und seine Freundin haben im November letzten Jahres eine Parzelle im "Kleingartenverein "Heinrich Förster" übernommen. Dort, wo die Eltern schon ewig einen Garten haben.

Als einer der jüngsten Kleingärtner kennt er keine Berührungsängste mit den Alteingesessenen. "Was man nicht kann, da kann man auf Hilfe der Nachbarn bauen", erzählt Rosenberg und gibt zu, dass ein Kleingarten gewisse Anstrengungen abverlangt. Unter der Woche hat er beruflich bedingt kaum Zeit. "Da muss man halt Mal ein Wochenende durchziehen, um sich das andere erholen zu können." Der Lohn ist Platz zum Feiern und Grillen mit Freunden sowie eigenes Obst und Gemüse. Dieses Jahr sind noch ein Pool und ein Koi-Karpfenteich geplant. "Ich habe bisher nichts bereut", sagt Rosenberg. Mit seiner Begeisterung konnte er auch schon Interesse bei einigen seiner Freunde wecken.

Junge Leute bleiben dran

Auch Bernd Reuter, seit 30 Jahren Mitglied der Sparte, sieht Kleingärten nicht als Auslaufmodell. "Die jungen Leute kommen. Die meisten bleiben auch dran", beobachtet der Ruheständler und wendet sich wieder dem Sommerfest zu. Das erlaubt für zehn Stunden eine Pause vom Alltag.