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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Landfrauen lotsen Kinder bis Ernährungsführerschein

Von SILVIA BÜRKMANN 09.11.2010, 18:05

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Als sie am Dienstag beim Einkauf im Laden explizit nach "Wintergemüse" fragte, sah sie hinter der Theke immer größer werdende Augen. Und dann kam das große Schweigen. Grünkohl, Schwarzwurzeln, Steckrüben oder Lauch - "heutzutage wird immer seltener das Gemüse frisch zubereitet und oft nur noch warm gemacht aus Büchse oder Gläsern", seufzt Christina Müller. Die kleine Runde im Schwabehaus pflichtet nickend bei. Aber bekennt sich energisch: Bei uns nicht! Und die Gefriertruhe im Supermarkt, sie wird auch bei Kathrin Ahlers und Rita Kiwus eisig "geschnitten" und links liegen gelassen. Das geht auch gar nicht anders. Denn die Frauen sind Ernährungstrainerinnen. Oder Beraterinnen. Oder ganz offiziell "Kinderbotschafterinnen für gesunde Ernährung."

In diese Rolle schlüpfen die Frauen ehrenamtlich und unter dem Dach des Landfrauenverbandes Sachsen-Anhalt. Landesgeschäftsführerin Jeannette Gruber betreut von Magdeburg aus die Ortsgruppen. Und die sind verteilt über ganz Sachsen-Anhalt. In der Börde und der Altmark recht dicht gestaffelt und aufgestellt, sieht die "Besiedelung" in anderen Regionen dünner aus. "Beispielsweise haben wir im Burgenlandkreis ganz wenige Verbandsmitglieder", berichtet die junge Frau. Auch in den kreisfreien Städten bleiben Landfrauen außerhalb der "Speckgürtel" Mangelware. In Dessau-Roßlau halten die Landfrauen in Streetz das Fähnlein aufrecht.

Deshalb betreuen die Ernährungsberaterinnen die Flächen über die Stadtmauern oder Kreisgrenzen hinaus. Seit vier Jahren haben die Landfrauen für den Nachwuchs an den Grundschulen mit dem "Ernährungsführerschein" ein besonderes Angebot in petto, vergleichbar in etwa mit dem Fahrradführerschein. Partner sind der Land- und Hauswirtschaftlicher Auswertungs- und Informationsdienst (AID), die Dachorganisation vom Deutschen Landfrauenverband und das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der aid-Ernährungsführerschein wurde entwickelt für die dritten und vierten Klassen, um den Kindern neben dem Wissen auch praktische Kompetenz für die Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln zu vermitteln.

Mit diesem Projekt stellte sich der dem Landesverwaltungsamt vor und schulte seine Landfrauen bei Ernährungswissenschaftlern. "Und so konnten wir das Bundesprojekt nach Sachsen-Anhalt holen", berichtet Jeannette Gruber stolz. Denn die Landfrauen erarbeiteten für den Ernährungsführerschein für sechs Doppelstunden in einer Kasse direkte Unterrichtsbausteine. Und erreichten damit landesweit 6 200 Kinder. In Dessau-Roßlau lotste Rita Kiwus aus Zerbst in Kleinkühnau 2008 und in Meinsdorf die Mädchen und Jungen zum Ernährungsführerschein, der mit einer theoretischen Prüfung und einem praktischen Gäste-Büfett abschließt.

Die Sachkosten (Ausrüstung mit Besteck und Schürzen und Lebensmittel) sowie Aufwandsentschädigung für die ehrenamtlich tätigen Landfrauen (Fahrtkosten) tragen bis Februar 2011 die Partner in Bund und Land komplett. Dann soll die Förderung halbiert werden. Das heißt, dass die Landfrauen jetzt wieder "Klinken putzen" gehen, um neue Sponsoren zu finden. "Das Projekt selbst hat seine Eignung ja bestätigt und wir wollen es auch weiter den Grundschulen anbieten können. Auch die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt unterstützt die ehrenamtlche Arbeit der Landfrauen", sagt die Landesgeschäftsführerin.

Neben den Grundschulen sind die Landfrauen als "Kinderbotschafter" auch in den Kindertagesstätten gern gesehen. Hier läuft ihr Projekt bis Dezember 2010. Danach geht es wieder auf die Suche zur Projektfinanzierung.

Dabei bleiben wollen die Frauen auf jeden Fall. Und dafür fahren sie auch kreuz und quer durch das Land.

Kontakt: Landfrauenverband Sachsen-Anhalt, Maxim-Gorki-Straße 13, 39 108 Magdeburg, Tel. 0391-731 89 40 , Fax 0391-506 52 05, oder im Internet unter www.lfv-sachsenanhalt.de