Flüche und viel Einsicht
Wolfen/Dessau/MZ. - Fünf Tage, plaudert Horst Delling, war die Gruppe der CDU-Seniorenunion unterwegs, jetzt geht es zurück an die Nordseeküste. Mit kurzer Verzögerung nun, weil die Autobahnpolizei den Bus auf dem A 9-Parkplatz zwischen Wolfen und Dessau-Süd angehalten hat. Die Gruppe, sagt Delling, habe aber großes Vertrauen in ihren Busfahrer. "Es ist nicht unsere erste Reise mit dem Unternehmen", setzt er hinzu.
Länderübergreifend
Der 67-Jährige lehnt sich entspannt zurück, während Busfahrer Werner Gralitzer sämtliche Papiere hervorholt. Die zu begutachten, ist Polizeiobermeister Michael Zerrath vom Bundesautobahnpolizeirevier (BAB) Dessau in den Bus gestiegen. Er prüft nicht nur die Einhaltung der Lenkzeiten und die Gültigkeit der Dokumente, er lässt sich auch den Feuerlöscher zeigen, die Warnweste, schaut, ob die Notausgänge gekennzeichnet sind.
"Es gibt so viele schwarze Schafe", weiß Gralitzer. Seit 20 Jahren lenkt er Busse, hat 100 000 Kilometer Autobahn und Landstraße im Jahr unter den Reifen. Doch selbst ihm unterlaufen Fehler. Michael Zerrath findet abgelaufene Sanikästen. Die 25 Euro Bußgeld zahlt Gralitzer ohne Murren. Und "Sunshine-Tours" fährt weiter in den nebelgrauen Tag Richtung Nordsee.
Der Parkplatz zwischen Wolfen und Dessau-Süd an der A 9 ist am Donnerstag eingebunden in eine länderübergreifende Verkehrskontrolle. "Zeitgleich wird in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg von 9 und 13 Uhr der gewerbliche Güter- und Personenverkehrs kontrolliert", erklärt Wolfgang Willfahrt, Pressesprecher der Dessauer Autobahnpolizei. Doch nicht nur die Lkw-Kontrollgruppe des Autobahnpolizeireviers schaut kritisch in Papiere, Fahrerhäuser oder Laderäume nationaler und internationaler Lkw und Busse.
Auch Mitarbeiter von Gewerbeaufsichtsamt, Dekra, Zoll und Bundesamt für Güterverkehr sind mit vor Ort. 25 Frauen und Männer sind im Einsatz. Und die interessiert vor allem: Werden die Lenk- und Ruhezeiten eingehalten? Ist das Ladegut richtig verstaut und gesichert? Ist die Tonnage überschritten? Halten die Fahrer Geschwindigkeit und Abstand ordnungsgemäß ein? Haben die Fahrer eventuell Alkohol oder Drogen konsumiert?
"Wir kontrollieren die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen", fasst BAB-Revierleiter Wolfgang Salewski zusammen. Weil der Verkehr auf der Autobahn sicherer gemacht werden soll. "Jeder zweite bis dritte Lkw weist Mängel bei der Ladungssicherheit auf."
Gerade hat ein junger Fahrer, der von Halle nach Vockerode unterwegs ist und dessen Ladung auf dem LKW nicht richtig gesichert ist, eine Strafe kassiert. "Ich habe erst in der Firma angefangen", redet er sich heraus und ärgert sich. Die Kollegen von der Verkehrskontrolle geben "Nachhilfeunterricht".
Fahrer schulen
"Die Fahrer müssten besser geschult werden", sagt Raymond Compera. Seit sechs Jahren ist der Polizeiobermeister in der Verkehrskontrollgruppe auf der A 9 und der A 14 unterwegs. Und wenn er wie am Donnerstag bei Norbert Methe, der für den Agrodienst Jessen unterwegs ist, nichts zu bemängeln hat, dann sagt er, "freut mich das". Er hat freilich schon anderes erlebt. "Das Ärgste war ein polnischer Lkw mit einem deutschen Fahrer, der einen polnischen Führerschein hatte. In Deutschland hatte der Mann Fahrverbot."