Lernen, wie man durchhält
Bernburg/MZ. - Seine Wurzeln in der Gastronomie kann der 22-Jährige eben nicht recht verbergen. Und da will Restaurantfachmann Fiedler auch wieder hin: An Tisch und Theke, mit einem Tuch über dem Arm. Bis der Traumjob winkt, lässt Fiedler die Kasse im "Klamotte"-Laden in der Roschwitzer Straße klingeln.
Stefan Fiedler ist einer von 47 jungen Leuten unter 25 Jahren, die im vergangenen Jahr in dem Projekt des Vereins Bernburger Dienstleistungszentrum gearbeitet haben. Als gelungen bezeichnete Siegfried Hoffmann dieses erste Jahr. "Wir haben hier Jugendliche, die noch nie Kontakt zur Arbeit hatten. Den brauchen sie - und den bekommen sie hier." Finanziell steht das Amt für Arbeitsförderung hinter dem Projekt. Es vermittelt auch die Jugendlichen, die oft weder Schulabschluss noch Ausbildung oder Job haben, in die dreimonatige Maßnahme bei "Klamotte". Die Teilnehmer lernen gewisse Arbeitstugenden wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. "Aber für viele ist es überhaupt das erste Mal - und entsprechend schwer -, die sechs Arbeitsstunden trotz Pausen durchzuhalten." Die Betreuer stünden in engem Kontakt mit den Fallmanagern im Amt. Dort werden Persönlichkeitsprofile erstellt. So könne das Amt seine Vermittlungsbemühungen besser zuschneiden.
Daneben hat das Geschäft einen weiteren sinnvollen sozialen Effekt: Alles, was im Laden hängt und steht, ist gespendet. Und wird zu Minimalpreisen von oft nur einem Euro an Bedürftige verkauft, die ihre Berechtigung über bestimmte Formulare an der Kasse nachweisen müssen. Monatlich würden so bisher 200 bis 400 Euro eingenommen, die für Miete, Waschmittel und Garne ausgegeben würden. Denn die Teilnehmer führen nicht nur genau Buch über Ein- und Ausgänge, sie reinigen die Kleiderspenden auch, bessern sie aus und peppen sie sogar auf, wie Betreuerin Anke Donath erklärt. "Ich zeige, wie die Nähmaschine funktioniert, dann geht's los." Lange Hosen werden kürzer, Bettwäsche zu Bezügen für Kinderbetten umgenäht.
Nach einem Jahr steht auch fest, wo Spenden und Bedarf am stärksten auseinander klaffen: bei Baby- und Kindersachen. "Da haben wir einen echten Engpass", sagt Koordinatorin Marion Meckelburg. Die Sachen seien eben teuer, würden eher innerhalb der Familien weitergereicht - oder beim An- und Verkauf veräußert. Auch bei Männerkleidung gebe es deutlich mehr Nachfragen als Spenden.
Tauschbörse für Baby- und Kindersachen am 20. Juni, 13 bis 16 Uhr, im Hof des Ladens in der Roschwitzer Straße 9. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 03471-300 99 92. "Klamotte" ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.