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Speisekammer in Aschersleben Speisekammer in Aschersleben: Hilfe in der Not

Von thorsten köhler 02.09.2013, 17:13
Brigitte Bruchmüller (links) und Eva Dinh Cong nehmen in der Speisekammer die neuen Lebensmittel in Empfang.
Brigitte Bruchmüller (links) und Eva Dinh Cong nehmen in der Speisekammer die neuen Lebensmittel in Empfang. susanne thon Lizenz

aschersleben/MZ - Die Ascherslebener Speisekammer öffnet 13 Uhr. Doch schon einige Zeit vorher haben sich Leute vor dem Gebäude versammelt. Ihnen geht es nicht nur um die Lebensmittelpakete, die ausgegeben werden. Für die meisten ist der Ort auch eine Möglichkeit zur Kommunikation. „Ich komme meistens donnerstags hierher. Das gehört schon fast zum Tagesablauf“, sagt Sabine Boost. Die 47-Jährige ist alleinerziehende Mutter, die vier Kinder (sechs, neun 14 und 17 Jahre) zu versorgen hat. „Hier kann ich mich auch mal mit anderen austauschen, auch über alltägliche Dinge.“ Für sie ist die Speisekammer eine wichtige Unterstützung. „Ohne wäre es für mich viel schwerer. Und meinen Kindern möchte ich auch mal was bieten.“

Auch Jutta Lohwasser wird von der Speisekammer unterstützt. „Das hilft mir richtig. Davon kann ich mir zwei Tage Essen machen und so wenigstens ein klein wenig sparen. Das macht im Monat etwa 30 Euro“, schildert die 59-Jährige. „Ich würde mir wünschen, dass es ab und zu auch mal ein Stück Fleisch geben würde. Ich weiß aber auch, dass das nicht so einfach ist“, meint sie. Ähnlicher Meinung ist auch Klaus Przybilla. Der 54-Jährige ist auf die Hilfe der Speisekammer angewiesen. „Sonst reicht es vorn und hinten nicht. Auch ich würde mich über ein Stück Wurst freuen.“

Die Speisekammer besteht seit August 2008 und wird von der Volkssolidarität betrieben. „Wir erhalten Lebensmittel aus elf Geschäften in Aschersleben, die wir täglich anfahren“, erklärt Leiterin Brigitte Bruchmüller, die mit vier Ein-Euro-Kräften und drei ehrenamtlichen Mitarbeitern die Arbeit in der Speisekammer bewältigt. „Wir versorgen pro Woche über 350 Kunden“, weiß sie.

Im Jahr 2008 nahmen über 23 300 Personen die Hilfe der Speisekammer in Anspruch. In den Jahren danach war die Zahl leicht rückläufig. Im Vorjahr waren es noch knapp über 17 600. „In den bisherigen fünf Jahren haben wir über 99 000 Personen versorgt. Rund 73 500 Erwachsene und 25 500 Kinder“, weiß Brigitte Bruchmüller. 784 Tonnen Lebensmittel wurden ausgegeben. „Jeder, der zu uns kommt, ist einer zu viel“, bekräftigt sie. „Viele kostet es auch Überwindung, zu uns zu kommen.“

Diese Hilfe können nur Inhaber eines Familien- und Sozialpasses in Anspruch nehmen. Jeder Erwachsene entrichtet einen Obolus von einem Euro, Kinder 50 Cent. Pro Woche kann jeder nur einmal zur Speisekammer kommen. „Mehr geht nicht“, muss Brigitte Bruchmüller feststellen. Der Arbeitstag in der Speisekammer beginnt vor sieben Uhr. Zunächst werden mit dem Kleintransporter Brot und Brötchen abgeholt. Das wird durchgesehen und eingetütet. „Bei allen Lebensmitteln muss das Haltbarkeitsdatum berücksichtigt werden“, betont die Leiterin. „Was verdorben ist, kommt weg.“

Während der Saison kommt frisches Obst und Gemüse auch aus dem Garten. „Es gibt eine Vereinbarung der Öseg mit dem Regionalverband der Kleingärtner, dass brachliegende Gärten von Ein-Euro-Kräften bewirtschaftet werden und wir frisches Gemüse bekommen“, so die Leiterin. Sie schätzt aber auch ein, dass Grundnahrungsmittel wie Brot, Wurst oder Käse fehlen. „Wir müssen sehen, dass alle was bekommen. Das geht leider nicht immer“, schränkt sie ein. Die Speisekammer wird gut angenommen und ist eine Hilfe in der Not. „Es ist schlimm, dass es das geben muss, aber gut, dass es so etwas gibt“, bringt es Brigitte Bruchmüller auf den Punkt.