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Spielkamerad Spielkamerad: Meerschweinchen erkunden alles

Von ALIKI NASSOUFIS 01.02.2011, 16:16

Halle (Saale)/MZ. - "Meerschweinchen sind niedliche, flauschige Heimtiere, die sehr zutraulich werden können", sagt Anja Ewringmann, Tierärztin in Berlin. "Außerdem sind sie anders als etwa Kaninchen durch ihre vielfältigen Lautäußerungen sehr kommunikativ."

Neben einigen Erwachsenen, die sie häufig in größeren Gruppen in selbstgebauten Gehegen mit Abenteuer-Spielplatz halten oder züchten, sind Meerschweinchen vor allem beim Nachwuchs beliebt. "Sie eignen sich am besten für Kinder ab zwölf Jahren - also ab einem Alter, in dem die Kinder die Tiere halbwegs eigenverantwortlich versorgen können", erklärt die Spezialistin für kleine Heimtiere.

Es gibt die Nager in vielen Rassen, die sich in Farbe sowie Länge und Struktur des Felles unterscheiden. "Texel-Meerschweinchen etwa haben lange Haare ohne Wirbel, langhaarige Peruaner haben zwei Wirbel und Angora und Rosetten viele Wirbel", erklärt die Autorin Angela Beck aus Gröbenzell bei München. Rex- und Teddy-Meerschweinchen haben gekräuseltes Fell, das Glatthaar kurzes und das Crested-Meerschwein dazu eine Stirnrosette.

Wer sich für die pelzigen Tiere entscheidet, muss nicht nur daran denken, dass sie acht Jahre alt werden können. "Es handelt sich auch um Gruppentiere, die im kargen Grasland eigentlich in Sippen von 20 bis 30 Tieren zusammenleben und deshalb mindestens zu zweit, besser zu dritt oder viert gehalten werden sollten", sagt Angela Beck.

Auch wenn es im Zoohandel oft angeboten wird, sind Kaninchen keine guten Partner für Meerschweinchen: "Sie haben ganz andere Bedürfnisse und sprechen im Grunde eine ganz andere Sprache", erklärt Petra Ludwig-Bauer vom Landesverband Nordrhein-Westfalen der Meerschweinchenfreunde Deutschland in Elsdorf.

Dafür spielt die Frage, wie viele Männchen und wie viele Weibchen es in einer Gruppe gibt, keine große Rolle. "Es kann passieren, dass es kurzzeitig zu Rangordnungskämpfen kommt, dass sich Männchen gegenseitig beißen oder sich die Weibchen besteigen", sagt Ludwig-Bauer. In der Regel kommen die Vierbeiner aber gut miteinander aus. Bei Pärchen sollte zumindest das Männchen kastriert werden, wenn kein regelmäßiger Nachwuchs geplant ist.

Beim Kauf achtet der Halter besser darauf, sich kein krankes Tier nach Hause zu holen. "Das Tier sollte nicht unter 300 Gramm wiegen, klare Augen und eine trockene Nase haben und einen munteren Eindruck machen", rät Ludwig-Bauer. "Außerdem sollten die Haut in Ordnung und - um Durchfall möglichst auszuschließen - der Po sauber sein."

Unterbringung und Pflege sind nicht sehr aufwendig. Der Käfig sollte aber so groß wie möglich sein. "Was im Zoohandel angeboten wird, reicht oft nicht aus", sagt Ewringmann. "Zwar kann man ein Pärchen auch in einem Käfig mit 140 mal 80 Zentimetern unterbringen, ideal ist aber eine Größe von einem Quadratmeter pro Tier."

Es empfiehlt sich, den Käfig mit Holzhäusern, Korkröhren oder Weidenbrücken auszustatten. An seinem Standort sollte es nicht ziehen und nicht zu warm werden. "Außerdem sollte man ihn statt auf den Boden besser in Augenhöhe stellen - weil noch scheue Tiere eine von oben nach ihnen greifende Hand wie den Angriff eines Feindes empfinden", ergänzt Angela Beck.

Was Meerschweinchen immer brauchen, sind Heu und sauberes Wasser. Wichtig ist laut Beck auch ein Vitamin-C-Präparat im Wasser. Denn Meerschweinchen können das Vitamin ebenso wie Menschen nicht selbst bilden. "Dazu kommt das Futter, das aus etwas Fertig-Mischung mit pflanzlichen Pellets und getrocknetem Gemüse bestehen sollte."

Leckerbissen sind frisches Obst, Gemüse und Kräuter. Getreidekörner oder Nüsse sollten den Nagern nicht zwischen die Zähne kommen: Sie sind zu fett und nicht gut für die Verdauung.

Zahme Meerschweinchen mögen nicht nur den Kontakt zum Halter, sie wollen auch beschäftigt werden. "Man sollte sie aber zu nichts zwingen, was sie nicht von sich aus gerne mitmachen", erklärt Autorin Beck. "Neben dem Kuscheln sind Freilauf im Zimmer oder in einem Gehege im Garten sehr beliebt." Der Halter kann sie aber auch an Obstbaum- oder Weidenzweigen knabbern, nach versteckten Leckerbissen suchen, Höhlen erkunden oder Hindernisparcours bewältigen lassen.