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Interview mit Frank Schöbel Interview mit Frank Schöbel: Fröhlicher Abschied von "Weihnachten in Familie"

04.12.2014, 15:16
Aurora Lacasa und Frank Schöbel singen wieder gemeinsam Weihnachtslieder und ihre größten Erfolge.
Aurora Lacasa und Frank Schöbel singen wieder gemeinsam Weihnachtslieder und ihre größten Erfolge. agentur Lizenz

Halle (Saale) - Seit einem Vierteljahrhundert ist das Album „Weihnachten in Familie“ von Frank Schöbel, seiner damaligen Frau Aurora Lacasa und ihren Kindern ein Klassiker. Seit einigen Jahren gehört zum Advent auch die gleichnamige Live-Weihnachtsshow. In diesem Dezember heißt es aber Abschied nehmen. Frank Schöbel und Aurora Lacasa stehen zum letzten Mal gemeinsam auf der Bühne. Mit vielen Gästen feiern sie am 10. Dezember im Steintor-Varieté in Halle und am 11. Dezember im Kulturhaus Bitterfeld-Wolfen, jeweils um 18 Uhr, „Weihnachten in Familie“. Über seinen Weihnachtserfolg sprach Frank Schöbel (71) vorab mit MZ-Mitarbeiterin Kornelia Noack.

Herr Schöbel, mögen Sie eigentlich Weihnachten?

Schöbel: Na, sonst würde ich die Live-Weihnachtsshow nicht machen. Wir bereiten auch schon die MDR-Fernsehshow für Heiligabend vor. Das ist immer wie ein Geschenk. Und man schenkt ja gern, wenn man das Gefühl hat, die Leute mögen das. Die 1,7 Millionen Käufer der Platte können sich ja nicht irren. Ich finde das wunderschön und mache es gerne. Was Weihnachten direkt betrifft… Ich mag es auf jeden Fall ganz einfach.

Wie verbringen Sie denn die Weihnachtstage?

Schöbel: Ich bin ja erstmal mit der Live-Show unterwegs. Der letzte Termin ist am 23. in Berlin. Danach bin ich nachts gegen 1 Uhr zu Hause, weil ich oft noch eine Stunde Autogramme schreibe. Vielleicht feiern wir mit Aurora und den Kindern, das haben wir manchmal gemacht. Ob sie in diesem Jahr Lust hat oder wir uns erst am ersten Feiertag sehen, weiß ich noch nicht. Und ansonsten schaue ich die MDR-Sendung an, wir spielen was und manchmal sind auch die Nachbarn da. Oft machen wir das so ganz aus dem Bauch heraus.

Pflegen Sie ein paar Traditionen an den Feiertagen?

Schöbel: Nein, überhaupt nicht. Vielleicht ist die Tradition, die MDR-Sendung zu gucken. Aber man kann sich ja vorstellen... Wenn wir den ganzen Dezember unterwegs sind und uns parallel um die Vorbereitung der Fernsehshow kümmern, ist man froh, wenn man Heiligabend einfach mal vor dem Fernseher sitzen und die Beine hochlegen kann.

Womit können Ihre Kinder Ihnen ein ganz besonderes Geschenk bereiten?

Schöbel: Wir machen uns immer aus, dass wir uns nichts schenken. Aber es gibt dann doch eine Kleinigkeit, oft etwas Selbstgemachtes. Das Schönste ist aber eigentlich, zusammen zu sein, Zeit gemeinsam zu verbringen.

Wie es zur Wiedervereinigung mit seiner Ex-Frau kam und ob es wieder eine Show für die ganze Familie wird, lesen Sie auf Seite 2.

Sie stehen jetzt mit Ihrer Exfrau Aurora Lacasa auf der Bühne. Wie kam es zu der Wiedervereinigung?

Schöbel: Eine Wiedervereinigung ist das ja nicht. Wir arbeiten schon seit mehreren Jahren zusammen. Eine Trennung muss ja nicht zwangsläufig damit verbunden sein, dass man nicht mehr miteinander singt oder umgeht. Sie war schon 2004 in meiner TV-Weihnachtsshow. In diesem Jahr ist es nun wirklich die Abschiedstour für uns. Wir machen das letzte Mal „Weihnachten in Familie“. Irgendwann ist ja auch mal gut.

Wird der Titel halten, was er verspricht? Wird es eine Show für die ganze Familie sein?

Schöbel: Ich denke schon. Ich habe Wert darauf gelegt, dass viele Kinder dabei sind. Und da unsere Weihnachtsplatte nun mal die meistverkaufte in der DDR war und ich gehört habe, dass viele Menschen sie heute noch auflegen, erklingen davon viele Lieder. Meine Tochter Dominique wird auch dabei sein, Aurora und ich werden unsere bekanntesten Schlager singen, und zwischendurch gibt’s Späßchen und Tänze.

Sie haben es angesprochen: Ihre Weihnachtsplatte war die meistverkaufte Platte in der DDR überhaupt. Haben Sie damals beim Einsingen einen derartigen Erfolg erwartet?

Schöbel: Das kann man nie. Wenn man einsingt sowieso nicht. Das habe ich bei „Wie ein Stern“ auch nicht, erst als ich das Arrangement gehört habe, da hatte ich ein bisschen Gänsehaut. Außerdem war es ja ein bisschen anders. Ich sollte schon nach „Wie ein Stern“ eine Weihnachtsplatte machen. Sie haben aber immer für Jesus das Wort Frieden eingesetzt. Dass die klassischen Texte immer verändert wurden, hat mich gestört. Deswegen hab ich abgesagt. Als unsere Kinder Anfang 1985 dann in dem Alter waren, in dem die eine lesen konnte und die andere pfiffig genug war, alles zu lernen, durfte ich eine eigene LP machen und kam auf die Idee „Weihnachten in Familie“. Die Textdichterin sagte damals zwar, dass es „in der Familie“ heißt. Weil das aber nicht zu meiner Melodie gepasst hat, habe ich das Umgangssprachliche durchgesetzt. So kam eins zum andern.

Erwartet haben Sie den Erfolg nicht. Aber können Sie ihn im Nachhinein erklären?

Schöbel: Ich glaube, das eine war, dass die kirchlichen Lieder so geblieben sind. Die Zeit war 1985 schon reif, niemand hat mehr dazwischengequatscht. Und das andere war, dass es da eine Familie gab, die glaubhaft war und die mit ihren Kindern singt. Wenn damals heute gewesen wäre, hätte man uns sicher in den Medien ausgeschlachtet. Aber die Kinder konnten weiter in die Schule gehen. Neu war auch, dass überhaupt so über Weihnachten gesprochen wurde, vorher war es ja immer das Lichterfest oder sonstwas. Es kam vieles zusammen. Und viele haben die Platte dann vielleicht auch in den Westen geschickt. Was sollten sie sonst schicken? Korn, Rotkäppchensekt und eine Schallplatte.

Woran sich Frank Schöbel besonders gern erinnert und warum bisher nie an Aufhören gedacht hat, lesen Sie auf Seite 3.

Sie blicken auf 52 Jahre Bühnenkarriere zurück. Würden Sie alles noch einmal genauso machen?

Schöbel: Ja, absolut. Ich bereue nichts.

Gibt es etwas, woran Sie sich besonders gern erinnern oder eben nicht?

Schöbel: Es gab so vieles. Zum Beispiel den Anfang mit Titeln wie „Lucky lucky“ oder „Partytwist“. Das war ein Jahr, nachdem Walter Ulbricht 1965 im Plenum des ZK über Anglizismen hergezogen war. Und ich sang nun Lieder mit Reizwörtern wie Partytwist, Teenagerträume, Baby, okay und sowas. Die Titel wurden alle gesperrt. Das war gleich zu Beginn eine schwierige Zeit. Eine schöne und eine schwierige. Damals habe ich gelernt: Du kannst schnell hochgeschossen werden, du kannst aber genauso schnell wieder unten sein. Das gilt heute wie damals. Damals lief das zentralistisch. Heute kann das Gleiche sein, wenn man einem Sender nicht passt, dann ist man eben auch mal ne Weile weg. Ich sehe da durchaus Parallelen.

Wie hart haben Sie daran gearbeitet, immer wieder oben dabei zu sein?

Schöbel: Man muss immer vor-ausdenken. Was mache ich als Nächstes? Manchmal habe ich auch eins, zwei Jahre keine Platte gemacht, obwohl ich vielleicht eine hätte machen sollen. Aber man muss Ideen sammeln. Ich schreibe viele Lieder selbst. Es ist ein ständiges Dranbleiben, Gucken und Arbeiten. Zur Liebe zur Musik kommt ein gewisses Pflichtbewusstsein gegenüber meiner Band. Das ist vielleicht der Antrieb. Was nützt es mir auch, aus dem Fenster zu gucken und die Autos zu zählen?

Warum haben Sie eigentlich nie ans Aufhören gedacht? Andere in Ihrem Alter sitzen schon in ihrem Ferienhaus im Süden.

Schöbel: Das ist doch langweilig! Ich spiele zwar Fußball und könnte mich mit vielen Sachen beschäftigen, aber das wäre wirklich langweilig. Ich denke irgendwie auch nicht ans Alter. Ich sage immer, dazu habe ich später noch Zeit.

Auf Ihrer CD „Sternenzeiten“ heißt ein Titel „Schau nach vorn“. Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren?

Schöbel: Ich würde gern noch einen witzigen, nicht doofen Musikfilm machen. Aber da muss ich mich wohl selber mal ransetzen. Ansonsten wird es eine neue Platte geben, aber da kann ich jetzt noch nicht drüber reden.

Sie sind gebürtiger Leipziger. Ein Katzensprung von Halle entfernt. Wie gut kennen Sie Halle?

Schöbel: Ich „kenne“ eigentlich die ganze Ex-DDR. Ich fahre alle zwei, drei Jahre an die gleichen Orte. In Halle war ich sehr oft, in Halle-Neustadt oder im Steintor. Ich durfte auch mal beim HFC in der zweiten Mannschaft mittrainieren. Ich habe ganz viele Erinnerungen an Halle, und auch Bitterfeld-Wolfen kenne ich gut.

Viele sind neugierig, wie Frank Schöbel heute lebt. Verraten Sie uns, ob Sie wieder vergeben sind?

Schöbel: Nee, ich habe da schlechte Erfahrungen gemacht. Zwei einschlägige Zeitungen haben mich eine Zeit lang ganz schön geärgert. Ich bin mit meinem Rechtsanwalt dagegen vorgegangen und bin froh, dass sie jetzt stillhalten und nicht bei mir im Haus rumkrauchen. Daher habe ich gesagt: Schluss jetzt mit dem Privaten. Jeder weiß, dass ich ein Holzhaus in Berlin bewohne und das ist genug. Deswegen lädt das Fernsehen mich nicht so gerne in Talk-Runden ein. Die wollen ja immer alle so ein Zeug wissen. (mz)

Karten für die Show „Weihnachten in Familie“ gibt’s bei TiM-Ticket unter Telefon 0345/2 02 97 71