Reisen für Behinderte Reisen für Behinderte: Die Suche ist oft schwierig
München/MZ. - Bleibt also die zeitaufwändige Eigenrecherche: Adressen ausfindig machen und selbst anrufen, um Details abzufragen. Aber: "Viele von Ihnen wissen aus leidvoller Erfahrung, dass Informationen, die man selbst per Telefon oder Fax anfordert, oft nicht stimmen", heißt es im Katalog des auf Behindertenreisen spezialisierten Anbieters rfb-Touristik. "Deshalb machen wir bei der Besichtigung von Unterkünften eine Checkliste, bei der von der Türbreite bis zur Höhe des Lichtschalters alles ausgemessen wird, was wichtig sein könnte." Auch einschlägige Reiseführer helfen mit Adressen und exakten Angaben. Fachbuchautor Yvo Escales stellt in "Handicapped Reisen" in zwei Bänden Ziele im In- und Ausland vor. Im Internet bieten Städte Web-Führer für Behinderte. Handicaptravel weist auf seiner Homepage auf Reiselinks, Reisebörse und ein "Wer hilft Wem"-Programm hin. Auch der Staat gibt Auskunft: über die NatKo, die Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle. Sie informiert über Verbände und Organisationen, Veranstalter und Initiativen sowie über Möglichkeiten für Behinderte, einen Zuschuss für den Urlaub zu bekommen.
Das Gesundheitsministerium fördert auch das Fernseh-Reisemagazin "Grenzenlos". Die Sendung macht Reisevorschläge und zeigt touristische Angebote für Behinderte: alle zwei Monate am jeweils 3. Samstag auf DSF (nächste Sendung: 17. Januar 2004, 11.45 Uhr). "Ob Fallschirmspringen, Segeltörns oder Fotosafaris: Die Urlaubsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung haben sich erheblich verbessert", konstatiert Produzent Hermann Hoebel. In Deutschland bieten rund zehn etablierte Veranstalter Behindertenreisen an. "Wir haben 50 Reisen zu 25 Zielen von Deutschland über Griechenland bis Ecuador im Programm", sagt Michael Geiss vom Reiseveranstalter mare nostrum. Der Nachteil: "Reisen für Behinderte sind im Schnitt zehn bis zwanzig Prozent teurer, weil umgerüstete Fahrzeuge und mehr Personal auch mehr Geld kosten". Branchenprimus TUI hat sogar einen Sonderkatalog, aber der wird im Reisebüro nicht an die Kunden ausgegeben, sondern dient nur als Hilfe für die Verkäufer. 20 000 behinderte Gäste waren es im letzten Jahr bei der TUI für den Reisegiganten nur ein Randgeschäft.
Die anderen Touristik-Riesen halten sich trotz sechs Millionen potentieller Kunden und Konjunkturflaute im Reisesektor aber gänzlich bedeckt. "Das war für uns ein ganz wichtiger Punkt", sagt Michael Geiss von mare nostrum. "Unsere Kunden sollten einen richtigen Katalog zum Blättern und zur Information bekommen". Das Werk ist immerhin 76 Seiten stark. Gerade der halben Million Rollstuhlfahrer in Deutschland fehlt oftmals nichts anderes als die richtigen Informationen etwa über ein Hotel mit rollstuhlgerechten Einrichtungen.