Handball-2. Bundesliga Handball-2. Bundesliga: Unruhe durch blaue Briefe
Dessau/MZ. - Volkes Stimme wurde früh am Morgen gekappt. Im Internet schloss der Dessauer HV sein Gästebuch: Die Kündigungen für Volker Preißner, Jens Werner und Kapitän Frank Stojan hatten für Aufregung gesorgt. Am Pranger stand: Vizepräsident Thomas Zänger, Absender der Kündigungen, anonym und teilweise heftig beschimpft von den Fans.
Fast ist es in Vergessenheit geraten: Die Saison läuft noch, Sonntag steht für den Dessauer HV ein Heimspiel gegen die Flensburger Reserve an. 17 Uhr ist Anpfiff. Ab 14 Uhr plant der Verein in der Anhalt-Arena ein Kinderfest.
Doch die Schlagzeilen entstehen derzeit abseits des Spielfeldes. Präsident Jürgen Kessing kämpft am Sonntag in Baden-Württemberg um das Amt des Oberbürgermeisters in Bietigheim-Bissingen. Tino Weinhardt, Vize-Präsident Öffentlichkeitsarbeit, trat am Donnerstag überraschend zurück, aus privaten wie beruflichen Gründen. Mit der so genannten "Blaue-Brief-Affäre" habe dies aber nichts zu tun, betonte Weinhardt. "Es gab Unmutsäußerungen zu meinem zeitlichen Aufwand für den Dessauer HV, und es wurde ein stärkeres Engagement gefordert", sagte Weinhardt. "Dies ist aber für mich beruflich nicht realisierbar." Und die Mannschaft? "Vor und nach dem Spiel können wir über alles reden", erklärte Spielertrainer Gregorz Subocz. "Während des Spiels steht der Sport im Mittelpunkt." Die Fans werden genau hinschauen.
Flensburgs Reserve kommt als Vorletzter in die Anhalt-Arena. Das rettende Ufer, ein Nichtabstiegsplatz, ist noch in Sichtweite, allerdings schon ziemlich fern. Anfang Februar tauschte der Verein den Trainer, stellte Peter Sellmer für Bogdan Wenta an die Seitenlinie. "Die kämpfen um ihre letzte Chance", ahnt Subocz. "Die werden das Durcheinander hier in Dessau ausnutzen wollen."
"Die Spieler reden über die Verträge und die neue Saison", gibt Subocz zu. "Wer unzufrieden ist, zeigt das, auch im Training. Das kann ich kaum ändern." Doch der Trainer hofft auf den sportlichen Ehrgeiz der Mannschaft, hofft, dass die Grippekranken Karsten Schulze und Patrick Heddrich wieder dabei sind, dass Ralf Stojan wieder fit wird. Und Subocz hofft, dass die Vertragsstreitigkeiten keine Auswirkung auf die Leistung haben. "Die Spieler haben ja noch Vertrag bis Saisonende. Es war ja keine Kündigung, sondern eine Nicht-Verlängerung des Vertrages." Als Trainer und Spieler steht Subocz mittendrin statt nur dabei. Einfach ist das nicht. Seine Vorgabe ist: "Ich möchte Spieler, die fünfmal in der Woche trainieren können." Und Subocz will noch eines: Nach drei Niederlagen in Folge soll ein Sieg gegen Flensburg her.