Box-Jubilar: Wolfgang Behrendt wird 70
Berlin/dpa. - Berlin Wolfgang Behrendt feiert in diesem Jahr zwei bemerkenswerte Jubiläen. Der erste Olympiasieger in der 40 Jahre währenden Sportgeschichte der DDR wird am 14. Juni 70 Jahre alt. Knappe sechs Monate danach jährt sich zum 50. Mal sein größter sportlicher Triumph.
Als Mitglied einer gesamtdeutschen Mannschaft bezwang der Berliner bei den Sommerspielen in Melbourne im Finale den südkoreanischen Bantamgewichtler Soon Chung Song mit einer technisch begeisternden Leistung nach Punkten. Dieser 1. Dezember 1956 war der absolute Höhepunkt seiner Karriere, die als Zwölfjähriger begann.
Der Start in Australien blieb seine einzige Olympia-Teilnahme als Sportler. Für Rom (1960) konnte sich Behrendt wegen einer Handverletzung nicht qualifizieren und für Tokio (1964) reichte seine Form nicht aus. Der Berliner hatte sich nach langer Krankheit und dem bereits vollzogenen Abschied vom Ring viel zu spät und nur auf Bitten der Trainer zu einem Comeback entschlossen. Dadurch unterlag er in der internen deutschen Ausscheidung knapp dem Mainzer Leichtgewichtler Wolfgang Schmitt.
Insgesamt bestritt der dreimalige DDR-Meister 201 Kämpfe. 188 Mal wurde sein Arm als Zeichen des Sieges gehoben, lediglich acht Niederlagen musste er hinnehmen. Eine davon bei der EM 1955, als der nur 1,63 m große Ostberliner im zu jener Zeit noch existierenden Westberliner Sportpalast an dem Rumänen Dobrescu im Halbfinale scheiterte und mit Bronze zufrieden sein musste.
Der gelernte Maschinenschlosser und spätere Kameramann beim Fernsehfunk der DDR arbeitete von 1965 bis 1991 als Sportfotograf bei der Tageszeitung «Neues Deutschland» und erhielt auf diese Art und Weise die Möglichkeit, weitere acht Olympische Spiele mitzuerleben. Vor allem die in Moskau blieben dem Familienvater von zwei Kindern in besonderer Erinnerung. Sein ältester Sohn Mario, immerhin auch zweifacher DDR-Meister im Bantamgewicht, musste allerdings vorzeitig die Segel streichen.
Neben dem Faustkampf und der Fotografie gehört Behrendts dritte große Leidenschaft der Musik. Als Heranwachsender spielte er sechs Jahre lang Geige und wirkte sogar in einem Jugendorchester mit. Weil sich das aber wegen der Hände nur schwerlich mit dem Boxen vereinbaren ließ, stieg er auf die Trompete um, mit der er heute noch als Solist bei mehreren Veranstaltungen pro Jahr auftritt. In diesem Metier ist Behrendt, wie er selbst sagt, begehrter denn als Bildberichterstatter. (dpa)