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Absinth Absinth: Grüner Teufel lockt Kenner an

Von Klaus M. Müller 09.08.2001, 09:16

Halle/MZ. - Vor etwa 80 Jahren wurde der Absinth inden meisten Ländern der "alten" Welt verboten.Dieser giftig-grüne "Likör" mit Geschmacknach Anis mit Lakritz hat eine lange Geschichte.

Ende des 18. Jahrhunderts erkannte man bereits,dass die Absinthpflanze - ein "Wermutkraut"- verschiedene Heilwirkungen hat. Man verwendetesie gegen Gelbsucht, Malaria, Gicht und vielesmehr. In Neuchâtel wurde dann ein Aperitifhergestellt unter Verwendung von Alkohol,Absinth, Fenchel und verschiedenen Kräuternmit über 50 Volumenprozent.

Dieser Aperitif, schon Absinth genannt,machte seinen Siegeszug dann durch Frankreich,Belgien und so weiter und wurde das Lieblingsgetränkvon Künstlern - nicht nur Lebenskünstlern- Intellektuellen und Bohemiens. Sie genossenihn zu jeder Gelegenheit und ließen sich vonseinem Rausch inspirieren hin bis zur Wahrnehmungsveränderung.

So wird unter anderem van Gogh nachgesagt,er soll sich mit Absinth den Verstand versoffenund im Rausch des Absinth das Ohr abgeschnittenhaben. Über das Werk Toulouse Lautrec wurdegesagt, seine Bilder seien absolut im Absinth-Rauschentstanden. Sogar der Untergang der Titanic,so ein Gerücht, geschah durch die Berauschungdes Kapitäns und der Offiziere mit Absinth.Ende des 19. Jahrhunderts hatte Absinth diebreite Bevölkerungsschicht von Frankreicherobert. Man traf sich zur "grünen Stunde"im Bistro, Café oder einfach auf der Terrasseund genoss Absinth. Nicht nur dem hohen Alkoholgehalt,vielmehr dem Wirkstoff Thujon war die unkontrollierteWirkung des Absinth zuzuschreiben.

Beim Extrahieren von Wermutpflanzen wirddieses Nervengift freigesetzt, dass im Übrigensehr große Ähnlichkeit mit dem Canabis-WirkstoffTHC hat, und gelangt so in den Absinth.Im Absinth des vorherigen Jahrhunderts warenbis zu 80 Milligramm des Giftes, in Verbindungmit dem oft verwendeten minderwertigen Alkoholwurde es oft zu einer zerstörenden bis tötendenDroge.

In Erkenntnis dieser Sachlage und um die Bevölkerungzu schützen, wurde Absinth, der "grüne Teufel",1923 fast europaweit verboten. Vor drei Jahrenwurde das deutsche Verbot aufgehoben. Gefährlichist der Absinth nun nicht mehr. Selbst Frankreich-Liebhaberwerden Genießer des Anis, die vorher bisherRicard und Raki bevorzugten.

Der Thujon-Gehalt darf heute maximal zehnMilligramm pro Liter betragen. Die Renaissancedes Absinth hat voll eingesetzt. Nicht nurFrankreichliebhaber finden Gefallen am Absinth,sondern alle Kunden - breit gefächert von18 bis 80.

Für alle, die Absinth noch nicht kennen, lässtsich wie folgt erklären: Süß, aber ohne klebrigzu sein, frisch nach Anis wie junger Fenchelmit einem Schuss Lakritz. Seine 55 Volumenprozentbrennen und kratzen nicht im Mund oder derKehle, sondern wirken erst im Magen, aberohne die Tränen in die Augen zu treiben. Purtrinkt man ihn eigentlich nicht, sondern mitEiswasser verdünnt, aber ohne Eis im Glas.

Manche mischen ihn auch mit Sekt oderWein, ganz exotisch wird er mit Bier oderCola gemixt. Beim Mischen mit Eiswasser fangendie Absinthkristalle an sich zu bilden, diewie kleine Teufelsschleier durch das Glastanzen. In Halle heißt die Spezialität "ElsterNebel". Die Abfüllungen reichen von 100 Milliliternbis zu 1,5 Liter. Wer die kleine Kostprobewählt, bezahlt 8,45 Mark. Eine 0,7-Liter-Flaschekostet 63 Mark.

Zu kaufen gibt es den "Grünen Teufel"unter anderem in Halle in der Schmeerstraße7 bei Hülle & Fülle.