Jugendarbeit und Gewaltprävention 20 Jahre Anti-Gewalt-Zentrum Harz: Meilensteine einer besonderen Institution
Das Anti-Gewalt-Zentrum Harz feiert 20 -jähriges Bestehen. Wie sich der Verein im Laufe der Zeit entwickelt hat und mit welchen Angeboten er Gewalt entgegenwirken will.
Oberharz. - Jugendarbeit, Gewaltprävention an Schulen, die Gründung des Schülergremiums Harz: Das Anti-Gewalt-Zentrum (AGZ) mit Sitz in der Stadt Oberharz am Brocken hat im Laufe seines Bestehens einige Projekte entwickelt, die nicht nur in der Region, sondern auch darüber hinaus Anklang gefunden haben. Seit 20 Jahren hilft und unterstützt der Verein Menschen auf verschiedene Weise, um ein gewaltfreies Miteinander zu schaffen.
Anfänge des Vereins legten Fokus auf Täterarbeit
Seine Anfänge nahm der Verein im Jahr 2004. Damals waren es vor allem Sozialpädagogen aus den Bereichen Polizei, Jugendarbeit, Schule, Justiz und dem Sozialen Dienst der Justiz, die mit ihrer Expertise und ihrer besonderen Ausbildung im Bereich der Gewaltprävention und -deeskalation den Grundstein für den Verein legten, berichtet die erste Vereinsvorsitzende Evelyn Zinke.
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In den ersten Jahren lag der Fokus des Zentrums vor allem auf der Täterarbeit, speziell mit Intensivtätern. Die Anti-Aggressivitäts-Trainings (AAT) waren ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. „Heute, aufgrund finanzieller Engpässe und der gestiegenen Anforderungen, ist diese Form der Täterarbeit kaum noch in dem Umfang möglich, in dem sie damals stattfand“, so Zinke. Der Grundgedanke und das Engagement, die Ursachen von Gewalt zu bekämpfen und Menschen die Möglichkeit zur Veränderung zu geben, leben nach wie vor weiter - auch wenn sich der Verein im Laufe der Zeit gewandelt hat.
Großer Erfolg für Schülergremium: 570 erfolgreich verhandelte Fälle seit 2007
Zum Beispiel in Form des erfolgreichen Schülergremiums seit 2007. Das Gremium besteht aus Schülerrichtern, die mit gleichaltrigen jugendlichen Ersttätern in Gesprächen deren Taten aufarbeiten. In den Jahren seit der Gründung wurden etwa 570 Fälle von jugendlichen Ersttätern erfolgreich verhandelt. Die Schülerrichter leisten dabei „eine herausragende ehrenamtliche Arbeit und setzen sich mit viel Engagement und Verantwortungsbewusstsein für die Wahrung von Ordnung und Gerechtigkeit ein“, schätzt Evelyn Zinke ein.
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Ein wichtiger Bestandteil ist die Gewaltprävention an Schulen. Mit Anti-Gewalt-Trainings und Lehrerweiterbildungen werde Kindern, Jugendlichen und Pädagogen Unterstützung angeboten, um Gewalt frühzeitig zu erkennen und wirksam entgegenzutreten. Heute reicht das Engagement des Vereins über fünf Bundesländer hinaus.
Jugendarbeit im Oberharz wird seit 2011 unterstützt
Das AGZ unterstützt zudem seit 2011 die Jugendarbeit der Stadt Oberharz am Brocken. Dafür wurde mit der Stadtverwaltung ein Kooperationsvertrag geschlossen und mit der Unterstützung des Landkreises Harz eine pädagogische Fachkraft über Sonderförderung eingestellt.
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Mit der 2023 ins Leben gerufenen Namibia-Initiative wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Sie wird von Sebastian Umbach, dem zweiten Vorsitzenden, geleitet. Erst kürzlich unternahmen Jugendliche eine Reise in das afrikanische Land. Der namibische Botschafter, der zur Feier kommen wollte, aber krankheitsbedingt absagen musste, sendete eine Grußbotschaft, die von einer Schülerrichterin verlesen wurde. Zudem wurde ein Kurzfilm über die im Oktober 2024 stattgefundene Reise nach Namibia gezeigt.
Der Verein wird unterstützt von Vereinsbeiträgen, Spenden und der Zuweisung von Bußgeldern. Evelyn Zinke freue sich bereits auf die nächsten Jahre, in denen, da ist sie sicher, „der Verein weiter wächst und noch mehr Menschen erreicht, die auf Unterstützung und Hilfe angewiesen sind“.