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Kritik vom Erfolgs-Trainer Schwimm-Trainer Frank Embacher übt Kritik an der Leistungssportreform

09.11.2018, 08:41
Trainer Frank Embacher hat nicht nur seine sächsischen Athleten im Blick.
Trainer Frank Embacher hat nicht nur seine sächsischen Athleten im Blick. imago sportfotodienst

Halle (Saale)/Leipzig - Die geplante Streichung des Bundesstützpunktes Halle im Schwimmen schlägt nach wie vor hohe Wellen. Für vergangene Erfolge war Trainer Frank Embacher (54), der Weltmeister-Coach von Paul Biedermann, maßgeblich verantwortlich. 2016 wurde ihm vom Schwimmverband gekündigt. Jetzt arbeitet er als Landestrainer in Sachsen. Zur Situation an seiner alten Wirkungsstätte sprach Christoph Karpe mit ihm.

Knapp eineinhalb Jahre arbeiten Sie nun in Leipzig, schlägt Ihr Herz trotzdem noch ein wenig für Halle?

Frank Embacher: Für die übriggebliebenen Sportler, die mich kennen, ja. Und da gibt es auch Daumendrücken für die Wettkämpfe. Auch für die Senioren in der Schwimmabteilung. Für die verantwortlichen Funktionsträger mit Sicherheit nicht! Aber die ziehen sich jetzt sukzessive und klammheimlich aus ihrer Verantwortung zurück.

Das hört sich nach Frust an...

Wir, die alten Haudegen, haben diesen Sport in Halle durch dick und dünn begleitet, einige mit zehn Jahren ABM-Maßnahme, tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Aber es kam Gegenwind ohne Ende - und als Chef stehst du nun mal in der ersten Reihe und auf dich kommt es an. Meine Familie und die Schwimmfamilie haben mir den Rücken gestärkt und ich habe aus allen Rohren geschossen, damit es voran geht. Und es war erfolgreich! Wir waren der beste Nachwuchsverein in Deutschland und hatten Vorbilder in den eigenen Reihen.

Und jetzt?

Mehr als zehn Hoffnungsträger haben nach mir ihre sportliche Laufbahn beendet oder sind weggegangen aus Halle. Mir wurden in 25 Jahren 25 Sportler vorgehalten, die ihren Weg nicht bis in die Weltspitze geschafft haben. ,Nicht mehr tragbar’ war die Meinung aller Funktionsträger und jetzt sind es schon zehn Athleten in einem Jahr weniger. Respekt!

Glauben Sie, dass der Verlust des Bundesstützpunktes im Schwimmen noch von Ihrem problematischen Verhältnis zum Chefbundestrainer Henning Lambertz herrührt?

Die Anträge wurden vor einem Jahr gestellt und ich bin seit eineinhalb Jahren nicht mehr in Halle tätig. Wenn, dann müsste ja Halle jetzt erst recht Bundesstützpunkt werden, weil ,das Problem’ ja weg ist. Da muss man wohl selbstkritischer werden.

Sie Sind ja gegen die Leistungssportreformen...

Falsch, auch ich will Reformen. Aber nicht das wenige Geld darf die Struktur bestimmen. Die vorgesehene Struktur braucht viel mehr Geld und wenn es das nicht gibt, dann kann dieser Weg nicht erfolgreich sein. Zwei Jahre Vakuum sind vergangen. Ergebnis? Unsicherheit auf vielen Ebenen, die Basis bricht weg und die Wertschätzung für den Leistungssport tendiert gegen Null.

Was wäre die Lösung?

Ich habe intern Ansätze, die praktikabel sind und die ich schon praktiziert habe. Der Schwimm-Verband hat mir jedoch mit meiner Nicht-Weiterbeschäftigung klar zu verstehen gegeben, dass er auf meine Erfahrung verzichten kann.

Aber einen Grundsatz können Sie doch verraten?

Kein Problem! Das Wichtigste für den Erfolg ist die Beziehung zwischen Sportler und Trainer und alle anderen sind Serviceeinrichtungen, um den Weg zum Erfolg zu ebnen.

Schwerpunkt der Leistungssport-Reform ist die Zentralisierung. Gehen Sie da mit?

Permanente Zwangszentralisierung zu einem fremden Trainer, weg vom leistungsfördernden Umfeld, also den Trainingspartnern, Freunden, der Familie, den Sponsoren und regionalen Förderern und das wenn man sich in einem professionellen Umfeld befindet? Nein, so nicht! In Halle gibt es eine Olympiasiegerin im Rudern und die soll jetzt nach Berlin, um sich zu verbessern? (Stirnrunzeln)

Landestrainer Sachsen mit Gruppe! Schon bereut?

Das ist eine hammerharte Aufgabe, da es ja zwei Jobs sind. Trainer mit 13 Sportlern und verantwortlicher Landestrainer für ganz Sachsen. Dank meiner Landestrainerin im Nachwuchs, Anne-Kathrin Neumann, die mir vieles zeigt und immer hilft, bekomme ich beides unter einen Hut. Einige Erfolge sprechen da schon für sich. Aber es ist noch viel zu tun. Ich bin motiviert, versuche mich - noch - nicht mit allen und jedem anzulegen. Manches fresse ich noch in mich rein - und das sieht man leider auch! (Blick geht zum Bauch) In Sachsen legt man Wert auf meine Arbeit und meine Erfahrung. Eine Win-win-Situation. Wir brauchen den Erfolg und ich will den Erfolg. Motivation stimmt!

Noch ein Wort an Halle?

Das hört sich so an, als ob ich weg bin. Ich wohne weiter in Halle. Ich verfolge weiter alles. So ärgert es mich, dass der Sportausschuss den Antrag zur Umbenennung der Schwimmhalle in „Paul Biedermann Schwimmhalle“ abgelehnt hat. Der Mann hat Halle in aller Munde gebracht! Er ist Hallenser geblieben, obwohl er viele Angebote hatte. Er hat Michael Phelps, den erfolgreichsten Sportler aller Zeiten, zerlegt! Seine Weltrekorde gehen ins zehnte Jahr! Googelt man „Berühmte Personen aus Halle“ steht auf Platz zwei Paul Biedermann! (mz)