Joonas Niemelä und Tatu Vihavainen Wie Eis und Feuer: Zwei Finnen lassen Saale Bulls vom Aufstieg träumen
Dank Tatu Vihavainen und Joonas Niemelä führen die Saale Bulls die Liga an. Die Skandinavier sind beide grandiose Angreifer. Worin sie sich aber unterscheiden.
Halle (Saale)/MZ - Ein kurzer Abriss gängiger Klischees über Finnen geht so: Sie hocken ständig in der Sauna, schweigen dabei beharrlich, trinken aber viel Alkohol. Einem Realitätsabgleich hält die Aneinanderreihung von Vorurteilen allerdings nicht wirklich stand.
Sauna, ja, damit können Tatu Vihavainen und Joonas Niemelä tatsächlich etwas anfangen. Als große Schweiger erweisen sie sich beim Gesprächstermin auf dem halleschen Wintermarkt aber nicht. Obgleich das Duo nun auch nicht vor Emotionen übersprudelt.
Und die Sache mit dem Alkohol? Vihavainen entscheidet sich als wärmenden Begleiter zwar für den Klassiker Glühwein, es bleibt trotz bereits erledigtem Trainingstagespensum aber bei einer Tasse. Und Joonas Niemelä wählt gar nur eine heiße Schokolade mit Sahne. Seine Erklärung: „Ich mag Alkohol nicht besonders.“
Niedrige Gehälter in Finnland als Glücksfall für die Saale Bulls
So ist das eben mit Klischees, oft stimmen sie gar nicht, manchmal ein wenig, ab und zu aber auch genau. Ein weiteres Stereotyp erfüllt das Duo nämlich komplett: Finnen lieben Eishockey und sie sind verdammt gute Spieler. Das trifft auf Tatu Vihavainen und Joonas Niemelä definitiv zu. Gemeinsam bilden die Angreifer aus dem hohen Norden das wohl beste Importduo, das die Saale Bulls jemals hatten.
Sowohl Vihavainen als auch Niemelä weisen pro Spiel mehr als zwei Torbeteiligungen auf. Es ist zu großen Teilen den herausragenden Finnen zu verdanken, dass der hallesche Eishockeyklub derzeit die Tabelle der Oberliga Nord anführt und sich damit auch ernsthafte Aufstiegshoffnungen machen darf.
Mit dem 26-jährigen Vihavainen, der seine zweite Saison in Halle absolviert, und dem 24-jährigen Niemelä, der in diesem Sommer verpflichtet wurde, haben die Bulls zwei Glücksgriffe gelandet. Dabei profitierte der Klub von der schwierigen Situation für Eishockeyspieler in Finnland. Obwohl der Sport dort überaus populär ist, sind die Möglichkeiten für Profis begrenzt.
Fern von der Familie: Tatu Vihavainen und Joonas Niemelä feiern Weihnachten in Halle
„In der zweiten Liga, wo wir gespielt haben, ist das sportliche Niveau zwar gut, die Gehälter sind aber schlecht. Richtig Geld kannst du als Spieler in Finnland nur als Teil der ersten zwei Reihen in der ersten Liga verdienen“, erklärt Niemelä. Nur „800 bis 1.000 Euro“, so Vihavainen, betrage der Durchschnittslohn in der ersten Liga. Eine Etage tiefer sei es noch weniger. „Warum, kann ich nicht wirklich erklären.“ Ansätze hat er aber: Es fehle an professioneller Organisation und Sponsoring.
Da ist der Gang ins Ausland attraktiv. Als Importspieler in der drittklassigen deutschen Oberliga ist ein deutlich größerer Lohn drin und bei den Bulls werden zudem Wohnung und Auto gestellt.
Die beiden Finnen haben den Gang nach Halle dann auch nicht bereut. Auch wenn es gerade in der Adventszeit schwer fällt, so fern der Heimat aufzulaufen. Die Bulls spielen zwischen den Jahren durch, Weihnachten feiern die Importspieler daher in Halle.
Tatu Vihavainen lobt Joonas Niemelä: „Muss mal höher spielen“
„Natürlich wäre ich gern bei meiner Familie“, sagt Vihavainen, der aus der Kleinstadt Savonlinna stammt und einen dreijährigen Sohn hat, den er während der Saison meist nur via Facetime sieht. „Aber es ist mein Job und es gefällt mir in Halle auch sehr gut. Ich mag die Fans, die Atmosphäre und die Organisation ist top. Ich habe es vergangene Saison hier schon sehr genossen und deshalb erneut unterschrieben.“
Auch Niemelä, der mit Freundin und Hund in Espoo, der zweitgrößten Stadt Finnlands lebt, ist angetan von Halle. Nach einem kurzen Gastspiel in Italien ist es seine zweite Auslandsstation. „Alles hier funktioniert sehr gut, auch das Team ist stark, wir haben gute Chancen, die Meisterschaft zu gewinnen“, sagt er. Der Aufstieg in die DEL2 - dieses Ziel hat Niemelä, der parallel zum Sport Deutschstunden nimmt, für sich selbst klar definiert: „Ich bin hierhergekommen, um es in die höheren Ligen zu schaffen.“
In ihrem Ehrgeiz und ihrer Einstellung zum Sport zeigen sich Unterschiede zwischen den so starken Finnen. „Jonas ist sehr professionell, isst richtig, schläft richtig. Er muss daher auf jeden Fall mal höher spielen“, sagt Vihavainen. „Ich bin da etwas anders, ich will Spaß auf dem Eis haben und bin glücklich in der Oberliga.“
Joonas Niemelä zeigt nur selten Emotionen auf dem Eis
Niemelä ist als Spieler dann auch der Inbegriff eines Profis: Der Center arbeitet fleißig nach vorn und hinten, gewinnt Bullys, spielt gradlinig, trifft regelmäßig. Vihavainens Spiel ist trickreicher, er zockt gern auf dem Eis, liebt geschickte Pässe. Der Flügelspieler zeigt seine Emotionen auch offener, lässt schon mal einen Frustschrei los oder jubelt demonstrativ. Niemelä feiert seine Treffer dagegen häufig fast routiniert, agiert insgesamt sehr beherrscht.
Das Duo wirkt so wie eine Kombination aus Feuer, Vihavainen, und Eis, Niemelä. Bei diesem Vergleich lachen die Finnen. „Ich bin tatsächlich ruhiger als Tatu, zeige meine Emotionen nicht so“, stimmt Niemelä dann aber zu. Ob nun tatsächlich voller Feuer und kalt wie Eis, entscheidend ist ja letztlich ohnehin nur: Beide sind in ihrer Art für die Gegner der Saale Bulls brandgefährlich.
Die Saale Bulls spielen am Freitag (20 Uhr) in Rostock und empfangen am Sonntag (18.15 Uhr) Krefeld. Im Sparkassen Eisdom gilt die 2G-Plus-Regel.