Umstrittener Mäzen-Klub KFC Uerdingen als Gegenmodell zum HFC: Schorch als Zuschauer in Halle?
Halle (Saale) - Was Christopher Schorch dieser Tage so treibt, ist nicht so recht nachvollziehbar. Womöglich kommt er am Freitag zum Drittliga-Punktspiel des Halleschen FC gegen den KFC Uerdingen in den Erdgas Sportpark. Aber allenfalls als Zuschauer. Und dann womöglich ganz in Familie. Schorch ist Hallenser und Fußball-Profi. Nur eben gerade ohne Job. Konkret seit dem 29. Januar. Da wurde er einen Tag vor seinem 30. Geburtstag suspendiert. In Uerdingen, beim HFC-Gegner.
Schorch hat in seiner langen Karriere - Jugend beim HFC, dann Hertha BSC, danach Ausbildungsteam von Real Madrid, Bundesliga mit dem 1. FC Köln und, und - so ziemlich alles erlebt. Doch die Ereignisse beim Aufsteiger waren auch für ihn eine neue Erfahrung im negativen Sinne: Gestern noch Kapitän der Mannschaft, 19 Spiele in der Drittliga-Hinrunde, heute gefeuert. Christopher Schorch war quasi das Bauernopfer unter den Spielern, das Präsident Mikhail Ponomarev gesucht und gefunden hatte. Offizielle Begründung: disziplinarische Gründe.
KFC Uerdingen mit großen Ambitionen
Tags zuvor hatte der 44-Jährige nämlich schon Trainer Stefan Krämer gefeuert. Der Russe, der den KFC mit Millionen alimentiert und mit diesem Geld unbedingt den Durchmarsch in die zweite Liga erzwingen will, sah den Aufstieg gefährdet und handelte. Und weil Schorch ein Krämer-Gefolgsmann war, musste der gleich mit gehen.
Inzwischen hat der russische Regent, der seinen namhaften Spielern um Weltmeister Kevin Großkreutz Zweitliga-Gehälter zahlen soll, Norbert Meier als Trainer installiert. Mit noch wenig durchschlagendem Erfolg. In den drei Spielen unter Meier holte Uerdingen nur zwei Punkte. Sechsmal in Folge ist der einstige Bundesligist (als Bayer 05 Uerdingen 1985 DFB-Pokalsieger) mittlerweile sieglos. Bedeutet Tabellenplatz fünf.
Doch die Ambitionen von Ponomarev bestehen nach wie vor. „Das war gut, wenn wir so weiter spielen, steigen wir auf“, soll er der „Rheinische Post“ nach dem 0:0 am Montagabend gegen Preußen Münster gesagt haben. Meier wurde da so zitiert: „Der Präsident will sehen, dass die Mannschaft kämpft, und das hat sie getan.“ In Halle soll nun ein Sieg folgen.
HFC leht ein Mäzen-Modell kategorisch ab
Das Projekt von Ponomarev, der den KFC abgewrackt in der Oberliga Niederrhein übernommen hatte, steht völlig konträr zu den Ambitionen in Halle. Beim HFC erzeugen Gedanken, von den Launen eines Mäzens abhängig zu sein, pures Grausen. „So etwas wird bei uns nicht passieren, dass Geldgeber in den Verein hineinregieren“, hatte Neu-Präsident Jens Rauschenbach im Zuge seiner Wahl Anfang Februar gesagt.
Für Ponomarev jedoch ist sein Weg der einzig gangbare: „Der deutsche Fußball braucht richtige Investoren. Die Bundesliga ist nur noch eine Entwicklungsliga“, sagte er gerade der Rheinischen Post und plädierte vehement für eine Abschaffung der 50+1-Regel im deutschen Fußball.
Christopher Schorch wechselt nicht zu Chicago Fire
Diese garantiert bislang, dass die Vereine (oder Gesellschaften) immer die Mehrheit bei Entscheidungen haben und Investoren überstimmen können. Und dass Geldgeber sportlich entscheiden, hat auch immer einen faden Beigeschmack. Ponomarev kann es als gewählter Präsident. Und er tut es.
Schorch wird eine Abfindung erhalten (oder sie schon haben). Er ist inzwischen auf Job-Suche. Natürlich im Ausland. Das Transferfenster in Deutschland ist inzwischen geschlossen. Zwischenzeitlich absolvierte er ein Probetraining bei Chicago Fire, dem US-Klub von Bastian Schweinsteiger. „Er hat sich gut verkauft. Allerdings hat sich ein Engagement zerschlagen. Chicago hat sich nicht für ihn entschieden“, sagt sein Berater Heiko Hofstätter.
Die Suche geht also weiter. Und in dieser Zeit hätte Christopher Schorch durchaus Gelegenheit, mal in Halle zuzuschauen.
(mz)