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Ralf Heskamp ist überrascht Hallescher FC: Was das Ziegner-Aus beim FSV Zwickau für den HFC bedeutet

Von Christoph Karpe 26.04.2018, 09:53

Halle (Saale) - Nein, das hatte Ralf Heskamp nicht erwartet. Als der Sportchef des Halleschen FC am Mittwochmittag von den Ereignissen in Zwickau erfuhr, vom Rauswurf von Trainer Torsten Ziegner, war er erst einmal baff. „Also damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte Heskamp.

Und unabhängig von den Ereignissen in Westsachsen meinte er über seinen künftigen HFC-Kollegen, den er in den letzten Wochen kennen und schätzen gelernt hat: „So einen Abschied hat er nicht verdient. Ich finde es einfach schade. Aber so ist das Geschäft.“

Zum Verhängnis wurde dem 40-jährigen Ziegner nämlich gar nicht einmal die Serie der Erfolglosigkeit - seit acht Spielen hat Zwickau nicht mehr gewonnen. Dieser Abwärtstrend mit vier Unentschieden und vier Pleiten begann am 10. März, da bestand schon Einigkeit mit dem Halleschen FC, Ziegners Verpflichtung war von den Rot-Weißen dann am 27. März verkündet worden.

Zwickau und Halle: Torsten Ziegner fuhr zweigleisig

Seitdem beäugte die Zwickau-Führung ohnehin argwöhnisch, ob sich Ziegner tatsächlich wie versprochen bis Saisonende komplett auf den FSV konzentrieren würde. Bleibt der FSV „Herzensangelegenheit“, so der Zwickauer Slogan, oder gleichzeitig doch schon der Hallesche FC?

Ziegner fuhr zumindest zweigleisig. Regelmäßig stand er in Kontakt zu HFC-Sportchef Heskamp, um die Kaderplanungen für die kommende Saison voranzutreiben. Er fuhr in seiner Freizeit nach Halle, traf sich mit Spielern. So redete er etwa mit Toni Lindenhahn, in dem er das Mentalitäts-Rückgrat der künftigen Mannschaft sieht. Nach dem Gespräch verlängerte „TL6“ gleich um drei Jahre.

HFC will zwei FSV-Spieler

Das alles schien bekannt wie geduldet. Zum Verhängnis wurde Ziegner nun aber eine brisante Aussage mit HFC-Bezug. Als via „Bild“ bekannt wurde, dass der Hallesche FC womöglich die Zwickauer Spieler Jan Washausen und Bentley Baxter Bahn verpflichten wolle, ließ sich Ziegner am Rande der Montags-Partie gegen Karlsruhe (2:4) verleiten, einen folgenschweren Satz zu sagen. „Ja, es stimmt, wir möchten gern Washausen und Bahn nach Halle holen“, meinte Ziegner und hatte damit quasi Worte eines schon amtierenden HFC-Trainers gewählt.

Verständlich, dass den Zwickauer Vereinsoberen der Kragen platzte. Man war schließlich davon ausgegangen „dass trotz des anstehenden Arbeitgeberwechsel mit etwa auftretenden Interessenkollisionen professionell umgegangen wird“. So formulierte es der FSV nun am Mittwoch bei der Verkündung der Freistellung. Man hätte durchaus Verständnis für den Trainer und seine Zwickmühle gehabt. Doch der verbale Lapsus kam in diesem Zusammenhang als Vertrauensbruch daher.

„Die aktuellen Entwicklungen der letzten Tage haben gezeigt, dass dieses Verständnis bei Torsten Ziegner offensichtlich nicht mehr vorhanden ist und er nicht mehr bereit ist, seine vertraglichen Pflichten, zu denen auch Treuepflichten gehören, gegenüber unserem Verein vollständig zu erfüllen“, hieß es. Und das Verständnis des Vereins ende, „wenn dadurch der FSV Zwickau benachteiligt werden könnte. Wir sehen uns zum Schutz des Vereins gezwungen, Torsten Ziegner von seinen arbeitsvertraglichen Pflichten freizustellen.“

Kein Duell Schmitt gegen Ziegner am letzten Spieltag in Halle

So endete am Mittwoch die erfolgreiche Ära Ziegner beim FSV dann doch im Zoff. Ein Gutes aber hat die Entwicklung - einmal abgesehen davon, dass Ziegner nun noch mehr Freizeit mit rot-weißen Aktivitäten ausfüllen könnte: Am letzten Spieltag bleibt allen Beteiligten eine groteske Szene erspart.

Dann empfängt der Hallesche FC den FSV Zwickau. Der scheidende HFC-Trainer Rico Schmitt hätte im Beisein seines Nachfolgers notgedrungen über das Spiel des HFC sprechen müssen. Ziegner seinerseits hätte das Duell aus FSV-Sicht analysieren sollen. Es wäre ein schräges Schauspiel geworden. Nun kann sich Ziegner das Aufeinandertreffen ganz entspannt von der Tribüne aus anschauen.

Dass er womöglich nun schon ganz offensiv in das sportliche Geschehen an der Saale eingreift, das schließt Ralf Heskamp allerdings aus. Auch ein vorzeitiger Abschied von Rico Schmitt steht nicht ansatzweise im Raum. „Die Zwickauer Ereignisse tangieren uns nur nebenbei. Wir haben unseren Trainer und mit dem ziehen wir die Saison professionell durch“, sagte Heskamp in Bezug auf Schmitt.

(mz)