Nach Druck von Halles OB Hallescher FC: Michael Schädlich gibt als HFC-Präsident auf
Halle (Saale) - Um 15.15 Uhr kam am Montag das finale Ultimatum - aus dem Büro des Oberbürgermeisters der Stadt Halle. Es bedeutete das Ende der 16-jährigen Ära von Michael Schädlich als Präsident des Halleschen FC.
„Die öffentliche Hand kann nicht mit einem Verein zusammenarbeiten bzw. ihn finanziell fördern, wenn an dessen Spitze eine Person steht, die als Inoffizieller Mitarbeiter für die Staatssicherheit tätig war“, schickte OB Bernd Wiegand per Mitteilung seine Meinung.
Als Unterstützer dieser umschriebenen Rücktrittforderung führte Schädlich Sparkassenvorstand Jürgen Fox an. Der gehört zum Vorstand des HFC und wollte sich wie Schädlich am Sonntag auf der Mitgliederversammlung ebenso wie Schädlich in den Vorstand wählen lassen.
Daraus wird nun nichts. Die Wahl ist geplatzt. „Ich ziehe angesichts der Entwicklung meine Kandidatur zurück“, sagte Schädlich gegen 16.25 Uhr der MZ. Nun soll die Wahl des HFC-Vorstands am 3. Februar stattfinden.
Dann veröffentlichte der HFC das offizielle Statement: „Es ging beim Halleschen FC nie um Personen, sondern stets um die Sache.“ Es sei seine Pflicht, „Schaden vom Verein abzuwenden“, ließ Schädlich da wissen.
Halles OB Wiegand drohte mit dem Ende der finanziellen Unterstützung beim Halleschen FC
Und der Klub ist nun mal von städtischem Geld abhängig: Saalesparkasse, die Stadtwerke und Wohnungsgenossenschaften sind die wichtigsten Geldgeber. Und Wiegand sitzt dort in den Aufsichtsräten.
Am Mittwoch der vergangenen Woche hatte das MDR-Magazin „exakt“ die Stasi-Vergangenheit von Schädlich (1983 - 89) thematisiert. Der Tenor: Der Wirtschaftswissenschaftler sei ein übereifriger Spitzel gewesen und habe massiv Informationen weitergegeben.
Am selben Abend hatte sich der HFC-Präsident mit seinen Vorstandskollegen Jens Rauschenbach und Jürgen Fox den Fragen der Fans bei einer Diskussionsrunde gestellt. Thema war die Vorstandswahl. Fast gleichzeitig wurde der TV-Beitrag ausgestrahlt, was Schädlich wusste.
Lesen Sie hier ein Porträt über Michael Schädlich aus dem Jahr 2015
Er erklärte sich mit ernster Miene „Es tut mir, leid. Ich habe einen Fehler gemacht, ich kann ihn nur eben nicht mehr rückgängig machen.“ Dann betonte er: „Mein Herzblut hängt an diesem Verein.“ Die Fans klatschten.
Ein klareres Bekenntnis, ob er sich angesichts der Entwicklung überhaupt zur Wahl stellen werde, ließ er da weg. „Ich muss erst in mich gehen und eine Entscheidung treffen. Dafür werde ich mir Rat einholen - auch von meinen Kritikern“, sagte er zur MZ.
Zu letzteren gehörte Wiegand. Man habe sich bequem in der dritten Liga eingerichtet und keine Visionen, hatte der schon vor zwei Jahren bemängelt. Als im Vorjahr durch eine gewaltige Etat-Lücke die Existenz des Vereins auf der Kippe stand, hatte Wiegand eingegriffen.
Der damalige Marketing-Chef Jörg Sitte war gerade von Schädlich wegen fehlender Einnahmen aus dessen Abteilung geschasst worden. Wiegand überredete Sitte daraufhin, auch seinen Vorstandsposten zu räumen. Das tat der.
Daraufhin wurden Fox, Rauschenbach und Insolvenzexperte Lucas Flöther in den HFC-Vorstand geholt. Es floss das dringend benötigte Geld, weil Sponsoren - zumeist Firmen der Stadt - und Fans insgesamt 1,5 Millionen Euro aufbrachten.
Im Sommer trat dann Manager Ralph Kühne aus dem Führungsgremium zurück. Der HFC wurde konsolidiert. Schädlich war noch mittendrin, weil er Rücktrittsforderungen von Wiegand bislang widerstanden hatte. Bis er keine Argumente mehr hatte. (mz)