Jubiläumsspiel im Erdgas-Sportpark BVB beim HFC: Der Hallesche FC verliert gegen Borussia Dortmund
Halle (Saale) - Staus auf den Zufahrten, Fans in Rot-Weiß und Schwarz-Gelb nebeneinander im rappelvollen Erdgas-Sportpark, prima Stimmung unter 14.008 Zuschauern. Nur einer fehlte, saß nicht auf dem angestammten Platz in der obersten Reihe auf der Haupttribüne: Klaus Urbanczyk.
Halles alter Haudegen hätte eigentlich an diesem lauen Dienstagabend in die Arena gehört. Schon allein, um ein paar Anekdoten aus der HFC-Klubhistorie zum Besten geben zu können. Etwa wie er als Trainer damals eine HFC-Mannschaft auf den Rasen schickte, um den großen BVB ein wenig zu ärgern.
Fast auf den Tag genau 24 Jahre liegt jene letzte Begegnung der großen Borussia aus Dortmund in Halle zurück. Damals, in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals, hieß es 1:4.
Dortmunds Stars Frank Mill, zweimal Steffen Karl, ein einstiger Hallenser, und Lothar Sippel schossen die Tore für die Gäste, die sich richtig ins Zeug legten. Für Halle hatte Uwe Zorn zwischenzeitlich zum 1:3 getroffen.
HFC gegen BVB: Gratulation zum 50. Jubiläum
Der Unterschied zum Dienstagabend, als die Dortmunder dem halleschen Klub zu dessen 50. Ehrentag nach der Gründung gratulierte und dabei auch noch 3:0 gewannen: Diesmal ging es um pure Unterhaltung, ohne sportlichen Wert.
Die Gäste verzichteten deshalb auf die prominenten Kicker aus der Startelf des Vorabends beim Pokalerfolg in Trier. Trainer Thomas Tuchel nutzte die Saison-Generalprobe des Vizemeisters und Champions-Legaue-Starters, um seiner Drittbesetzung einen Praktiktest zu gewähren.
Immerhin: Roman Bürki im Tor, Lukasz Piszczek, Nuri Sahin, EM-Fahrer Julian Weigl, Adrian Ramos und der hochgelobte türkische Nationalspieler Emre Mor standen zu Beginn auf dem Rasen.
Und diese Kicker allein genügten, dass HFC-Kapitän Klaus Gjasula später, als das Spiel klar verloren war, fast demütig erklärte: „Die haben so eine Qualität, da können wir nur mit dem Fernglas hochgucken.“
Aber auch beim HFC war Schonung verordnet. Vor dem Anpfiff suchten sich Benjamin Pintol, Andre Wallenborn, Martin Röser, Tobias Müller und Dorian Diring, also jeder, der weniger oder mehr angeschlagen war, einen Platz auf der Tribüne.
Ja kein Risiko, so die Devise von Trainer Rico Schmitt. Am Samstag, wenn es in Großaspach um Drittliga-Punkte geht, „dann zählt es“, hatte er verkündet. Verständlich.
HFC-Spieler Stenzel während Spiel gegen BVB verletzt
Sportlich sollte das von Ausrüster Puma - es gab sogar HFC-Sondertrikots - unterstützte Spiel ja sowieso lediglich Partycharakter besitzen. Und dem HFC die Kasse um ein erkleckliches Sümmchen füllen. Etwa 120.000 Euro bleiben übrig, weil die Borussia auf die Antrittsgage verzichtete.
Wie berechtigt die Sorge von HFC-Trainer Rico Schmitt vor möglichen Verletzungen war, bewies sich schon in der 15. Minute.
Ex-Borusse Vincent-Louis Stenzel wurde übel umgemäht und musste mit der Trage vom Platz geschleppt werden. Sein Drittliga-Debüt ist in weite Ferne gerückt. Teamarzt Thomas Bartels fürchtet: hinteres Kreuzband und das Außenband im Knie sind durch.
BVB ist europäische Spitze
Doch der BVB erwies sich dann auch noch anderweitig als Partycrasher, nämlich mit Toren. Was natürlich die etwa 5.000 Fans der Schwarz-Gelben anders sahen. Die feierten ausgiebig das 1:0 durch Christian Pulisic (23.), das Mor glänzend vorbereitet hatte.
Der junge Türke war beinahe allein das Eintrittsgeld wert. Ihm zuzuschauen war eine Augenweide. Auch mit Blick auf ihn meinte HFC-Innenverteidiger Stefan Kleineheismann: „Ich habe schon gegen Leverkusen und Wolfsburg gespielt, aber das war nicht so krass.“ Dieser BVB? „Das ist europäische Spitze.“
HFC gegen BVB: 2:0 durch Elfmeter von Dortmunds Ramos
Zumindest Hilal El-Helwe wollte dem auf HFC-Seite nicht nachstehen. Jedenfalls schloss er eine Chance spektakulär per Fallrückzieher ab. Dass der Ball über das Tor segelte, schade. Beifall gab es trotzdem reichlich.
Jedenfalls mehr als bei der Szene zuvor beim ehemaligen Tuchel-Schützling Petar Sliskovic. Der hatte einen recht kläglichen Hackenversuch produziert. Und weil Kapitän Gjasula in rustikaler Art kurz vor der Pause Mikel Merina im HFC-Strafraum umstieß, gab es Elfmeter für die Gäste. Ramos traf zum 2:0.
„Bislang ist es in Ordnung. Nur schade, dass das 0:2 per Elfmeter fällt“, sagte HFC-Chefscout Gerd Schädlich zur Halbzeit. Und er bangte mit Stenzel: „Das sah nicht gut aus. Wir haben schon genug Sorgen“, meinte in Richtung der Angeschlagenen, die hinter ihm saßen. Sein Wunsch für Halbzeit zwei: „Hoffentlich verletzt sich nicht noch jemand.“
Eine Menge von Wechseln beim HFC
Also schonte auch Rico Schmitt dann seine Leistungsträger Fabian Bredlow, Sascha Pfeffer und Fabian Baumgärtel und brachte dafür Michael Netolitzky, Timo Furuholm und Max Barnofsky. Nach einer Stunde - Ramos hatte zwischendurch noch den Pfosten des HFC-Tores getroffen, setzte Schmitt komplett auf seine junge Garde.
Sein Gegenüber Thomas Tuchel wechselte in der 63. Minute dann sein Feld-Personal sogar komplett. Alle zehn Kicker gingen. Von da ab wurde es sportlich zutiefst lächerlich. Es gab Pfiffe von den Tribünen. Ein wenig mehr BVB-Ernsthaftigkeit war doch erwartbar worden, trotz des Termins.
„Auf geht’s, Chemie schießt ein Tor!“, sang die Fankurve gerade, da erhöhte Dortmund auf 3:0 (71.) - durch Hamadi Al Guaddioui. Timo Furuholm (80.) vergab die beste HFC-Chance. Auf der Tribüne kam das Fazit: Am Samstag, beim 4:3-Pokal-Kracher gegen Kaiserslautern, war mehr los. Da ging es auch um etwas. (mz)