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Tüftler Tüftler: «Tour-Teufel» Didi und seine kuriosen Räder

Von Leticia Witte 24.11.2011, 06:58
Fahrrad-Designer Dieter «Didi» Senft fährt im brandenburgischen Storkow in seinem Weihnachtsmannkostüm auf einer beleuchteten riesigen, fahrbaren Tischlersäge. (FOTO: ZB-FUNKREGIO)
Fahrrad-Designer Dieter «Didi» Senft fährt im brandenburgischen Storkow in seinem Weihnachtsmannkostüm auf einer beleuchteten riesigen, fahrbaren Tischlersäge. (FOTO: ZB-FUNKREGIO) dpa-Zentralbild

Storkow/dpa. - In der DDR wurde Dieter Senft über Nacht zumoffiziellen Vorführer von kuriosen Radmodellen - so steht es in einemamtlichen Ausweispapier, das eines Tages plötzlich bei ihm imBriefkasten lag. Heute präsentiert der 59-Jährige aus Storkow(Oder-Spree) noch immer kuriose und exotische Kreationen, vomSieben-Meter-Fahrrad bis zur Hochzeits-Rikscha mit Figuren vonWilliam und Kate. Er nennt sich «Didi» und ist jetztFahrrad-Designer.

Bei Senft dreht sich alles ums Rad: Einem Weltpublikum wurde erals sogenannter Tour-Teufel bekannt, der in rot-schwarzem Kostüm mitHörnern und einem Dreizack in der Hand bei der Tour de France dieFahrer anfeuert. «Ich habe schon immer verrückt gespielt», sagt Senftmit einem feinen Lächeln. Ohne Kostüm fallen vor allem sein langerweißer Bart und die fröhlichen Fältchen um seine Augen auf.

Besucher empfängt «Didi» in seiner Ausstellungshalle am Rand einesGewerbegebiets in Storkow zwischen Berlin und Frankfurt (Oder). ImVorraum zwängt man sich zuerst an der aktuellen Kreation vorbei - einfünf Meter hoher Schwibbogen aus Leitern mit Weihnachtsmannfigurenund vielen Lämpchen, den er mit einem Liegefahrrad bewegen kann.

Dann öffnet sich die Halle. Dort stehen nur wenige Zentimeter hoheMini-Räder, ein sieben Meter langes Fahrrad, ein weißes, riesigesHochrad, mit dem Senft in Berlin schon vor dem Brandenburger Tor inBerlin posierte. Dazu kommen Modelle, die Sportlern gewidmet sind. Esgibt zum Beispiel ein Henry-Maske-Rad - wenn Senft stilecht im weißenBademantel in die Pedale tritt, werden zugleich auch Boxhandschuheangetrieben, die in Richtung eines auf dem Gepäckträger montiertenBildes des Ex-Champions stoßen.

An den Wänden hängen jede Menge Fotos mit Senft als «Tour-Teufel»,wahlweise an der Seite von Radprofis oder von Fürst Albert II. vonMonaco. Seit 1993 sei er im Kostüm dabei, sagt Senft, der in seinerJugend selber Radrennen gefahren ist. Möglicherweise kommt daher auchseine Begeisterung für das Velo, aber so richtig rückt der Designerauf die Frage nach seiner Motivation nicht mit einer Antwort heraus.

«Die Ideen kommen mir aber beim Autofahren», sagt er. Denn wenn erseine Modelle präsentieren will, muss er sie erst mit dem Wagen querdurch Europa transportieren. Zum Beispiel kurz nach dem Tod vonMichael Jackson: Senft tourte durch 13 europäische Hauptstädte undfotografierte sich mit der Jackson-Kreation vor den Ortsschildern -eines Tages soll aus den Bildern eine Ausstellung werden. In diesemJahr tauchte Senft mit einem Riesen-Fahrrad auch beim Eurovision SongContest in Düsseldorf auf.

Ein Jahr vor dem Mauerfall bekam der gelernte Karosseriebauer denAusweis, der den passionierten Bastler offiziell zum Vorführermachte. «Im Osten war nach der Wende für mich alles vorbei, im Westenkannte mich niemand. Ich musste bei null anfangen.» Heute finanziereer sich und seine Leidenschaft über einen Sponsor.

Seine Kreativität hat Senft schon etliche Einträge in deutscheAusgaben des Guinness Buches der Rekorde beschert, wie der deutscheAnsprechpartner für das Guinness Buch der Rekorde, Olaf Kuchenbecker,bestätigt. Die Leistungen seien aber nicht nachträglich auch bei derLondoner Zentrale angemeldet worden, daher seien sie offiziell bishernoch kein Weltrekord.

«Didi» Senft denkt nicht ans Aufhören. Was bei ihm als Gag zumHerrentag vor mehr als 30 Jahren begann, möchte er auch im Alterfortsetzen - «bis ich im Rollstuhl sitze». Senft muss lachen: Auchüber kuriose Rollstuhl-Modelle denkt er schon nach.