Spanien Spanien: Todesstoß für den Stierkampf?
Madrid/dpa. - Schon jetzt seien 100«corridas» ausgefallen. «Die fiesta nacional steht vor dem Aus»,beklagte die Presse am Dienstag.
Am 1. Juli trat das Verbot in Kraft. Gleichzeitig entfielen aberauch die Hilfen, die von der Regierung an die Züchter und Betreibervon Stierkampfarenen als Ausgleich für die Beseitigung der Stiere inSpezialöfen gezahlt wurden. Diese machten umgerechnet 700 Mark (360Euro) pro Tier aus - bei rund 19 000 Stierkämpfen und Dorffesten mitfast 40 000 getöteten «Toros» im Jahr sind das Einbußen inMillionenhöhe. Und darunter leiden auch die einträglichen Gagen derMatadoren. Das Fleisch der muskelbepackten Kampfstiere gilt vielenals Delikatesse - ein Kilo Lende kostet 21 Mark (knapp 11 Euro).
«Erst verbieten sie uns, das Fleisch zu verkaufen, und jetztsollen wir auch noch die Verbrennung der Tiere zahlen», schimpft dereinflussreiche Züchter Victorino Martin. Die Verbände stellten derRegierung deshalb ein Ultimatum: Wenn es bei einem letzten Gesprächam Donnerstagabend im Agrarministerium keine Einigung gibt, wird esab kommenden Dienstag (24. Juli) keine «Ole»-Rufe mehr in den Arenengeben. Zwar hat es im spanischen Stierkampf bereits Streiks gegeben,doch diese fanden stets in der Vorsaison statt und wurden nach ein,zwei Tagen wieder ausgesetzt. Nun aber ist die Situation ernst: Nochnie zuvor hatte sich die gesamte Branche zusammengeschlossen.
Stierkampfgegner dürften sich die Hände reiben, doch für dieAnhänger der blutigen Tradition ist das eine Horrorvision - zumaldrei Viertel aller «corridas» im Sommer stattfinden und kaum einDorf ohne sie auskommt. Als Ausweg schlagen die Verbände vor, dasFleisch der Kampfstiere in Kühlhäusern zu lagern, bis das Ergebnisvon BSE-Schnelltests feststeht. Sollten diese negativ ausfallen,könnte es dann vermarktet werden. So geschieht es im NachbarlandFrankreich, wo es auch Stierkämpfe gibt. Noch einfacher wäre es, wiein Portugal die Beihilfen einfach weiter zu bezahlen. Andernfallsdrohe vor allem kleineren Arenen in der Provinz das Aus.
Der Vorschlag des spanischen Gesundheitsministeriums treibt dieZüchter und «Toreros» dagegen auf die Barrikaden: So sollen dieMatadoren auf Degen und Dolch verzichten, wenn sie beim Töten desStieres nachsetzen müssen, denn diese Waffen könnten Risikoorganetreffen und somit im Falle einer BSE-Infektion das ganze Fleisch desTieres verseuchen. «Dies würde die gesamte Liturgie der Fiestazerstören», meint der Vorsitzende des Züchterverbands, JaimeSebastian de Erice. Schon jetzt dürften die Matadoren Stier-Trophäenwie abgetrennte Ohren oder Schwanzspitzen schließlich nicht mehr insPublikum werfen, sondern müssten sie zur Verbrennung abgeben.
Die Züchter verweisen zudem darauf, dass die bis zu 100 000 Markteuren Kampfstiere sorgfältig gezüchtet, auf riesigen Weidengehalten und rein pflanzlich ernährt würden. Im Gegensatz zuMastrindern bestehe also gar keine BSE-Gefahr. Bislang ist auch nochkein Fall eines erkrankten «Toros» bekannt. Wie eine «corrida» nachden Vorgaben des Gesundheitsministeriums abläuft, war diese Woche inBadajoz zu sehen: Dort wurde der Stier mit einer Gaspistole erlegt.