Spanien Spanien: Heuschrecken-Invasion auf den Kanaren

Jandía/Madrid/dpa. - Später musste sie dann aber doch einräumen, dass auf derNachbarinsel Lanzarote die Invasion das Ausmaß einer Plage erreichthat. Sicherheitshalber wurde die Armee in Bereitschaft versetzt.Besorgnis erregend sind die acht bis zehn Zentimeter langen unddaumendicken Tiere (Schistocerca gregaria) für die Landwirte auf demArchipel allemal. Und für die meisten Touristen sind sie schlichtabstoßend.
«Ich finde das einfach unangenehm und eklig», sagt Rolf-DieterMöller aus Rellingen in Schleswig-Holstein. Seit 20 Jahren kommt erregelmäßig nach Fuerteventura. «So etwas habe ich aber noch nieerlebt», ergänzt der 55-Jährige. Andrea Heise aus Berlin will sicherst wieder an den Strand legen, wenn die verendeten Tiere entferntworden sind. Spaziergänger an den kilometerlangen weißen Stränden derFerieninsel laufen derweil im Zickzack um die toten Heuschrecken mitihren langen, durchsichtigen Flügeln herum. Die Reinigungsdienste derKommunen sind bemüht, die Kadaver in großen Säcken zu beseitigen.
«Als die ersten Tiere mit der Flut angeschwemmt wurden, glaubteneinige Touristen, es handele sich um Garnelen, wegen der roten Farbeund der langen Beine und Fühler», berichtet ein Strandaufseher. Fürihn ist die seltene Naturerscheinung nicht völlig überraschend.Vereinzelt hat es so etwas bei bestimmten Wetterlagen auch infrüheren Jahren schon gegeben. Schließlich ist Afrika nur 150Kilometer entfernt. Nun wird die Invasion durch den starkenSüdostwind und die hohen Temperaturen um 25 Grad begünstigt. BeiKälte und Regen würden die Heuschrecken verenden.
Manche Urlauber haben auch Mitleid mit den wenigen überlebendenInsekten. Eine Frau sammelte Gras, um sie zu füttern. Andere bedauerndas massenweise Sterben. Die Hotelmanager indes hoffen, dass sich dieüberlebenden Tiere nicht weiter ausbreiten und fürchten um die teilsaufwendig angelegten Gärten und Rasenflächen. Bislang aber schwirrendie großen Heuschrecken nur vereinzelt wie Libellen durch die Luft.«Sollten sie sich ausbreiten, was wir nicht glauben, werden wir unsmit örtlichen Schädlingsbekämpfern in Verbindung setzen», sagt JanScheidsteger, Manager in einem großen Touristenhotel. «Sicher ist aufjeden Fall, dass die Heuschrecken für Menschen ungefährlich sind.»
Die Landwirte treiben gewiss andere Ängste um. Die Tomatenernteist auf dem Höhepunkt, die Folgen einer Plage wären verheerend. «DieHeuschrecken können sich durch die Plastikplanen der Gewächshäuserfressen», weiß der Vorsitzende der Agrarexporteure auf Gran Canaria,Roberto Góiriz. «Selbst Stromkabel sind vor ihnen nicht sicher.»Góiriz kritisiert aber auch die mangelnde Information seitens derBehörden. «Wir wissen nicht, wie groß die Gefahr einer Plagetatsächlich ist.» Die Älteren denken mit Schrecken an den Oktober1954 zurück. Damals erlebten die Kanaren die bislang letzteHeuschreckenplage, die Schäden vor allem auf Teneriffa waren schlimm.
Die Regionalregierung ist aber überzeugt, alles im Griff zu haben.Verheerende Folgen wie in Afrika werde es nicht geben, weil dieKanaren gut vorbereitet seien, beruhigt Agrarminister Pedro RodríguezZaragoza und warnt vor Panikmache. Hubschrauber und Flugzeugeüberwachten den Luftraum, genug Pestizide seien auch vorhanden. Daswiederum macht den Naturschützern Sorge. Das Gift könnte einheimischeVögel wie den Schmutzgeier oder die Kragentrappe bedrohen, warnte derVogelschutzbund SEO-Birdlife.