Kriminalität Schwägerin aus Rache niedergestochen?
In der Beziehung soll es zu häuslicher Gewalt gekommen sein. Seine Frau verlässt ihn. Der Mann macht seine Schwägerin für die Trennung verantwortlich - und sticht sie vor ihrem Haus nieder.
Berlin - Die Messerattacke erfolgte völlig überraschend für das Opfer. „Du hast es verdient“ habe ihr Schwager gerufen - und zugestochen, schildert die inzwischen 78-Jährige vor dem Berliner Landgericht. Gut ein halbes Jahr ist seit dem fast tödlichen Angriff in Berlin-Wilmersdorf vergangen. Ihr Schwager sitzt seitdem in Untersuchungshaft und nun auf der Anklagebank.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 61-Jährigen versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Sie geht von einer heimtückischen Tat aus niedrigen Beweggründen aus. Der in Kairo geborenen Deutsche habe seine Schwägerin für die Trennung von seiner Ehefrau verantwortlich gemacht und sich dafür an ihr rächen wollen, so der Vorwurf.
Geständnis zum Prozessauftakt
Der Mann gestand die Tat zum Prozessauftakt. „Es ist richtig, dass ich auf meine Schwägerin mehrfach eingestochen habe“, ließ der 61-Jährige über seinen Anwalt erklären. „Es tut mir sehr leid. Ich bin froh, dass sie überlebt hat.“
Laut Anklage passte der 61-Jährige die Frau am 14. Juli 2024 vor ihrem Wohnhaus in der Bundesallee ab und stach ihr in Tötungsabsicht mehrfach ein Messer in den Bauch. Nachdem die heute 78-Jährige zu Boden gegangen war, stach der Mann laut Anklage unbeirrt weiter auf sie ein und trat ihr mehrfach wuchtig gegen den Kopf.
Messerattacke als Opfer bereits am Boden liegt
Erst als Passanten eingriffen, ließ er demnach von ihr ab. Die Frau wurde lebensgefährlich verletzt durch zahlreiche Stichverletzungen im Oberkörper. Laut Staatsanwaltschaft konnte sie nur durch eine mehrstündige Notoperation gerettet werden.
Das Opfer tritt im Prozess als Nebenklägerin auf. Erst vor wenigen Tagen sei sie erneut operiert worden, schildert sie vor Gericht. Nach der Tat sei sie vier Monate im Krankenhaus und in einer Reha-Klinik gewesen. Es gehe ihr psychisch schlecht. Immer wieder frage sie sich, warum ihr Schwager das getan habe, schildert die 78-Jährige.
Angst um die Ehefrau
Um ihr eine direkte Konfrontation mit dem Angeklagten zu ersparen, erfolgte ihre Vernehmung audiovisuell. Die Frau saß daher in einem anderen Raum im Gericht, während ihr Richterin Ariadne Ioakimidis und die Prozessbeteiligten Fragen stellten.
Sie habe Angst gehabt, dass er seiner Frau etwas antue, berichtete die Schwägerin vor Gericht. Als Grund nannte sie häusliche Gewalt. Wenige Tage vor der Tat hatte die 44 Jahre alte Ehefrau den Angeklagten tatsächlich verlassen. Der 61-Jährige erklärte vor Gericht, es habe Übergriffe von ihm auf seine zweite Frau gegeben.
Schwägerin soll Ehefrau zur Trennung geraten haben
In der Erklärung des Angeklagten hieß es, die Tat habe einen langen Vorlauf. Seine Schwägerin habe seiner 17 Jahre jüngeren Frau mehrfach gesagt, sie müsse ihn verlassen. Er habe längere Zeit bei der Schwägerin und seinem inzwischen gestorbenen ältesten Bruder gelebt, als er 1981 von Ägypten nach Berlin gezogen sei. Die Frau sei jedoch „böse“ gewesen und habe nicht gewollt, dass er bei dem Paar lebe.
Warum er am Tattag zum Wohnhaus der Frau gegangen sei, wisse er nicht. Er habe damals öfter Cannabis geraucht und gelegentlich Kokain konsumiert. Das Messer sei alt und er habe es immer bei sich getragen sei, hieß es in der Erklärung.
Polizisten: Angeklagte wirkte nach Tat verwirrt
Polizisten berichteten vom Einsatz am Tatort, der Angeklagte habe einen etwas verwirrten Eindruck gemacht und sei aufgebracht gewesen. Er habe mehrfach gesagt, er könne seine Kinder nicht mehr sehen. Schuld sei das Opfer.
Der Prozess soll am 28. Januar fortgesetzt werden.