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"Bad der 20.000" auf Rügen Prora auf Rügen: Elf spannende Fakten zum KdF-Bad bei Binz

15.01.2019, 06:14
Blick auf den Block 5 der ehemaligen „Kraft durch Freude“-Anlage (KdF) in Prora auf Rügen.
Blick auf den Block 5 der ehemaligen „Kraft durch Freude“-Anlage (KdF) in Prora auf Rügen. imago stock&people

Prora - Als „Bad der 20.000“ hatten die Nationalsozialisten ihr monumentales Bauvorhaben in Prora bezeichnet, fertig wurden sie damit nie. Später nutzten die DDR-Truppen der NVA das Gelände als „monumentalste Kasernenanlage der DDR“. Prora hat also eine bewegte Geschichte. Vier der fünf Blöcke sind in den vergangenen Jahren an Investoren verkauft worden. Für den letzten Block soll im Oktober die Entscheidung fallen, wer von zwei Bietern den Zuschlag erhält. Einer der Investoren hat gerade Insolvenz angemeldet.

Hier lesen Sie elf spannende Fakten zum KdF-Bad auf Rügen.

Urlaub für 20.000 Menschen gleichzeitig: In dem 4,5 Kilometer langen Baukoloss sollten nach dem Willen der Nationalsozialisten 20.000 Menschen gleichzeitig Urlaub machen. Er wurde zwischen 1935 und 1939 von der NS-Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ (KdF) geplant und teilweise gebaut.

10.000 Zimmer - alle mit Meerblick: Die Pläne sahen vor, für die Gäste acht jeweils 550 Meter lange, sechsgeschossige, völlig gleichartige Häuserblocks mit insgesamt 10.000 Zimmern zu errichten. Dadurch sollte erreicht werden, dass alle Zimmer Meerblick hatten, während die Flure zur Landseite hin gelegen waren.

Kosten liefen den Nazis aus dem Ruder: Die Kosten für das Projekt wurden damals auf etwa 237 Millionen Reichsmark taxiert, die (kaufkraftbereinigt) umgerechnet heute rund 850 Millionen Euro entsprächen. Der Bau wurde mit Kriegsbeginn gestoppt, weil den Nazis die Kosten aus dem Ruder liefen - und weil ein Vorhaben auf der Nachbarinsel Usedom Vorrang bekam. In Peenemünde wurde die NS-Heeresversuchsanstalt zur Entwicklung der V2-Waffen errichtet.

Monumentale Nazi-Architektur: Neben dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und dem Berliner Olympiastadion ist das „Seebad der 20.000“ eine der monumentalsten architektonischen NS-Hinterlassenschaften. Die Planung mit Festhalle und Schwimmbädern lag in den Händen des Kölner Architekten Clemens Klotz.

Grand Prix für den Entwurf: Der Gesamtentwurf von Klotz wurde auf der Weltfachausstellung 1937 in Paris sogar mit einem Grand Prix ausgezeichnet.

Prora ist keine Abkürzung: Der Name Prora ist entgegen der weitverbreiteten Ansicht keine Abkürzung, wie es die Nazis beispielsweise bei den Napola (Nationalpolitische Lehranstalt) genannten Internaten machten. Es ist der Name der umgebenden Landschaft und Namensgeber für die Prorer Wiek.

Baumaterial der Nazis blieb liegen - DDR nutzte es: Das gelieferte Baumaterial blieb nach dem Baustopp am Ort, was auf eine geplante Wiederaufnahme der Arbeiten nach Kriegsende schließen lässt. Diese wurde ein paar Jahre später unter den völlig veränderten Vorzeichen des Kalten Krieges Wirklichkeit: Aus den mittlerweile weitgehend geplünderten Rohbauten wurden fünf Blöcke zu einer Großkaserne für das DDR-Militär hochgezogen.

Grundstein von Prora nie gefunden: Laut alten Fotos und Berichten müsste der Grundstein in der Gegend der Kaianlagen liegen. Die Originalpläne gingen in den Wirren des Kriegsendes verloren.

Soldaten aus Prora im menschenunwürdigen Einsatz: Viele Bausoldaten und NVA-Soldaten, die in Prora stationiert waren, empfanden ihre Zeit als sehr bedrückend. Angeblich nahmen sich mehr als hundert das Leben. Ihr Einsatz beim Ausbau des Hafens Mukran-Saßnitz im Osten von Rügen geschah unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen. Das Motto der Betroffenen Motto lautete deshalb: „Drei Worte genügen – nie wieder Rügen.“

Gerücht hält sich sehr lange: Das Gerücht, dass sich die Anlage nicht sprengen und beseitigen ließe, hielt sich sowohl in der DDR als auch in der wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland. Widerlegt wurde es sowohl durch die Sprengungen um 1948 als auch durch den kompletten Abriss der Speise- und Festsäle des NVA-Erholungsheims im Jahr 2014.

Die längste Jugendherberge der Welt: 2003 fand das Jugendtreffen "Prora03" auf Rügen statt. Rund 15.000 Jugendliche nahmen damals daran teil. Daraufhin entstand die Idee, die Ruine in eine Jugendherberge umzubauen. Jahre später sind die Pläne Realität geworden: Am 4. Juli 2011 wurde die Herberge mit 100 Zimmern und 400 Betten am Nordende der Prora-Bauten in Block V eröffnet. Sie ist die größte Mecklenburg-Vorpommerns und die wohl längste der Welt. (mz/dpa)