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Unesco-Weltkulturerbe Italien beantragt bei der Unesco, die Pizza napoletana zum Weltkulturerbe zu erklären

Von Regina Kerner 06.03.2016, 16:41
Pizza
Pizza dpa

Rom - Vermutlich existiert kein Land auf dieser Welt, außer vielleicht Nordkorea, in dem es keine Pizza gibt. Ob in Panama oder Phnom Penh, in Addis Abeba oder Vanuatu, der garnierte runde Teigfladen findet sich unter Garantie auf irgendeiner Speisekarte.

Das Wort Pizza ist laut Dante-Alighieri-Gesellschaft das international bekannteste italienische Wort, noch vor „Spaghetti“. Pizza, das ist eine Erfolgsgeschichte der kulinarischen Globalisierung.

Die Italiener als mutmaßliche Erfinder sind allerdings überzeugt, nach wie vor die einzig echte und vor allem beste Pizza dieses Planeten hervorzubringen - zu Recht vermutlich. Sie wollen sich jetzt das Copyright sichern.

Die Kunst der Pizzaiuoli

Die italienische Unesco-Kommission und die Regierung in Rom haben beantragt, die neapolitanische Pizza in die Liste der immateriellen Güter des Weltkulturerbes aufzunehmen. Mehrere Pizzabäcker- und Agrarverbände hatten mit einer Kampagne darauf gedrängt und 850.000 Unterschriften gesammelt. Die Kunst der Pizzaiuoli, wie Pizzabäcker heißen, sei ein Symbol Italiens, sagt Landwirtschaftsminister Maurizio Martina, und italienische Traditionen müssten geschützt werden. Entscheiden wird die in Paris ansässige Unesco kommendes Jahr.

Vermutlich waren es die Sarazenen, die ihr Fladenbrot aus Zweikorn vor tausend Jahren in die Gegend von Neapel brachten. Die Einheimischen nahmen später Weizenmehl, Hefe und Meersalz dafür und fügten Olivenöl und Knoblauch hinzu. Die erste Pizza war geboren.

Diese älteste Sorte ist bis heute unter dem Namen Marinara bekannt – nicht etwa weil sie mit Meeresfrüchten belegt ist, sondern als das typische Essen der neapolitanischen Fischer. Die Tomaten kamen erst später dazu, nach der Entdeckung Amerikas.

Im Jahr 1830 schließlich wurde die Pizza Margherita in den Nationalfarben rot-weiß-grün mit Mozzarella, Tomaten und Basilikum kreiert, anlässlich des Besuchs der gleichnamigen italienischen Königin in der Stadt am Vesuv.

Nur diese beiden Varianten gelten bis heute als wahre neapolitanische Pizza.

Nach den Regeln des „Vereins der echten neapolitischen Pizza“ muss diese in einem Holzofen aus besten italienischen Zutaten zubereitet werden.

Der Teig muss mit der Hand geknetet und gezogen werden und darf in der Mitte nicht dicker sein als einen Drittel Zentimeter.

Inzwischen werden in Italien täglich etwa fünf Millionen Pizzen gebacken.

Den Rekord beim Verzehr halten aber die US-Amerikaner. Pro Kopf und  Jahr essen sie 13 Kilo – fast doppelt so viel wie die Italiener.

Die Globalisierung hat im Übrigen auch im Heimatland der Pizza längst Einzug gehalten. Viele Pizzaiuoli sind heute zugewanderte Ägypter, Pakistaner oder Chinesen. Was die Qualität betrifft, müssen aber auch sie Altbewährtes abliefern. Pappige Böden und Beläge wie Ananas oder Spiegelei, in anderen Teilen der Welt durchaus beliebt, lösen bei Italienern pure Abscheu aus.  

Die Unesco-Liste  des immateriellen Weltkulturerbes

Die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes soll seit 2003 besondere kulturelle Ausdrucksformen und Traditionen schützen und das weltweite Wissen und Können bewahren.

Schafft es die Pizza in das Verzeichnis, dann steht sie unter anderem an der Seite von arabischer Kaffeekultur, französischer Gastronomie, mongolischen Kamel-Besänftigungsritualen, aserbaidschanischer Kupferschmiedekunst und koreanischer Kimchi-Kohlzubereitung.

Italien hat bereits sieben Einträge in der Liste, darunter das sizilianische Puppentheater, sardische Hirtengesänge und die schultergetragenen Konstruktionen für Heiligenfiguren bei kirchlichen Prozessionen.

Auch die so genannte Mittelmeer-Diät steht unter Unesco-Schutz. Ihre Urheberschaft teilt sich Italien mit Zypern, Kroatien, Spanien, Griechenland, Marokko und Portugal.