1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. «Heimat 3»: «Heimat 3»: Drehort zieht tausende Blicke auf sich

«Heimat 3» «Heimat 3»: Drehort zieht tausende Blicke auf sich

13.05.2002, 06:14
Regisseur Prof. Edgar Reitz (l), SWR-Intendant
Regisseur Prof. Edgar Reitz (l), SWR-Intendant dpa

Oberwesel/dpa. - Seit März laufen die Dreharbeiten für das sechsteilige Epos mitgeschätzten Produktionskosten von 14 Millionen Euro. «Heimat 3 -Chronik einer Zeitenwende» setzt die preisgekrönten und in vielenLändern ausgestrahlten «Heimat»-Zyklen aus den Jahren 1984 und 1993fort. Geplanter Sendetermin ist Weihnachten 2004 in der ARD.

Die Fernseh-Saga erzählt von der Aufbruchstimmung der Wendezeitzwischen 1989 und 1999. Im so genannten Günderrode-Haus kreuzen sichost- und westdeutsche Lebensläufe. Im Mittelpunkt des weitverzweigten Handlungsgeflechts steht die Liebesgeschichte zwischender Sängerin Clarissa Lichtblau (Salome Kammer) und dem DirigentenHermann Simon (Henry Arnold). Beide Figuren und Schauspieler warenschon im zweiten «Heimat»-Zyklus dabei. In der Fortsetzung treffenClarissa und Simon beim Mauerfall 1989 in Berlin wieder aufeinander.Das Paar beschließt, das verfallene Haus am Rande des Hunsrücks mitHilfe ostdeutscher Handwerker zu renovieren und dort zu leben.

Reitz sieht darin «einen symbolischen Akt mit elementarenGefühlen». Zwar versuche sich das Paar mit dem Ausbau desromantischen Fachwerkhauses von der Außenwelt abzugrenzen. Dennochdringe bald die Weltgeschichte ein, beispielsweise mit der AnkunftTausender Russlanddeutscher im Hunsrück nach dem Ende des KaltenKrieges. Diese Neuankömmlinge will der 69 Jahre alte Regisseurausführlich in seine Familiensaga einbeziehen. «Heimat und Fremdedürfen in Zukunft nicht mehr Gegenpole sein, sondern müssen zurSynthese finden», sagt Reitz, der die Drehbücher für den neuen Zyklusmit Thomas Brussig («Sonnenallee», «Helden wie wir») geschrieben hat.

Reitz will mit seiner Bilanz der neunziger Jahre erreichen, «dassdie Menschen sich an ihre eigene Geschichte erinnern, dass sie sagen:Ja, so war es, so haben wir es erlebt». Oberwesel soll nicht alsprovinzielles Abseits, sondern als kleiner Spiegel des großenWeltgeschehens dargestellt werden. Hauptdarsteller Arnold verweistdarauf, dass sich der Regisseur nun verstärkt an die jüngsteZeitgeschichte wage. Das sei spannend, aber auch schwierig. «Für denBlick zurück ist es fast noch zu früh.»

Begeistert zeigen sich Tourismuswirtschaft und Politik. «Wir sindglücklich, dass Oberwesel in dem Film vorkommt», sagt DanielaKowalski von der Touristinformation des Städtchens. «Hier ist keinerärgerlich, wenn mal eine Straße für die Dreharbeiten gesperrt wird.»Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) freut sichüber «ein filmisches Nachschlagewerk für einen bestimmten Zeitraumunserer Geschichte». Und Landrat Fleck versichert, die ersten beiden«Heimat»-Zyklen hätten die Hunsrück-Bevölkerung mit Stolz auf ihreabgelegene und einst sehr arme Heimat erfüllt.

Stadtgespräch im mittelalterlich geprägten Oberwesel ist auch dasGünderrode-Haus selbst: Manche fordern schon, es nach dem Ende derDreharbeiten nicht wie vorgesehen abzureißen, sondern zum Beispiel inein Ausflugslokal zu verwandeln.