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Griechenland Griechenland: Autobahn als tödliche Bärenfalle

Von GERD HÖHLER 26.06.2009, 17:48

ATHEN/MZ. - Die Verkehrsachse werde "das Leben aller Bürger verändern", meinte Ministerpräsident Kostas Karamanlis jetzt bei der Eröffnung. Verändern wird sie allerdings auch das Leben der Wildtiere in Nordgriechenland.

An der Egnatia-Autobahn sind bereits fünf Bären bei Verkehrsunfällen getötet worden. Ein Bärenbaby, das von einem Auto überfahren wurde, war erst 15 Monate alt. Aber es traf auch erfahrene Tiere. Eine 15 Jahre alte Bärin verendete auf der Fahrbahn, nachdem sie gerammt worden war. Jetzt will die Regierung nachbessern: Bären und Autofahrer sollen besser voreinander geschützt werden.

Die Gefahr war seit langem bekannt. Schon seit der Planung der Autobahn Anfang der 1990er Jahre protestierten Tierschützer. Denn die Schnellstraße sollte mitten durch ein Bären-Biotop im Pindos- Gebirge führen. Damals lebten dort rund 100 Braunbären, inzwischen sind es bereits 250. Zu verdanken ist das vor allem der Arbeit von Schutzorganisationen. Mit unermüdlichen Info-Kampagnen haben sie bei Schäfern und Landwirten um Verständnis für die Bären geworben. Sie hatten unter der Landbevölkerung wenig Freunde, weil die Wildiere mitunter Schafe reißen und die Ernte plündern.

Von Anfang an warnten die Tierschützer vor den Gefahren durch die neue Autobahn. Das Athener Bau- und Umweltministerium ignorierte die Einwände zunächst. Erst als die Umweltschützer das oberste griechische Verwaltungsgericht anriefen und die EU-Kommission einschalteten, wurden die Planer dazu verdonnert, Schutzmaßnahmen für die Bären zu ergreifen: Tunnels und Brücken sollen den Tieren einen sicheren Wechsel über die Trasse ermöglichen, Zäune wurden installiert, um sie von der Fahrbahn fernzuhalten. Aber jetzt erweisen sich die Maßnahmen als unzureichend: "Manche Bären haben die für sie bestimmten Tunnels und Brücken angenommen, andere bisher nicht - die Tiere müssen das erst noch lernen", erklärte der Biologe Alexandros Karamanlidis. "Und die Zäune sind für einen ausgewachsenen Bären überhaupt kein Hindernis."

Jetzt will das Bauministerium die Schutzzäune an den besonders neuralgischen Abschnitten der Autobahn verstärken und durch Niederspannungs-Elektronzäune ergänzen, um die Bären von der Fahrbahn fernzuhalten. Für die Autofahrer sind Warnschilder und Geschwindigkeitsbeschränkungen geplant. "Wir hoffen, dass die Autobahn nicht zum Bärenkiller wird", heißt es bei den Bärenschützern.