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Asylbewerber in Erfurt Asylbewerber in Erfurt: Bordell als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch

13.08.2015, 13:06
In Erfurt sollen Flüchtlinge in einem Bordell unterkommen.
In Erfurt sollen Flüchtlinge in einem Bordell unterkommen. dpa/Symbol Lizenz

Erfurt/Halle (Saale) - Die Thüringer Kommunen suchen angesichts der weiter steigenden Flüchtlingszahlen händeringend nach Unterkünften. Die Stadt Erfurt erwägt sogar die Unterbringung in einem Bordell. In Rudolstadt ist ein früheres Krankenhaus umgebaut worden. 72 Flüchtlinge sind mittlerweile in das Gebäude eingezogen. Die Landesregierung hat eine „Task Force“ zur Bewältigung des Flüchtlingsansturms eingesetzt. Die soll nach Angaben des Migrationsministeriums vom Mittwoch die Anstrengungen einzelner Ministerien effektiver koordinieren.

Das Gremium werde mindestens einmal pro Woche tagen und die Konferenz der Staatssekretäre und bei Bedarf die Landesregierung informieren. „Thüringen steht durch die wachsende Zahl von Flüchtlingen, die unterzubringen und zu versorgen sind, wie alle Bundesländer vor enormen Herausforderungen“, erklärte Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne). In den kommenden Wochen und Monaten hätten Kommunen und das Land „alle Hände voll zu tun“, den hohen Standard bei der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge zu halten.

678 Flüchtlinge in den ersten zehn Tagen des Augusts

Allein in den ersten zehn Tagen im August kamen 678 neue Flüchtlinge nach Thüringen, so viele wie sonst in einem Monat. Die Landeshauptstadt ist deshalb nach den Worten eines Sprechers mit dem Eigentümer eines Gebäudes in Verhandlungen, das als Bordell genutzt wird. Mit dem Betreiber werde aber kein Vertrag geschlossen. 144 Flüchtlinge könnten dort Platz finden. „Der Stadt erscheint das Gebäude als nutzbare Option“, erklärte der Sprecher. Nun müsse nach Betreibern für Sozialbetreuung und Verpflegung gesucht werden.

Der Landeshauptstadt werden nach eigenen Angaben derzeit einige Immobilien angeboten. „Es sind viele Glücksritter unterwegs. Die Preise sind jenseits von Gut und Böse“, beklagte der Sprecher. Der Landkreis Nordhausen hat eigenen Angaben zufolge im ersten Halbjahr pro Monat im Schnitt 48.000 Euro für Miete bezahlt, um Asylbewerber unterzubringen. Aktuell seien die Kosten auf 53 000 Euro gestiegen. Diese Ausgaben erhalte der Kreis aber zu großen Teilen vom Land zurück. „Wenn wir Lösungen wie Zeltstädte vermeiden wollen, müssen wir über die Schaffung neuer Gemeinschaftsunterkünfte nachdenken“, erklärte Landrat Matthias Jendricke (SPD).

Saalfeld-Rudolstadt sieht sich gerüstet

Der Kreis Saalfeld-Rudolstadt sieht sich vorerst für den Ansturm von Flüchtlingen gerüstet. 100 freie Plätze gebe es noch in der neuen Gemeinschaftsunterkunft in Rudolstadt, berichtete ein Sprecher. Das alte Krankenhaus war als Erstaufnahmestelle des Landes im Gespräch. Gegenwärtig laufen Umbauarbeiten in dem früheren OP-Trakt. Dort könnten noch einmal 134 Menschen untergebracht werden.

Für die Erstaufnahmestelle in Mühlhausen ist nach Angaben der Grünen im Landtag das Hainich-Klinikum als Träger gefunden worden. Das Landesverwaltungsamt konnte diese Information zunächst nicht bestätigen. Die Grünen-Politikerin Astrid Rothe-Beinlich wandte sich gegen Pläne des Wartburgkreises, eine Zeltstadt für Flüchtlinge zu errichten. „Wir haben laut Statistischem Landesamt im Wartburgkreis eine Leerstandsquote von sechs Prozent - das sind etwa 3.700 der 62.000 Wohnungen“, gab sie zu bedenken.

Derweil kämpft der Kreis Nordhausen mit Personalsorgen. Allein in diesem Jahr gingen mehr als zehn Mitarbeiter in Rente, bis 2020 seien es rund 60, erklärte Landrat Jendricke. „Die Personaldecke im Landratsamt insgesamt ist dünn, da ist es nicht einfach, mit akut steigenden Problemlagen wie jetzt im Asylbereich entsprechend umzugehen.“ (dpa)