1. MZ.de
  2. >
  3. Newsletter
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 5. September 2024: VW will Werk schließen: Sächsischer Standort auf der Kippe?

MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 5. September 2024 VW will Werk schließen: Sächsischer Standort auf der Kippe?

Weitere Themen: Baugenehmigung für Intel / Aus für Industriegebiet / Magdeburger im Audi-Vorstand / Airport sichert Finanzierung / Nordsachse neuer GDL-Chef

Aktualisiert: 05.09.2024, 10:24
Wirtschaftsnewsletter VW
Wirtschaftsnewsletter VW dpa/Stedtler

der VW-Konzern hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von mehr als 17 Milliarden Euro eingefahren. Nach einem Sanierungsfall klingt das nicht gerade. Dennoch herrscht in der Führungsetage offenbar Alarmstufe rot. Die Kernmarke VW hatte zuletzt nur eine Marge von 2,3 Prozent. Das heißt, von 100 Euro Umsatz bleiben am Ende nur 2,30 Euro hängen. Das ist laut den Managern zu wenig, um die anstehenden Investitionen zu stemmen. Zum Vergleich: Die VW-Marke Porsche hat 2023 noch eine Marge von 18 Prozent.

Was die VW-Manager vor allem umtreibt, sind die Zukunftsaussichten. Im wichtigen chinesischen Markt werden sie im Bereich der E-Autos von heimischen Herstellern wie BYD und dem US-Autobauer Tesla abgehängt. BYD verkaufte 2023 weltweit mehr als drei Millionen E-Autos, der VW-Konzern kam auf 771.000. In Deutschland brach in diesem Jahr nach dem Wegfall der staatlichen Förderung der E-Auto-Absatz ein.

Mitarbeiter protestieren vor dem VW-Vorstand  vor Beginn einer Betriebsversammlung in einer Halle im VW-Werk in Wolfsburg.
Mitarbeiter protestieren vor dem VW-Vorstand vor Beginn einer Betriebsversammlung in einer Halle im VW-Werk in Wolfsburg.
Moritz Frankenberg/dpa Pool/dpa

„Wir haben noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen. Aber diese Zeit müssen wir nutzen“, sagte Konzern-Finanzchef Arno Antlitz am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung. Entlassungen und Werksschließungen stehen daher im Raum. Zwar nennt VW noch keine Standorte, Antlitz macht aber die Größenordnungen deutlich: „Es fehlen uns die Verkäufe von rund 500.000 Autos, die Verkäufe für rund zwei Werke.“

Nun wird heftig darüber spekuliert, welche Werke es treffen könnte. Als Kandidaten werden immer wieder die kleineren Standorte in Osnabrück und Dresden genannt. Um den Erhalt der "Gläsernen Fabrik“ in Dresden gab es in den letzten Jahren schon viele Diskussionen. Doch das würde der Marke VW wohl kaum helfen. Da Niedersachsen Anteilseigner ist, sind die großen Werke in Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter und Emden wohl sicher. Bleiben Zwickau, Chemnitz und Kassel. Das VW-Werk in Zwickau mit knapp 10.000 Mitarbeitern wurde komplett auf den Bau von E-Autos (u.a. id3) umgerüstet. Doch da der Absatz nicht wie erwartet läuft, wurden bereits hunderte befristete Stellen abgebaut. Bis Ende 2025 sollen zudem noch weitere 1.200 Stellen gestrichen werden.

Elf Werke betreibt Volkswagen in Deutschland.
Elf Werke betreibt Volkswagen in Deutschland.
Grafik: dpa

Eines der größten Probleme des Konzerns ist, dass er sich aufgrund der CO2-Flottengrenzwerte voll auf E-Mobilität ausgerichtet hat. Ab 2035 sollen in der EU nur noch E-Autos zugelassen werden. Doch die Kunden in Europa kaufen weiter Verbrenner, wie sich auch in Sachsen-Anhalt zeigt.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden laut Kraftfahrtbundesamt in Sachsen-Anhalt 10.179 Fahrzeuge mit Benzinmotor neu zugelassen, das ist ein Plus von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beim Diesel stiegen die Neuzulassungen um 25 Prozent auf 4.583. Reine E-Autos wurden nur 1.811 verkauft - ein Minus von 23 Prozent. Die höchsten Zuwächse verzeichneten Hybrid-Fahrzeuge, die Elektro- und Verbrennungsmotor kombinieren: Mit 8.373 Neuzulassungen lag das Plus bei 39 Prozent. Insgesamt gehen die Verkäufe in Deutschland hoch - aber nicht bei reinen E-Autos. „Die guten Verkaufsergebnisse des Hybrids zeigen, dass die Kunden durchaus umweltschonende Autos kaufen möchten“, sagte Thomas Peckruhn, Vize-Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, der MZ. Anders als E-Autos hätten Hybride aber größere und sichere Reichweiten.

Sachsen-Anhalt hatte bei den Pkw-Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2024 den prozentual höchsten Anstieg.
Sachsen-Anhalt hatte bei den Pkw-Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2024 den prozentual höchsten Anstieg.
Grafik: Kroschel

Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research in Bochum (Nordrhein-Westfalen) befinden sich die deutschen Autobauer in einer schwierigen Situation. „Die Bundesregierung zerstört die deutsche Autoindustrie“, sagt der Autp-Experte. Die Hersteller hätten sich alle auf die Umstellung der Produktion auf E-Autos eingestellt und viel investiert. „Nun wird der Hochlauf der E-Mobilität abgewürgt“, befürchtet Dudenhöffer. Ende 2023 hatte die Bundesregierung überraschend bekanntgegeben, dass die Förderung von E-Autos eingestellt wird.

Dudenhöffer kritisiert allerdings auch das politische Klima: „Sahra Wagenknecht, Markus Söder und die AfD machen Stimmung gegen die E-Autos.“ Die E-Mobilität sei jedoch weltweit auf dem Vormarsch. „Wir riskieren gerade, dass unsere Autokonzerne von chinesischen Herstellern abgehängt werden.“

Wenn Ihnen der Newsletter gefällt, empfehlen Sie ihn weiter. Hier geht es zur Anmeldung. Haben Sie Kritik oder Anregungen, dann schreiben Sie mir: [email protected]

Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

Wichtige Wirtschaftsthemen der Woche aus Mitteldeutschland

Baugenehmigung für Intel-Chipfabriken

Das Landesverwaltungsamt hat die Baugenehmigung für die Chip-Fabriken von Intel in Magdeburg erteilt. Doch der US-Konzern steckt in der Krise. Will Firmenchef Pat Gelsinger das Vorhaben verschieben? (MZ)

Blick auf den geplanten Standort vor den Toren Magdeburgs. Mit Baumaschinen wird das Areal bereits erschlossen.
Blick auf den geplanten Standort vor den Toren Magdeburgs. Mit Baumaschinen wird das Areal bereits erschlossen.
Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Errichtung von Industriepark geplatzt

Bei einem Bürgerentscheid stimmen 65 Prozent der Einwohner der sächsischen Gemeinde Wiedemar gegen den Bau eines großen Industrieparks. Dort sollten Technologiefirmen angesiedelt werden. Die Nähe zum Flughafen Leipzig/Halle wäre ein Vorteil gewesen. Was zu Protesten führte. (MZ)

Kritik an Militärflügen

Eine Bürgerinitiative kritisiert die militärischen Flüge der US Air Force am Flughafen Leipzig/Halle. Die tatsächliche Anzahl dieser Flüge ist gering. Wie ist die wirtschaftliche Bedeutung? (MZ)

Magdeburger im Audi-Vorstand

Der gebürtige Magdeburger Marco Schubert kehrt zum Autobauer Audi zurück. Als neuer Vorstand für Vertrieb und Marketing folgt er auf Hildegard Wortmann. Schubert kommt von Porsche. (VS)

Seit 1. September 2024 ist Marco Schubert Mitglied des Vorstands der Audi AG für Vertrieb und Marketing und als Mitglied der Erweiterten Konzernleitung des Volkswagen-Konzerns für dessen Vertrieb verantwortlich.
Seit 1. September 2024 ist Marco Schubert Mitglied des Vorstands der Audi AG für Vertrieb und Marketing und als Mitglied der Erweiterten Konzernleitung des Volkswagen-Konzerns für dessen Vertrieb verantwortlich.
Foto: Audi

Li-Cycle eröffnet Recycling-Fabrik

Das kanadische Unternehmen Li-Cycle hat bei Magdeburg eine der größten Recycling-Fabriken für Batterien eröffnet. Sachsen-Anhalt könnte in dem Bereich künftig eine wichtige Rolle spielen. (VS)

Lithium-Abbau in der Altmark

Lithium ist ein begehrter Rohstoff für Elektroautos. Das Unternehmen Neptune Energy will das Material in der Altmark gewinnen - und nennt nun neue Einzelheiten zum Vorgehen. (VS)

Gröner wendet Insolvenz ab

Der Bauunternehmer Christoph Gröner sah sich mit Insolvenzanträgen konfrontiert. Bei der zentralen Gröner Group wurde die vorläufige Insolvenzverwaltung jetzt aufgehoben. (MZ)

Wie sich der Einkauf verändert

Die aktuelle Mitteldeutsche Markenstudie belegt: Der Ukraine-Krieg hat nach wie vor Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten und die Lebensmittelbranche. Vor allem das Preisbewusstsein ist bei den Kunden gestiegen. Welche Marken prämiert wurden. (SZ)

Flughafen sichert Finanzierung

Die Mitteldeutsche Flughafen AG hat nach dem DHL-Deal nun durch neue Bank-Kredite auch ihre finanzielle Stabilität gesichert - zumindest bis Ende 2026. Danach sollen neue Wachstumsstrategien verfolgt werden. (MZ)

Nordsachse führt Lokführergewerkschaft

Führungswechsel bei der Lokführergewerkschaft GDL: Das bisherige Mitglied des Gewerkschaftsvorstandes, Mario Reiß aus dem nordsächsischen Torgau, wurde jetzt bei der Generalversammlung zum neuen Vorsitzenden gewählt. Wer ist der Mann? (LVZ)

Mario Reiß führt jetzt die Lokführergewerkschaft GDL.
Mario Reiß führt jetzt die Lokführergewerkschaft GDL.
Foto: Robert Michael/dpa

200 neue Jobs in Leipziger Bio-City

In Leipzig siedelt sich ein neues IT-Institut an. Die CODE.Science Saxony forscht zu KI, Cybersicherheit und Datenanalyse. Geplant sind rund 200 Jobs. Stadt und Land fördern das Projekt. (LVZ)