MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 10. April 2025 Porsche und BMW: Wie stark trifft die Autokrise Leipzig/Halle?
Weitere Themen: Straßenbahnbauer insolvent / Freizeitpark verkauft / Deutlich mehr Lohn / Kurzarbeit bei Wacker / Wieder schließt ein Autozulieferer

am Mittwoch richtete das Netzwerk „Mobilität Leipzig im Wandel“ ein kleines Treffen für die Automobilbranche aus. Es sollte bei der Veranstaltung vor allem darum gehen, wie Autozulieferer aus der Region mit der Transformation der Industrie zurechtkommen und welche Unterstützung sie benötigen. Die Transformation findet mindestens auf zwei Ebenen statt: ökologisch mit der Elektromobilität und geopolitisch im Wettbewerb mit chinesischen Firmen.
Jens Katzek, Geschäftsführer des Automotive Clusters Ostdeutschland, legte dar, dass allein im Raum Leipzig 20.000 Menschen im Automobilsektor arbeiten. Laut Anja Hähle-Posselt, Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig, gehen etwa ein Drittel der Gewerbesteuereinnahmen der Stadt von insgesamt 663 Millionen Euro im Jahr 2024 auf das Konto der Automobilfirmen.

Das sind beeindruckende Zahlen: Die beiden wichtigsten Industriebranchen in Sachsen-Anhalt, die Chemie und die Nahrungsmittelindustrie, beschäftigen jeweils auch etwa 20.000 Mitarbeiter - im gesamten Bundesland. Die hohe Zahl an Arbeitsplätzen in der Leipziger Autobranche geht auf die beiden Werke von BMW und Porsche zurück, die zusammen bereits mehr als 11.300 Mitarbeiter beschäftigen.
Das heißt aber auch, sollte eines dieser Werke ins Trudeln geraten, hätte das gravierende Auswirkungen für die gesamte Region Leipzig/Halle. Vor allem über dem Porsche-Werk sind dunkle Gewitterwolken. Der Sportwagenbauer vermeldete diese Woche, dass im ersten Quartal der Absatz in China um 42 Prozent eingebrochen ist. Auch die Sportlimousine Panamera und der SUV E-Macan aus Leipzig sind weniger gefragt. In den USA verkaufte Porsche dagegen sehr gut. Noch. Denn wie das nach der jetzt erfolgten Einführung der Autozölle in Höhe von 25 Prozent aussehen wird, ist offen.

Das BMW-Werk in Leipzig vermeldete im vergangenen Jahr noch einen Produktionsrekord. Das lag vor allem am Start des Mini. Doch auch für den sächsischen BMW-Standort sind die USA ein bedeutungsvoller Absatzmarkt. In Sachsen-Anhalt hängen viele Zulieferer von der Entwicklung der Leipziger Werke ab.
Nach Worten von Michael Hecker, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig, gibt es bisher weder bei BMW noch Porsche in Leipzig einen Personalabbau. Auch die größeren Zulieferer laufen noch stabil. Doch das ist eine Momentaufnahme. Bei Porsche ist die Produktion durch den Anlauf des neuen E-Macan weitgehend stabil, Konzernchef Oliver Blume hat auch ein neues SUV-Modell für den sächsischen Standort angekündigt. Doch wenn Porsche das Modell wegen hoher Zölle in den USA baut, dann hat Leipzig ein Problem.
Die Wirtschaftsminister von Sachsen und Sachsen-Anhalt, Dirk Panter (SPD) und Sven Schulze (CDU) sollten ihre Kontakte zu den Konzernspitzen in München und Stuttgart gut pflegen, denn davon könnte die Wirtschaftsentwicklung eines ganzen Ballungszentrums abhängen.
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
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