MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 17. April 2025 Zweieinhalb Monate kaum Niederschlag: Es droht schon wieder Dürre
Weitere Themen: Neues Brücken-Desaster / Regionalzüge voll / Rheinmetall kauft zu / Mais statt Intel-Chips / Leipzig profitiert von RB / Spargel für Halle und Leipzig

zweieinhalb Monate ohne Regen: Was viele Kleingärtner ärgert, weil sie ihre Pflanzen bewässern müssen, wird für Landwirte in Mitteldeutschland zu einem ernsthaften Problem. „Wir benötigen jetzt unbedingt Regen, sonst drohen Ernteausfälle“, sagt Olaf Feuerborn, Präsident des Landesbauernverbandes. Die Situation sei in einigen Regionen bereits „dramatisch“.
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) fielen in Sachsen-Anhalt von Januar bis Ende März 84 Liter Niederschlag je Quadratmeter – der langjährige Durchschnitt liegt bei 120 Litern. „Vor allem der März war mit neun Litern pro Quadratmeter viel zu trocken“, sagt DWD-Meteorologe Robert Noth. Zum Vergleich: Selbst im Dürrejahr 2018 fielen bis Ende März 110 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Auch im April habe es bisher kaum geregnet, so Noth.

Landwirt Ulf Gehrmann, Vorsitzende der Agrargenossenschaften Zörbig und Großzöberitz (Anhalt-Bitterfeld), erklärte zuletzt mit Blick auf sein Weizenfeld: Die Farbe der Pflanzen sei stumpf, sie sollte viel mehr glänzen. Es gebe bereits welke Stellen und gelbe Blätter. „Wir hatten bisher 64 Liter Regen im bisherigen Jahr. Davon fielen 45 Liter im Januar und im Monat April bisher gar nichts“, erklärt Gehrmann.
Der Chef des Bauernbundes, Martin Dippe, sieht die Lage noch etwas entspannter: „Die Wurzeln des Winterweizens reichen einen Meter tief und holen sich dort ihr Wasser.“ Das werde durch Bodensonden beobachtet.
Einig sind sich die Landwirte: Ohne Regen in den kommenden zwei Wochen bekommen die Pflanzen im Wachstum Probleme. Sie schauen daher genau auf die Wetter-App – über Ostern sind Niederschläge angekündigt.

Ist die anhaltende Trockenphase ein Phänomen des Klimawandels? Das ist sehr wahrscheinlich. Klimawandel bedeutet zunächst einmal steigende Temperaturen. Das führt zu mehr Verdunstung, was Dürren begünstigt. Einerseits. Andererseits führt eine steigende Verdunstung auch zu mehr Niederschlägen. Das Bild, welches medial oft verbreitet wird, dass durch den Klimawandel hierzulande andauernde Dürren drohen, ist so nicht zu halten.
Die steigenden Temperaturen führen laut Wissenschaftlern eher dazu, dass extreme Wetterereignisse zunehmen. Nicht irgendwann. Bereits jetzt ist das so. Klimaschutz ist daher wichtig, genauso bedeutend ist jedoch die Anpassung. Ein gutes Wassermanagement ist notwendig. Nach der Dürre im Jahr 2018 in Sachsen-Anhalt wurde viel über die Anlegung von Seen und Staubecken für die Landwirtschaft gesprochen. Passiert ist bisher fast nichts. Leider.
Große Weizen- und Maisfelder lassen sich wohl auch nicht beregnen. Vor allem für höherpreisige Kulturen wie Weintrauben, Kartoffeln und Zuckerrüben wäre eine künstliche Bewässerung wirtschaftlich aber durchaus möglich. In den Wintermonaten gibt es teilweise große Wasserüberschüsse, die endlich genutzt werden sollten. Wasser für die Nahrungsmittelproduktion ist nicht verschwendet, wie einige Umweltverbände oft meinen, sondern für uns alle lebenswichtig.
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
Weitere wichtige Wirschaftsthemen aus Mitteldeutschland der Woche:
Neues Brücken-Desaster
Müssen in Sachsen-Anhalt noch mehr marode Spannbetonbrücken gesperrt werden? Wie die Landesstraßenbaubehörde die Lage einschätzt und wie es nach der Sperrung der Brücke auf dem Magdeburger Ring weitergeht.

Spargel für Halle und Leipzig
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Antje und Ingo Hindorf den inzwischen größten Spargelbetrieb in Sachsen-Anhalt aufgebaut. Sie schließen Lücken, die etwa Kyhna-Spargel hinterließ. (MZ)

Millionen für Firmen
Durch Maßnahmen von Union und SPD würden in Sachsen-Anhalt vor allem die Gastronomen und die Chemieindustrie profitieren. Verbände warnen aber vor Mindestlohn von 15 Euro. (MZ)
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Regional- und S-Bahnen in Mitteldeutschland werden immer voller – das liegt nicht nur am Deutschlandticket. Vor allem auf der Strecke Leipzig-Halle wird es eng. Jetzt meldet das Land neue Rekordzahlen. (MZ)
Rheinmetall kauft Kampfmittelräumer
Der Rüstungskonzern Rheinmetall erwirbt das Kampfmittelbergungsunternehmen Stascheit aus Gardelegen. Es wird ein Jahresumsatz von 80 Millionen Euro angestrebt. Beide Firmen haben in der Vergangenheit bereits zusammengearbeitet. (MZ)
Mais statt Chips
Die Landwirtschaft ist zurück auf dem Areal von Intel bei Magdeburg. Der Grund: Der Feldhamster soll ferngehalten werden. Der wurde bereits umgesiedelt. (MZ)

Pumpenhersteller KSB erfolgreich
Der Spezialist für Trink- und Abwasserpumpen aus Halle ist auf Rekordkurs. Im Interview spricht Werkleiter Frank Aschenbach über den Erfolg und warum ihn die US-Zölle nicht nervös machen. (MZ)
5-G-Netz für Chemiepark
Ein geschlossenes Campusnetz soll die digitale Infrastruktur im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen stärken. Experten, Stadt und Unternehmen sehen darin eine industrielle Zukunftsanwendung. Was geplant ist. (MZ)
Leipzig profitiert von RB Leipzig stark
Die Qualifikation für die Champions League würde RB Leipzig 18,62 Millionen Euro in die Kassen spülen. Der Stadt und der Region bringen die Königsklasse aber noch viel mehr Geld ein. (LVZ)

Aus für Altkleidercontainer
In Quedlinburg im Landkreis Harz zieht sich ein Anbieter von Altkleidercontainern zurück. Auch in Blankenburg verschwinden einige Container. Neben unbrauchbarer Kleidung verschärft zunehmend Billigmode die Situation. (MZ)
Brand bei Schoko-Firma
Am Dienstagmorgen hat es beim Süßwarenhersteller Viba Sweets in Floh-Seligenthal gebrannt. Eine Selbstlöschanlage konnte größere Schäden verhindern. Verletzt wurde niemand. Bereits 2021 hatte ein Brand bei Viba zu erheblichen Einschränkungen geführt. (MDR)
Stimmung steigt etwas
Der Geschäftsklimaindex in Ostdeutschland ist im März leicht gestiegen. Aber nicht jede Branche glaubt an den Aufschwung. (MZ)
Pflegekonzern insolvent
Vergangene Woche hat das bundesweit tätige Pflegeunternehmen Argentum Insolvenzanträge gestellt. Vier Einrichtungen gibt es in Sachsen-Anhalt. Ein Haus ist noch einmal gesondert betroffen. (MZ)