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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 4. Oktober 2024 Flughafen Leipzig/Halle: Mutmaßliche chinesische Spionin festgenommen

Weitere Themen: Großer Immobilieninvestor insolvent / CO2-Pipeline an die Küste / Alstom will Werk schließen / Forschung für grünen Treibstoff / Weinbank in Erfurt

Aktualisiert: 04.10.2024, 10:18
Newsletter Spionage
Newsletter Spionage dpa

Langeweile kommt beim Flughafen Leipzig/Halle nicht auf. Der Airport liefert in diesem Jahr beständig Nachrichten: Zu Jahresanfang war ein Sanierungsexperte des Airports spurlos verschwunden. Dann musste der Flughafen einräumen, ein 100-Millionen-Euro-Loch in der Kasse zu haben, das die Anteilseigner Sachsen und Sachsen-Anhalt ausgleichen müssen. Im August gab es dann auch die gute Nachricht, dass der Logistiker DHL mit seinem europäischen Drehkreuz mindestens bis Mitte des Jahrhunderts bleibt.

In dieser Woche kam eine weitere News hinzu, die deutschlandweit Schlagzeilen machte: Die Bundesanwaltschaft teilte am Dienstag mit, dass die chinesische Staatsangehörige Yagi X. festgenommen wurde. Sie soll mehrfach sensible Informationen am Flughafen Leipzig/Halle zu Flügen, Fracht und Passagieren an einen chinesischen Geheimdienstmitarbeiter weitergegeben haben.

Nach MZ-Informationen soll die 38-Jährige schon seit einigen Jahren für die Flughafentochter Portground arbeiten. Diese wickelt den Passagier- und Frachtverkehr am Airport ab. Welche Tätigkeit Yagi X. am Flughafen genau ausübte, darüber gibt es unterschiedliche Äußerungen von Flughafenkennern. Da Yagi X. fließend Chinesisch spricht, war sie auf Messen und Gesprächen der Flughafenführung mit chinesischen Vertretern als Dolmetscherin dabei, heißt es. Zuletzt offenbar vor drei Monaten in Shanghai.

Die ukrainische Frachtfluggesellschaft Antonov Airlines fliegt vom Flughafen Leipzig/Halle auch für die Nato. Wurden militärische Flüge ausgespäht?
Die ukrainische Frachtfluggesellschaft Antonov Airlines fliegt vom Flughafen Leipzig/Halle auch für die Nato. Wurden militärische Flüge ausgespäht?
Foto: picture alliance / dpa

Laut einem Insider war Yagi X. eng in die Asien-Aktivitäten des Flughafens involviert. Andere Stimmen sagen dagegen, sie sei nur eine einfache Mitarbeiterin von Portground gewesen, die wegen ihrer Chinesischkenntnisse mit der Führung unterwegs war.

Die mutmaßliche Spionin berichtete laut den Ermittlern von August 2023 bis Februar 2024 an Jian G. Dieser war bis zu seiner Verhaftung im April für den AfD-Europapolitiker Maximilian Krah tätig. Er soll im Januar 2024 mehrfach Informationen über Verhandlungen und Entscheidungen im EU-Parlament an seine Geheimdienst-Auftraggeber weitergegeben haben.

Chinesen, AfD, Spionage: Wie sich dieser Krimi weiter entwickelt, wird man sehen. Der Flughafen Leipzig/Halle ist trotz einiger Militärflüge der Antonov 124 der ukrainischen Frachtfluggesellschaft „Antonov Airlines“ für die Bundeswehr und die Nato nicht unbedingt eine geheime Operationsbasis. Auch seine wirtschaftliche Bedeutung ist trotz DHL im weltweiten Luftverkehr begrenzt. Nach MZ-Informationen sei die Flughafenführung „aus allen Wolken gefallen“, als sie von der Ermittlung erfuhr.

Die Gefahr der Spionage wird unterschätzt: China hat sich zur wichtigsten Ausgangsbasis für Angriffe auf die deutsche Wirtschaft entwickelt. Das geht aus einer Studie des Digitalverbands Bitkom hervor. Bei einer repräsentativen Befragung von mehr als 1.000 Unternehmen quer durch alle Branchen gaben 45 Prozent der betroffenen Firmen an, die Angriffe nach China zurückverfolgen zu können (2023: 42 Prozent). 39 Prozent der attackierten Unternehmen waren sich sicher, dass sie aus Russland angegriffen wurden (2023: 46 Prozent).

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat eine Studie „Chinas neue Wege der Spionage“ vorgelegt, in der es heißt, „dass insbesondere deutsche Hochtechnologieunternehmen und Weltmarktführer im Fokus mutmaßlich chinesischer (Cyber-)Spionage stehen“. Genaue Zahlen werden aber nicht veröffentlicht.

Sollte sich der Spionagevorwurf am Flughafen Leipzig/Halle bestätigen, reiht er sich ein in eine lange Liste von Vorfällen bei deutschen Unternehmen.

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

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Grafik: Kroschel

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Foto: Hendrik Schmidt/dpa

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