MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 20. März 2024 Eier werden knapper: Verband warnt vor Corona-Effekt wie bei Klopapier
Weitere Themen: Gasspeicher stark entleert / China-Pakete nach Leipzig/Halle / Automat als Filiale / Batteriefabrik kommt / Folien-Hersteller erweitert

die USA sind auf Eiersuche. „Wir haben in der Tat eine Anfrage aus den USA erhalten“, teilte ein Sprecher des Bundesverbands Ei in dieser Woche mit. Weitere Einzelheiten ließ der Verband, der die Eierwirtschaft hierzulande vertritt, zunächst offen.
Der Hintergrund: Nach Ausbrüchen der Vogelgrippe, die zu Zwangsschlachtungen von Millionen von Tieren führten, sind Eier in den USA knapp und teuer. In US-Supermärkten kostete im Februar ein Dutzend Eier im landesweiten Durchschnitt rund sechs US-Dollar, zeigen Daten der US-Statistikbehörde Bureau of Labor Statistics. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Preis fast verdoppelt., berichtet die „Wirtschaftswoche“ Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums liegen die Preise für zwölf Eier in manchen Regionen im März bereits bei sieben bis neun US-Dollar.

In Deutschland häufen sich daher Medienberichte, die fragen: Werden zu Ostern die Eier knapp? Die Antwort: Ja, sie werden aber nicht ausverkauft sein. Eier gibt es auch hierzulande nicht im Überfluss. Lediglich 73 Prozent der 2023 verbrauchten Eier wurden 2023 in Deutschland gelegt. Der Rest wurde importiert – vor allem aus Dänemark, den Niederlanden und Polen.
Laut Hans-Peter Goldnick vom "Bundesverband Ei" haben die großen deutschen Lebensmittelhändler wie Edeka oder Rewe langfristige Lieferverträge zu festgelegten Preisen. „Die werden erst im August wieder neu ausgehandelt“, sagt Goldnick dem RBB. Schwieriger sei die für industrielle Hersteller, die auch kurzfristig größere Mengen von Eiern kaufen.
Goldnick warnt jedoch auch vor einem Corona-Effekt: „Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht in diese Corona-Diskussion kommen und dass wir mit den Eiern genauso umgehen wie mit dem Klopapier. Wenn jeder statt einer Schachtel nun zwei Schachteln kauft, dann ist der Markt leer, das ist so."

Kleinere Eierproduzenten in Sachsen-Anhalt sehen die Lage noch entspannt: „Die Eier sind etwas knapper als sonst, aber nicht in einem besorgniserregenden Ausmaß“, berichtet Thomas Gutzmer, Chef der Agrargenossenschaft in Pretzsch. Sein Betrieb hält rund 17.000 Legehennen der Rasse Lohmann Braun. Trotz der höheren Nachfrage hält Gutzmer die Preise im Direktverkauf stabil – für 25 Cent pro Ei. Der Preis ist aus Sicht des Vorsitzenden fair.
Einen starken Nachfrageanstieg beobachtet Markus Bösch aus Rotta bei Kemberg. Der Agrarwissenschaftler betreibt dort einen Hofladen, in dem er neben Fleisch- und Wurstwaren auch Eier verkauft. „Die Nachfrage ist um 30 bis 50 Prozent höher als sonst“, berichtet er. Normalerweise steige das Geschäft erst kurz vor Ostern; in diesem Jahr begann der „Boom“ schon früher. Er führt das auf die mediale Berichterstattung zurück. Macht sich bereits der Corona-Hamstereffekt bemerkbar?
Also liebe Leserinnen und Leser des Wirtschaftsnewsletters. Bleiben Sie noch entspannt, aber behalten Sie die Lage in den Supermarktregalen im Auge. Gekühlte Eier halten sich in der Regel einen Monat. Das heißt, wer sich für Ostern eindecken will, der könnte jetzt mit dem Kauf beginnen.
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
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