HIER SCHREIBT KAI GAUSELMANN Würstchen in Not und Kicker mit Herz

die Corona-Pandemie liegt gottseidank lange hinter uns. Hoffentlich müssen wir eine solche Pandemie nicht noch einmal erleben. Ausschließen kann man das leider nicht. Deshalb sollte der Staat Vorsorge treffen, damit eine mögliche nächste Pandemie Deutschland nicht wieder so unvorbereitet trifft und Behörden auf allen Ebenen die richtigen Maßnahmen treffen können. Deshalb muss man zurückschauen und die Corona-Pandemie aufarbeiten. Dazu gehört die Frage, wie diese Pandemie überhaupt entstehen konnte. Jetzt ist herausgekommen: Der deutsche Geheimdienst BND hat der Bundesregierung mehrfach mitgeteilt, dass nach seinen Erkenntnissen das Virus aus einem chinesischen Labor stammt. Aber weder Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) haben die Öffentlichkeit informiert.
Virologe fordert Entschuldigung
Der aus Sachsen-Anhalt stammende Virologe Klaus Stöhr hat meinem Kollegen Matthias Müller dazu ein Interview gegeben. Er meint, dass „die Kommunikationspolitik in der Pandemie, die Entscheidungsfindung und die Art und Weise der Umsetzung der Maßnahmen viele Menschen von der Politik entfremdet“ und zu einer Spaltung der Gesellschaft beigetragen haben. „Wenn man das also überwinden will, gehört die Versöhnung und ein gutes Stück Aufeinanderzugehen dazu; auch vonseiten der Politik“, so Stöhr. Dazu gehöre auch, „dass man sich bei denen entschuldigt, denen man Unrecht getan hat und die man ignorant, inkompetent oder überheblich den Querdenkern und den Coronaverweigerern zugeordnet hat, weil sie kritische Fragen gestellt haben“, sagt Stöhr. Das erinnert mich an einen Satz des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU), den er in der Pandemie im Bundestag gesagt hat: „Wir werden wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“ Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik hätten Politiker „mit so vielen Unwägbarkeiten so tiefgehende Entscheidungen treffen müssen“. Spahn wird möglicherweise der nächsten Bundesregierung angehören. Da kann er am Kabinettstisch vielleicht mal die Debatte starten, wie das mit dem Verzeihen praktisch angegangen werden soll. Hier können Sie das Interview mit Virologe Stöhr lesen, das mein Kollege Matthias Müller geführt hat.

Sachsen-Anhalter der Woche: Die Fußballer des VfB Oberröblingen
Sportlich mögen die Kicker des VfB Oberröblingen (Kreis Mansfeld-Südharz) Luft nach oben haben - sie spielen in der Landesklasse 6. Was Menschlichkeit angeht, sind die Fußballer aber auf Champions-League-Niveau. Der vielleicht größte Fan der Herren-Mannschaft ist Niklas Zelmer. Der Zwölfjährige leidet aber leider an einer unheilbaren und äußerst seltenen Krankheit. Für ihren besonderen Fan hatten die Oberröblinger jetzt auch eine besondere Überraschung. Mein Kollege Sebastian Möbius war dabei. Was die Überraschung war, wie Niklas mit der Krankheit lebt, wie seine Familie die Herausforderungen meistert - all das finden Sie hier im Text.

Der Satz der Woche: „Es ist nicht mehr sicher, in die USA zu reisen“
Die große Weltpolitik, das Treiben all der Trumps und Putins wirkt manchmal etwas abstrakt, unwirklich - und als hätte es nichts mit einem selbst zu tun. Was gehen einen schon Strafzölle in den USA an? Oder ein schärferer Kurs gegen Migration dort? Manchmal mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Strafzölle können auch für heimische Firmen ein Problem werden, meine Kollegin Isabell Sparfeld hat das mal für hallesche Unternehmen recherchiert (hier geht es zu ihrem Text). Und Lucas Sielaff aus Bad Bibra (Burgenlandkreis) wollte mit seiner US-amerikanischen Verlobten Lennon Tyler nur aus Mexiko wieder in die USA einreisen, als er buchstäblich in der Falle saß. Wie der junge Mann in Abschiebehaft geriet und seine Verlobte für ihn kämpfte, erzählte das Paar meinem Kollegen Julius Lukas. Hier geht es zu seinem Text.

Ort der Woche: Preisverdächtige Bedürfnisanstalt
Geld stinkt nicht: Das soll der römische Kaiser Vespasian gesagt haben, als er eine Steuer auf Latrinen erhob und sein Sohn den Zusammenhang zwischen Toilette und Staatseinnahmen anrüchig fand. In Halle erlebt man dieser Tage eine Variante dieses Spruchs: Architekturpreise stinken nicht. Der junge hallesche Architekt Tim Mahn hat nämlich jetzt einen renommierten Architekturpreis bekommen für den Umbau eines Toilettenhäuschens. Das klingt schnöder, als es ist. Zum einen handelt es sich um die älteste öffentliche Toilettenanlage der Stadt - zum anderen hat Mahn die Bedürfnisanstalt nicht neu gekachelt, sondern zu einem vielfältig nutzbaren Galerieraum umgebaut. Hier finden Sie die Details.

Zahl der Woche: 40 Firmenpleiten
Die Lage der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt ist angespannt. In ganz Deutschland rollt eine Insolvenzwelle, in der Region hat es dabei auch einige nahmhafte Firmen erwischt. Seit Jahresbeginn mussten im Bundesland 40 Unternehmen Insolvenz anmelden, deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Insolvenzverfahren bedeutet nicht in jedem Fall das Aus, es stehen aber viele Arbeitsplätze auf der Kippe. Mein Kollege Steffen Höhne gibt hier einen Überblick, welche Firmen zuletzt ins Schlingern geraten sind.

Worte der Woche: „Wir sind belogen worden“
Seit Jahren schon fährt die Landesregierung beim Bau eines großen, zentralen Gefängnisses in Sachsen-Anhalt einen seltsamen Zickzackkurs. Neueste Volte von Finanzminister Michael Richter (CDU): Statt Halle gilt nun Weißenfels (Burgenlandkreis) als Favoritin für den Standort der neuen Justizvollzugsanstalt. Das hat nicht nur die Öffentlichkeit überrascht, sondern auch den Landtag und sogar Richters Parteifreundin, die Justizministerin Franziska Weidinger (CDU). Im Landtags-Rechtsausschuss reagierten Abgeordnete erbost auf das Manöver. Das Finanzministerium würde „täuschen, tricksen, tarnen“, beklagte der Grünen-Politiker Sebastian Striegel. Und Linken-Fraktionschefin Eva von Angern kritisierte: „Wir sind belogen worden.“ Sie habe über Monate hinweg gefragt, ob es für den Standort einen Plan B gebe. Aber: „Es hieß immer: Es gibt keinen.“ Mein Kollege Jan Schumann war bei einer denkwürdigen Ausschusssitzung dabei.

Tipp der Woche: Ein Besuch beim „Kleinen Trompeter“
Am Donnerstag hat sich der Tod des „Kleinen Trompeters“ Fritz Weineck zum 100. Mal gejährt. Weineck war bei einer KPD-Veranstaltung im Volkspark Halle erschossen worden, kurz vor seinem 28. Geburtstag und unter nicht geklärten Umständen. Im Stadtmuseum Halle kann man die Geschichte Weinecks nachvollziehen, es gibt auch einige interessante Exponate. Unter anderem jene Statue, die in der Wendezeit mit grauer Farbe beschmiert wurde. In mehrfacher Hinsicht ein Stück Zeitgeschichte. Das Stadtmuseum ist jeden Tag von zehn bis 17 Uhr geöffnet.

Das war meine MZ-Woche. Ich freue mich über Anregungen, Fragen und Kritik unter: [email protected]
Ich wünsche Ihnen ein friedliches und schönes Wochenende!
Ihr Kai Gauselmann