0340 Newsletter Dessau 14. März #97 Warum Merz im Biopharmapark Rodleben für positive Nachrichten sorgt
Wieso ein Lehrer aus Dessau einen Psychothriller geschrieben hat - Welche Brücken Dessau-Roßlau weiter Sorgen bereiten

die guten Nachrichten waren zuletzt seltener geworden. Der französische Konzern Ceva hatte 2019 die Tiergesundheitssparte der ITD Biologika gekauft, das Herz des Biopharmaparks. Um den Standort in Rodleben 2025 nun zu schließen.
Die IDT Biologika wurde 2024 von einer Firma aus Südkorea übernommen. Wie sich die strategische Partnerschaft sortiert, wie das zueinander passt, das muss sich erst zeigen. Viel nach außen gedrungen ist noch nicht.
In die Bresche springt nun aber der Pharmakonzern Merz, der seit über 20 Jahren im Pharmapark aktiv ist - und in den vergangenen Jahren eine Entwicklung genommen hat, die so nicht vorhersehbar war. Ergebnis war am Mittwoch der erste Spatenstich für eine 50 Millionen Euro teure Investition. Merz erweitert eine seiner Verpackungshallen und baut eine zusätzliche Halle für die Wirkstoffherstellung ganz neu.

„Wir haben hier mit zwei Mitarbeitern angefangen, inzwischen arbeiten 350 Kollegen an unserem Standort in Dessau-Roßlau“, erinnerte Standortleiter Björn Niemczak am Mittwoch.
Wichtigstes Produkt, das in Rodleben von Merz hergestellt wird, ist Botulinumtoxin. Das Mittel wird einerseits in der ästhetischen Medizin und Kosmetik dafür genutzt, Hautfalten zu verkleinern oder sogar aufzulösen. Andererseits kann das als Nervengift eingestufte Mittel auch Patienten mit schweren Krankheiten helfen – oft, um unerwünschte Bewegungen zu verhindern. So wird es verwendet, um Spastiken, Schlaganfälle und Lähmungen zu beseitigen oder zu mindern.
Die Nachfrage ist riesig. Für das am 30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr hatte das Handelsblatt für Merz Pharma zuletzt einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro gemeldet. Ziel im neuen Jahr ist die Zwei-Milliarden-Marke. „Wir haben inzwischen Länderzulassungen für 80 Staaten, liefern also in die ganze Welt aus. Jedes Jahr verbuchen wir ein Wachstum von 20 bis 30 Prozent“, sagt Niemczak, der Dessauer Standortleiter von Merz, die viel in der und für die Region tun. Was wichtig ist, auch wenn die klassische Zielgruppe eher woanders sitzt. Neue schöne Welt? Dessau-Roßlau profitiert davon. Viel Grüße, Steffen Brachert.
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
Robert Witte ist Ehemann, Vater, Lehrer, gebürtiger Dessauer – und Psychothriller-Autor. „Ich folge Dir – Der nächste Post könnte dein letzter sein“ ist der Titel seines Buches, das am 20. Februar erschienen ist. Mehr als 3.000 Mal wurde das Buch bereits online bestellt, in nur zwei Wochen. „Ich bin überwältigt, auch von dem bisher ausschließlich positiven Feedback“, sagt der 35-Jährige.
Ein Buch zu schreiben, hat Witte schon immer vorgehabt. „Ich habe in meinem PC einen Ordner mit vielen Romanideen.“ Dass es ein Psychothriller mit diesem Thema geworden ist, habe einen realistischen Hintergrund. Wittes Ehefrau ist eine erfolgreiche Influencerin, die auch die Schattenseiten des öffentlichen Social-Media-Lebens kennt. „Sie hat Nachrichten bekommen, in denen wir als Familie bedroht wurden. Das war beängstigend und hat mir das Thema für mein Buch geliefert“, erzählt Witte.

Witte war nach dem Dessauer Abitur nach Mannheim gegangen, um dort Musikbusiness zu studieren. „Die Musikwelt war aber nicht meine Welt“, stellte er bald fest. Zurück in Dessau ging der 21-Jährige seinen – bis dahin geheimgehaltenen – Zweitwunsch an. „Lehrer zu werden, hatte ich immer im Hinterkopf, aber als 18-Jähriger wollte ich nicht gleich in die Fußstapfen meiner Mutter treten“, sagt er schmunzelnd. Witte ging 2010 zum Lehramtsstudium nach Potsdam, wo er bis heute lebt.
Die Liebe zum Schreiben begleitet ihn bis heute. 2021 schrieb Robert Witte ein Sachbuch über alte italienische Rennräder, seine zweite Leidenschaft. „Da habe ich gelernt, wie Buch funktioniert.“ 2025 wurde nach zweieinhalb Jahren des Schreibens „Ich folge Dir“ fertig. „Ich wusste, wie es ausgehen soll und wie es anfängt, alles andere hat sich beim Schreiben ergeben“, beschreibt Witte den Prozess. Der geklappt hat. Ende 2026 soll der zweite Teil des Buches fertig sein.
MZ-Geschichten der Woche
+++Die sechs Spannbetonbrücken in Dessau-Roßlau ähneln von der Bauart zwar der eingestürzten Carolabrücke in Dresden, weisen aber doch ein paar wesentliche Unterschiede auf. Doch vor allem bei der Brauereibrücke und der Scholitzer Brücke will die Stadtverwaltung nicht untätig sein, wie MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erfuhr.
+++Seit Jahren wird mehr Schutz von Passanten auf der Zerbster Straße in Dessau gefordert – passiert ist trotz einiger Ankündigungen bislang nichts. Nun kommt das Projekt „Poller“ aber offenbar doch in die Gänge, wie MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey erfuhr.
+++Die dringend benötigte Ersatzbrücke für die Zerbster Brücke in Roßlau droht sich zu verzögern. Grund ist ein bürokratisches Problem mit der Deutschen Bahn. Das Zeitfenster aber ist eng. Sachsen-Anhalt muss schnell handeln, sonst scheitert das Projekt, recherchierte MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey.
+++Ende März wird der Dessauer Zahnarzt Stephan Olek wieder nach Togo fliegen. Es ist sein mittlerweile zehnter freiwilliger Einsatz in Afrika. Warum er das macht und wie er den Menschen am besten helfen kann, das hat Olek meiner MZ-Kollegin Heidi Thiemann erzählt.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++Parallel zum Start der „Reise durch unser Sonnensystem“, mit der Besucher des Technikmuseums „Hugo Junkers“ mittels VR-Brillen virtuell durch das Weltall reisen können, wird es am Sonnabend einen Vortrag geben. Ab 11 Uhr referiert Matthias Richter, Dessauer Pfarrer im Ruhestand, über seinen Vater Nikolaus Benjamin Richter, der ein international anerkannter Astronom, Meteorologe und Wüstenforscher war.
+++Im „Shamrock“ im ehemaligen Ratskeller in Dessau wird es am Sonnabend, 15. März, laut: Zu Gast ist die Iron-Maiden-Tribut-Band „Tarantel“. Der Einlass erfolgt ab 19.30 Uhr. Das Konzert beginnt 21 Uhr.
+++In den Räumen des Mitmach-Lokals in der Dessauer Kavalierstraße veranstaltet der ADFC Dessau am Sonntag, 16. März, drei Radreisevorträge. Los geht es um 11 Uhr mit einem Vortrag von Thoralf Krahl, der unter der Überschrift „Durch Österreich über die Alpen in die Puszta“ steht. 13.30 Uhr berichten Britta und Bernd Schafsteller, die 2023 über einen Monat lang mit ihren Rädern in Südamerika unterwegs waren. Um 15 Uhr folgt Frank Brune, der zum Jahreswechsel 2024/2025 fünf Wochen lang den Osten Kubas mit dem Rad bereist hat. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.
Topf und Pfanne
+++Das Café „Lily“ in der Dessauer Kavalierstraße bereitet sich auf die wärmeren Tage vor. Der "Eisfuchs“ aus Halle hat in dieser Woche die Vorräte aufgefrischt - und auch neue Sorten vorbeigebracht. Eisfans dürften sich nun auch auf „Strawberry Cheesecake“, „Cookies“ und „Limette - Marokkanische Minze“ freuen.
+++Das Brauhaus „Zum Alten Dessauer“ in der Langen Gasse macht jeden Mittwoch ab sofort ein besonderes Angebot: Für zehn Euro gibt es eine Maß Bier und ein Stück Speckkuchen.
+++Wo früher die „Bodega de la Flor“ in der Bürgermeisterstraße in der Lutherstadt Wittenberg war, hat jetzt das „B 21“ geöffnet. Betreiberin Christiane Dalichow setzt dort auf bodenständige Gerichte, nebenan soll zudem eine Tanzbar entstehen.
+++In einem überraschenden Ambiente präsentiert sich am Samstag die Gaststätte „Zum alten Lokschuppen“ in Holzweißig. In dem Kultlokal, dass durch seine vielen Eisenbahnen und Bahn-Accessoires bekannt ist, veranstaltet Inhaber Sascha Mehlhorn zusammen mit dem Ratskeller Holzweißig zum ersten Mal einen „Orientalischen Abend“. Start ist um 17,30 Uhr, das Büfett wird um 18 Uhr eröffnet.
RÜCKBLICK
Erfolgreichster Social Media Post der Woche
+++„Astronaut“ Karsten Lückemeyer hat mit seiner Band ein neues Dessau-Roßlau-Lied eingespielt. Als Gegenentwurf vom offiziellen Dessau-Roßlau-Song von Sascha Nikolic, auf den die Stadtmarketinggesellschaft setzt. Auf Facebook sorgte das zweite Lied für viele Diskussionen - und damit für eine Reichweite von 12.300 Personen.

Meist geklickter MZ-Beitrag der Woche
+++Auf der A 9 in Richtung Berlin ist am Dienstag ein Pannenhelfer aus Dessau verstorben. Nach einem medizinischen Notfall war der 65-Jährige mit seinem Abschleppwagen in die Leitplanke gekracht. Jede Hilfe kam zu spät. Der Bericht zu dem tragischen Unfall hatte über 26.000 Aufrufe.
QUERBLICK
+++Rebhühner stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten – in Deutschland leben sie nur noch in wenigen Gebieten. Eines davon ist das Zerbster Land. Dort wird seit vier Jahren versucht, die Überlebenschancen der Bodenbrüter zu verbessern. Ehrenamtliche sind dabei mit Smartphone und Lautsprecher im Einsatz. Der MDR war dabei.
+++ In einem Interview mit der „Zerbster Volksstimme“ hat sich der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) über die laufenden Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD sowie über die wirtschaftliche Lage in Zerbst geäußert. Durchaus kritisch ist Dittmanns Blick auf die eigene Partei.
MZ-FOTO DER WOCHE

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