MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 13. März 2025 Sehr hoher Krankenstand: Gibt es viele Blaumacher?
Weitere Themen: Lebensmittel noch teurer / Flughafen-Chef muss sparen / Hallenser soll Modefirma retten / Mondpreise in Amerika / Zahl der Pendler steigt

mit dem Beginn des Frühjahrs flacht die aktuelle Grippewelle merklich ab. Doch im Januar und Februar hatten viele Firmen merkliche Ausfälle. Die IHK Leipzig berichtete davon, dass Händler und Gastronomen in der Messestadt teilweise ihre Öffnungszeiten reduzierten, weil Personal krank war.
Die AOK Sachsen-Anhalt hat der MZ in dieser Woche exklusiv die Daten zu den Krankentagen ihrer Versicherten im vergangenen Jahr bereitgestellt. Die Beschäftigten in Sachsen-Anhalt waren demnach im vergangenen Jahr 28,4 Tage krankheitsbedingt an ihrem Arbeitsplatz ausgefallen. Sachsen-Anhalt ist damit Spitzenreiter im Bundesvergleich. Die AOK Sachsen-Anhalt betreut rund 840.000 Versicherte und 50.000 Arbeitgeber.

Zu den sechs großen Krankheitsgruppen gehören Atemwegserkrankungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Verletzungen, Psyche, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Erkrankungen der Verdauungsorgane. Auf sie entfallen 60 Prozent der Krankschreibungen.
Angestoßen durch die telefonischen Krankschreibungen tobt in Deutschland auch eine Debatte, ob sich Mitarbeiter zu schnell krankschreiben lassen. Ein MZ-Leser, der im Gesundheitswesen arbeitet, berichtet mir per Mail, dass es in seinem Unternehmen einen konstanten Krankenstand von 30 Prozent gibt. Je nach Dienstplan seien es immer die gleichen Mitarbeiter, die „Kasse machen“. Solche Erfahrungen haben sicher viele gemacht.
Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender des Versicherungskonzerns Allianz, bezeichnete Deutschland zuletzt auch als „Weltmeister bei Krankmeldungen“. Er schlug vor, den sogenannten Karenztag bei Krankmeldungen wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen. Es wäre sicher nicht falsch, das umzusetzen.

Doch die hohe Zahl der Fehltage kommt nicht zustande, weil einige Mitarbeiter mal blau machen. Vielmehr gibt es zwei große Treiber der Entwicklung: erstens die Demografie. Ältere Mitarbeiter sind im Schnitt doppelt so lang krank wie jüngere, weil sie schwerere Krankheiten haben. Damit sind wir beim zweiten Faktor: Langfristige Krankmeldungen haben einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtausfallzeiten in den Betrieben. So würden 3,9 Prozent der Krankmeldungen, die länger als sechs Wochen andauerten, 39,7 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage ausmachen, heißt es bei der AOK. Vor allem psychologische Störungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit längeren Ausfallzeiten verbunden. Kurz: Ein kleiner Teil der Kranken treibt statistisch gesehen die durchschnittliche Fehlzeit stark nach oben.
Mit Blick auf meine direkten Kollegen kann ich sagen, bei der MZ ist der Krankenstand nicht allzu hoch. Doch wir sind auch nicht den klassischen Risikofaktoren ausgesetzt: körperlich schwerer Arbeit und psychologischem Stress. Viele krankheitsbedingte Fehltage verzeichnen dagegen Call-Center-Mitarbeiter (39,7 Tage), Berufe in der Kunststoff- und Kautschukherstellung (39 Tage) und Berufe in der Altenpflege (38,1 Tage).
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
Wichtige Wirtschaftsthemen der Woche aus Mitteldeutschland
Lebensmittel noch teurer
Verbraucher müssen vor allem für Butter, Schokolade und Kaffee deutlich mehr zahlen. Wer profitiert von den steigenden Preisen: Bauern, Hersteller oder Handel? (MZ)

Flughafen-Chef will Stellen streichen
Sparkurs und gestrichene Strecken: Die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden stehen vor einem entscheidenden Jahr. Laut Flughafen-Chef Götz Ahmelmann müssen die Airports 2026 wieder in den schwarzen Zahlen sein. Dazu sollen Stellen gestrichen werden. (LVZ)

Hallenser soll Modefirma retten
Die Verbraucher halten sich auch bei Modekäufen zurück. Der Hersteller Gerry Weber ist daher erneut in Schieflage. Nun soll ein Investor gefunden werden. Dabei helfen, soll der hallesche Sanierungsfachmann Lucas Flöther. (MZ)

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Die Insolvenz von VW-Zulieferer Boryszew in Gardelegen ruft andere, erfolgreiche Firmen wie Eldisy und SLM auf den Plan. Sie wollen Mitarbeiter übernehmen. (MZ)
Solarfirma stellt Produktion ein
Aloe Solar wird die Produktion in Prenzlau stilllegen. Die Wettbewerber aus China sind einfach zu stark. Betroffen vom Ende der Modulproduktion sind rund 110 Mitarbeiter. (PV)
Wasserstoff für Leuna
Ab 2030 will die Total-Energies-Raffinerie in Leuna jährlich 30.000 Tonnen grünen Wasserstoff von RWE beziehen. Es wurde ein langjähriger Liefervertrag abgeschlossen. Der Wasserstoff kommt aus Niedersachsen. (MZ)

Zahl der Pendler steigt
Es verlassen wieder mehr Beschäftigte aus Sachsen-Anhalt das Land zur Arbeit. Gleichzeitig gibt es aber auch mehr Einpendler aus Nachbarländern. (VS)
Mondpreise in Amerika
Die Vogelgrippe sorgt für Rekordpreise für Eier in Amerika. Auch in Deutschland ist die Nachfrage stark gestiegen. Wie sich die Lage auf dem Eiermarkt in einer ländlichen Region Ostdeutschlands bemerkbar macht. (MZ)
Neues SUV-Modell für Leipzig?
Das Leipziger Porsche-Werk könnte Produktionsstandort für ein neues SUV-Modell werden. Porsche-Chef Oliver Blume kennt die Fabrik bestens, schätzt ihre Chancen für den Zuschlag gut ein – und sagt, was den Ausschlag gibt. (LVZ)

Spitzenbeamter geht zum Airport
Steve Hohenberger, langjähriger Büroleiter des bis Ende 2024 amtierenden sächsischen Finanzministers Hartmut Vorjohann (CDU), wechselt auf eine neue Position zum Flughafen Dresden. Soll er dort den Sparkurs durchdrücken? (SZ)