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Zellstoff Stendal GmbH Zellstoff Stendal GmbH: Papier aus Ostdeutschland boomt

Von Sabine Fuchs 23.01.2006, 09:22
Der Anlagenfahrer Andreas Hoppe kontrolliert an der Ballenlinie im Zellstoffwerk Stendal das Fertigprodukt. (Foto: dpa)
Der Anlagenfahrer Andreas Hoppe kontrolliert an der Ballenlinie im Zellstoffwerk Stendal das Fertigprodukt. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Stendal/dpa. - Die Zellstoff Stendal GmbH - größtes undmodernstes Zellstoffwerk Kontinentaleuropas - wird in diesem Jahrerstmals die volle Jahreskapazität erreichen. Die Anlagen seien seitder Inbetriebnahme im Oktober 2004 stufenweise hochgefahren wordenund erreichten 2006 ihre volle Jahresleistung von 550 000 Tonnenhochwertiger Faserstoffe, sagte Geschäftsführer Wolfram Ridder. Ausbis zu drei Millionen Festmetern Nadelholz fertigen die 580Mitarbeiter den Zellstoff, der zum Beispiel für die Herstellung vonZeitungspapier benötigt wird.

Nicht zuletzt die Milliardeninvestition des amerikanischenKonzerns Mercer International in Sachsen-Anhalt habe zu einem Boom inder ostdeutschen Papier- und Zellstoffindustrie geführt, sagte derGeschäftsführer des Verbandes Ostdeutscher Papierfabriken, AndreasRüther, in Heidenau bei Dresden. «Allein in den Jahren 2003 bis 2005sind zwei Milliarden Euro in diese Branche in den neuen Länderngeflossen».

Beispiele seien die Papierfabrik und das angrenzende Wellpappwerkim Spremberger Industriegebiet Schwarze Pumpe an der Landesgrenze vonSachsen und Brandenburg, in die das österreichische Unternehmen W.Hamburger AG aus Pitten bei Wien 175 Millionen Euro investierte. Inder Kriepa GmbH im sächsischen Kriebstein wurde in eine neue Anlagefür superweiches Hygienepapier investiert. 45 Millionen Euro gab dieWEPA Papierfabrik in Arneberg-Müschede (Nordrhein-Westfalen) fürdieses Projekt in der 100-prozentigen Tochter aus.

«Die Papierindustrie in Ostdeutschland hat eine lange Tradition»,sagte Rüther. Deshalb gebe es hier gut geschultes Personal. Dies seiein Grund für die Investitionsbereitschaft. Ridder nennt einenweiteren. «Die Nähe zu Osteuropa ist für viele Unternehmenausschlaggebend, der Markt dort ist riesig, der Bedarf groß».Außerdem sei die Infrastruktur in den neuen Ländern in denzurückliegenden Jahren entscheidend verbessert worden.

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Papierfabriken steht diePapierindustrie in Deutschland weltweit an fünfter Stelle hinter denUSA, China, Japan und Kanada. Mit einem Umsatz von rund 13 MilliardenEuro und einer Jahresproduktion von mehr als 20 Millionen Tonnenwerden insgesamt 3000 verschiedenen Papiere hergestellt.

Die ostdeutsche Papierindustrie wächst dabei überdurchschnittlich.So stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2005 auf mehr als 883Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2004 lag er noch bei 675 MillionenEuro. Grund war vor allem die Inbetriebnahme neuer Maschinen undWerke wie in Spremberg oder im thüringischen Wernshausen oder dasHochfahren von Anlagen wie in Stendal oder Leipa im brandenburgischenSchwedt, sagte Rüther.

Am dynamischsten hat sich die Zellstoff- und Papierindustrie inSachsen-Anhalt entwickelt. «Das Wirtschaftsministerium hat dort inden zurückliegenden fünf Jahren Fördermittel für 110Firmenansiedlungen und -erweiterungen bewilligt», sagte eineSprecherin. Diese Unternehmen hätten in Sachsen-Anhalt 1,2 MilliardenEuro investiert und 1524 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Mehr als 7000 Menschen sind derzeit in der Zellstoff- undPapierindustrie Ostdeutschlands beschäftigt. Ridder, dessen Konzernbereits 360 Millionen Euro in ein Werk im südthüringischenBlankenstein investiert hatte, sieht diese Zahl weiter wachsen. Dazumuss er nicht weit blicken: In unmittelbarer Nähe des ZellstoffwerkesStendal baut derzeit die aus Italien stammende Delipapier GmbH inArneburg eine Papierfabrik für rund 100 Millionen Euro. Ende diesesJahres soll das Werk für Hygienepapier in Betrieb gehen. Dann werdendort weitere 220 Arbeitsplätze entstanden sein.

Das eine Milliarde Euro teure neue Zellstoffwerk Stendal ist eine der größten Industrie-Investitionen Ostdeutschlands. (Foto: dpa)
Das eine Milliarde Euro teure neue Zellstoffwerk Stendal ist eine der größten Industrie-Investitionen Ostdeutschlands. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild